
Waldbaden: Ich habe es in Bayern ausprobiert + Anleitung
Waldbaden ist zum Trend geworden. Die Welt wird immer schnelllebiger und verrückter. Wer erfolgreich sein möchte, muss rund um die Uhr erreichbar sein. Sei es im Büro-Job, oder aber auch für Freunde privat. Durch Social Media sind wir überall via Messenger, Instagram oder Facebook sichtbar.
Immer häufiger sehnen sich die Menschen danach, ihr Smartphohne beiseite zu legen und endlich wieder mehr Freizeit im Leben zu haben. Mehr Zeit für sich zu haben. Eine Möglichkeit ist das Digital Detox, also die Flucht aus der digitalisierten Welt, eine Flucht aus dem stressigen "Rund-um-die-Uhr-erreichbar-sein". Und dabei hilft dir das Waldbaden enorm.
Ich durfte das Waldbad im Allgäu in Bayern im Haubers Naturresort testen und war begeistert.

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Wir sind zwei reiselustige Abenteurer, die es in die Ferne zieht. Auf unserem mit viel Herzblut geschriebenen Reiseblog findest du spannende Tipps und Berichte zu den Themen Reisen, Outdoor und Fotografie.
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Das klingt zunächst etwas schräg, ist aber nichts anderes, als Energie aus dem Wald zu ziehen. Energie, die dir im Alltag aktuell vielleicht fehlt, weil du zu gestresst bist. Energie, um wieder zu seelischen Kräften zu kommen, um in dich hinein zu hören, was du wirklich brauchst. Wie du im Wald perfekt abschalten kannst und was dir dabei am meisten hilft, erkläre ich dir in diesem Beitrag. Und keine Sorge, du musst keine Bäume umarmen. Stattdessen wirst du nach diesem Artikel richtig Lust haben bewusster in dich hineinzuhören.
Digital Detox für den Geist
Pushnachrichten, E-Mails und Instagram-Stories bestimmen oft unseren Alltag. Immer mehr Menschen sehnen sich nach Digital Detox. Digital Detox ist eine digitale Auszeit. Immer mehr Analysen zufolge verbringen wir jede Sekunde unserer Freizeit am Handy. Kein Wunder, dass es dem Einen oder Anderen langsam zu viel wird und er förmlich nach einer Auszeit lechzt.
Das würde aber bedeuten, dass du für eine gewisse Zeit (gefühlt) nichts mehr vom Geschehen in der Welt mitbekommst. Schaust du auch ständig aufs Smartphone, ob dir Freunde bei WhatsApp geschrieben haben, ob du eine geschäftliche E-Mail hast oder ob es eine Braking News vom anderen Ende der Welt gibt?
Wer sein Handy seltener in der Hand hat, ist auch produktiver. Aber einfach nur das Handy abzuschalten ist für die meisten Menschen schwierig bis gar nicht durchführbar. Eine kleine Auszeit dagegen sorgt für wahre Wunder.
Der Trend aus Japan: Waldbaden
Eine ganz besondere Art des Digital Detox ist das Waldbaden. Vielleicht stellst du dir jetzt die gleiche Frage wie wir das auch am Anfang taten. Was zur Hölle ist Waldbaden? Steht da eine Badewanne im Wald? Oder muss ich gar am Boden rumrobben und Bäume umarmen? Keine Angst. Es ist weder das eine noch das andere. Das Waldbaden stammt ursprünglich aus Japan und nennt sich dort Shinrin Yoko. Es heißt so viel wie Baden in der Waldluft.
Das erste Mal Waldbaden – eine kurze Anleitung
Susanne, unser Guide für das Event Waldbaden im Naturressort Haubers, begrüßt uns und erklärt, was es mit dem Waldbaden auf sich hat. Wir laufen gemeinsam den hauseigenen Klimapfad entlang bis wir in den Wald kommen. Der Wald, so erklärt uns Susanne, gibt sekundäre Stoffe ab, die mit unserem Immunsystem kommunizieren. Gerade depressiven oder schwerkranken Menschen helfen aus diesem Grund oft Heilungsmethoden aus dem Wald, weil so das Immunsystem gestärkt, der Blutdruck gesenkt und Stresshormone reduziert werden. Auch die sogenannten Killerzellen, also unsere Abwehrkräfte, werden nachgewiesenermaßen vermehrt und aktiviert.
Waldmeditation ist nicht einfach nur eine Meditation, es bedeutet eins mit dem Wald werden. In Japan gehört Waldbaden zur offiziellen Gesundheitsvorsorge. Es ist keine körperliche Anstrengung oder extreme sportliche Aktivität erforderlich, sondern nur das Genießen des Waldes um dich herum. Waldbaden soll sich erholend, stressreduzierend und vor allem entspannend auswirken.

Den Wald spüren
Als wir an einer schönen Lichtung ankommen, stellen wir uns im Kreis auf. Susanne lässt uns erst einmal den Wald riechen und hören. Wir lassen ihn voll und ganz auf uns wirken. Wir atmen tief durch und saugen unsere Lungen voll des natürlichen Elixiers aus dem Wald. Als nächstes lässt uns Susanne die Schuhe und Socken ausziehen. Wir stehen barfuß auf dem Waldboden und spüren intensiv, wie sich der Wald anfühlt.
Der Waldboden vibriert und ist nicht hart. Er gibt nach. Ich grabe meine Zehen in den Boden unter mir und inhaliere den Geruch von feuchtem Moos, Blättern, Baumrinde. Wir machen ein paar Entspannungsübungen und verharren kurz in der einfachen Yoga-Haltung Baum. Hierbei wird ein Bein angehoben und die Fußsohle auf Kniehöhe positioniert. Danach legen wir noch mit Ästen auf dem Boden das japanische Zeichen für Shinrin Yoko – Waldbaden – nach.
Wir arbeiten nur mit Mitteln aus der Natur. Wann hast du das letzte Mal einen Ast in der Hand gehalten und damit etwas in den Boden geschrieben oder Äste aufeinandergelegt? Richtig, ich weiß es auch nicht mehr. Vermutlich in der Schulzeit.
Meditation mitten im Wald
Meditieren kann man an vielen Orten und in vielen Zuständen – auch das ist fürs Digital Detox enorm wichtig. Viele Menschen leiden unter Schlaflosigkeit, können schwer einschlafen oder kommen einfach von ihrem Stresslevel nicht runter. Im Wald habe ich ehrlich gesagt noch nie meditiert. Es war ein tolles Erlebnis.
Wir sitzen im lockeren Schneidersitz da, die Zehen im Waldboden vergraben. Susanne versetzt uns mit ihrer Klangschale in eine angenehme Trance. Wir lassen nun bewusst „Wurzeln“ aus unseren Füßen und unserem Hintern wachsen, um uns gedanklich so richtig fest im Boden zu verankern. Die „Wurzeln“ geben uns Halt und sorgen für unsere Sicherheit. Unser Oberkörper wiegt sich im leichten Wind, die Wurzeln halten unseren restlichen Körper fest. Es geht schnell.
Wenn du dich darauf einlässt, gedanklich abzuschalten, nimmst du immer mehr den Wald um dich wahr. Du wirst regelrecht eins mit ihm. Du hörst Vogelgezwitscher, du riechst intensiver, du sitzt aufrecht und bequem. Du denkst in diesem Moment nicht. Du spürst. Dein Kopf schaltet ab, du nimmst nur dich und deinen Körper wahr.
All der Stress, alle wirren Gedanken, vielleicht auch Schmerzen, blendest du aus. Im Wald gibt es nur noch dich und die Natur. Als uns Susanne wieder aus der Meditation zurückholt, fühle ich mich super. Ich bin energiegeladen, fühle, wie mein Kopf klar wird. Mein Herz macht einen Satz. Es fühlt sich frei und beschwingt an.

Waldbaden: Humbug oder die Erleuchtung?
Natürlich wird sich dein Leben nich von einem Tag auf den anderen ändern. Das soll es ja auch gar nicht. Waldbaden soll dir aber zeigen, wie wichtig es ist, ruhig zu werden. Mir gelingt Meditation und Abschalten beim Yoga auch sehr gut. Aber im Wald war es für mich eine ganz neue und intensivere Erfahrung.
Die Geräusche der Natur, das eins werden mit ihr hat dafür gesorgt, dass ich endlich mal wieder nur mich gespürt habe.
Wann hast du das letzte Mal auf deinen Körper gehört? Wann hast du hinterfragt, was dir gut tut? Im Wald beim Waldbaden kannst du einfach nur SEIN. Mehr nicht. Und das wird dir vollkommen genügen.

Was brauchst du zum Waldbaden?
Eigentlich brauchst du zum Waldbaden nur dich. Angenehme Kleidung ist von Vorteil, vielleicht noch eine kleine Flasche Wasser, je nachdem wie lange du dich im Wald aufhalten möchtest. Zieh deine Socken aus und spüre die Natur bewusst. Eine kleine Matte kann dir helfen, wenn der Boden vielleicht feucht ist.
Was sind Anzeichen dafür, dass du Waldbaden/ Digital Detox dringend brauchst?
- Wenn du insgesamt am Tag mehr als 10 Stunden vorm PC, Handy und Fernseher verbringst
- Wenn du dich gestresst fühlst
- Wenn du das Gefühl hast, dass dir alles über den Kopf zu wachsen droht
- Wenn du Mutter/Vater bist und du vor lauter Kids, Haushalt und Terminen auch nicht mehr weißt wo dir der Kopf steht
- Wenn du Karriere-Frau/Mann bist
- Wenn du schlecht gelaunt bist
- Wenn du dich schwer damit tust, abzuschalten
- Wenn du Rückenbeschwerden hast, die auf Stress hindeuten
- Wenn du schon lange nicht mehr im Wald warst
- Wenn du am Wochenende das Gefühl hast, nur schlafen zu wollen
- Wenn du lethargisch bist und keine Antriebskraft hast
- Wenn du auf nichts Lust hast
Für wen ist Waldbaden geeignet?
Waldbaden ist für alle Altersgruppen geeignet. Wenn du jünger bist und nur noch auf dein Handy starrst, wird dir diese Erfahrung auf jeden Fall helfen, dich daran zurückzuerinnern wie wichtig abschalten in der Natur ist.
Wenn du schon älter bist und vielleicht nicht so gut zu Fuß unterwegs bist, dann solltest du auf gut ausgebauten Wegen laufen und dich dann nur wenige Schritte vom Weg im Wald entfernen. Pass auf nasse Wurzeln auf, die können rutschig sein. Dennoch, das Erlebnis wird dir gut tun.
Egal wie alt du bist, du musst dich beim Waldbaden auf die Natur einlassen und den Mut haben, die Kontrolle abzugeben und stattdessen nur zu genießen. Das wird dir wunderbar gelingen. Es wird dir gut tun.