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Voluntourism auf Dominica – Waitukubuli National Trail
Hilfe beim Neuaufbau des Waitukubuli National Trails
Wir starten früh in den Tag. Unser kleiner Bungalow liegt direkt am Meer. Wir schlendern in der Dunkelheit an unserem Hausstrand entlang und warten voller Spannung auf den Sonnenaufgang. Nach dem Frühstück geht es tief in den Urwald. Wirbelsturm Maria hat Tausende Bäume gefällt und die Wanderwege auf Dominica quasi komplett zerstört. Einige Wanderungen sind schon wieder machbar. Bis der 184 Kilometer lange Waitukubuli National Trail wieder komplett begehbar ist, wird es aber noch einige Zeit dauern. Wir helfen heute dabei, den längsten Fernwanderweg der Karibik wieder aufzubauen.
⭐ Dominica wurde von Wirbelsturm Maria 2017 schwer getroffen. Vieles wurde zerstört, vieles aber auch schon wieder aufgebaut. Wir haben uns im Juni 2018 auf Dominica umgesehen. Diese Recherchereise wurde unterstützt von → Discover Dominica.
⭐ Die Fotos in diesem Artikel wurden mit dem iPhone 6s, der → Nikon D810 und der → Sony Alpha 6000 geschossen. Was wir sonst noch so dabei haben auf unseren Wanderungen und Reisen? Hier geht es zu unserer → Fotoausrüstung.
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Sonnenaufgang auf Dominica
Wir lauschen dem Meeresrauschen und genießen die leichte Brise. Der Himmel färbt sich leicht violett, der ganz große Knall bleibt aber aus. Trotzdem ist es eine wunderschöne Stimmung, so früh am Strand.
Empfehlenswerte Reiseführer zu Dominica und zur Karibik
- Dominica: Nature Island Of The Caribbean – Second Edition: Nature Island of the Caribbean (Englisch)*
- MARCO POLO Reiseführer Karibik*
- Kreuzfahrt Reiseführer durch die südliche und nördliche Karibik*
- Der Baum des Reisenden: Eine Fahrt durch die Karibik*
- Einfach davongeflogen: Mein Ticket in ein neues Leben*
Voluntourism im elften Segment des Waitukubuli National Trails
Nach dem Vergnügen folgt die Arbeit. Unser Fahrer Oris bringt uns tief in den Urwald. Wir haben immer wieder tolle Ausblicke auf die Insel und fahren an kleinen Feldern vorbei, auf denen die Einheimischen Obst und Gemüse anbauen. Die Straße ist fast durchweg einspurig. Gegenverkehr sollte man hier besser nicht haben. Oris ist solche Straßen aber natürlich gewohnt und hupt vor jeder Kurve, in der Hoffnung, dass kein Gegenverkehr kommt.
Ehrenamtliche Forstarbeit & mehr
Wir unterstützen Annette dabei, einen Teil des Fernwanderweges Waitukubuli National Trail zu räumen. Wirbelsturm Maria zerstörte 2017 große Teile der Insel – die Folgen sind auch heute noch zu sehen. Um die Wanderwege wieder begehbar zu machen, gibt es auf Dominica ein Voluntourism-Programm für Besucher. Zusammen mit der Schweizerin Annette – französisch ausgesprochen Annette – und ihren zwei Helfern Fabian und Dillan machen wir uns auf den Weg durch den Dschungel. Einige Kilometer der Sektion elf, auf der wir heute arbeiten, sind bereits geräumt und wir kommen schnell voran. Es liegen aber auch immer wieder große Baumstämme quer über dem Weg, die wir überwinden müssen. Die ganz großen Bäume können Annette und ihre Jungs aber nicht mit ihren Motorsägen zerteilen – dafür braucht es echte Profis. Das karibische Holz ist extrem hart, erzählt Annette. „Kein Vergleich mit europäischer Fichte” – die sei dagegen weich wie Butter.
Im tiefsten Urwald
Nach einer guten Stunde erreichen wir das Ende des Trails – zumindest den Teil, der bereits geräumt ist. Vor uns tut sich ein Meer aus grünem Dickicht auf. Und hier sollen wir uns durchschlagen? Das hört sich nach einem Ding der Unmöglichkeit an. Unsere Aufgabe besteht darin, uns weiter durch den verwachsenen Weg zu kämpfen. Fabian und Dillan übernehmen Kettensäge und Motorsense – ein echter Knochenjob in der prallen Sonne bei über 30 Grad. Wir ziehen Äste und kleine Baumstämme und aus dem Unterholz und werfen sie in den Dschungel neben den Weg. Größere Baumstämme tragen wir gemeinsam weg. Plötzlich verstummt der Lärm der Kettensäge und Dillan ruft nach Fabian – irgendetwas stimmt nicht. Dillans Kettensäge steckt in einem Baumstamm fest. Das kommt nur selten vor. Mit vereinten Kräften haben wir den Baumstamm ein Stück an, um die Kettensäge wieder zu befreien. Manchmal reicht es schon, wenn sich der Baumstamm wenige Millimeter nach oben bewegt, damit dieser die Kettensäge wieder freigibt. Heute ist das aber zwecklos.
Wir müssen auch darauf achten, dass der Stamm nicht bricht. Dann wäre die Kettensäge zwar frei – aber die Kette ziemlich sicher hinüber. Mit der Machete machen sich die beiden Jungs daran, die Kettensäge freizuschlagen. Nach einer Viertelstunde ist es geschafft – die Kettensäge ist wieder frei und die Kette unversehrt.
Inzwischen ist es Mittag und die Sonne prallt mit voller Wucht auf unsere Köpfe. Vor Wirbelsturm Maria ist hier auf diese alte Holzfällerstraße kein Sonnenstrahl gefallen – Maria hat nicht nur Tausende Bäume entwurzelt, sondern auch die komplette Baumkrone weggeblasen. Es wird Jahre oder gar Jahrzehnte brauchen, bis sich der Regenwald von dieser brachialen Naturgewalt erholt. Immer vorausgesetzt, es gibt keine neue Maria. Die Wunden, die Maria hinterlassen hat, sind noch überall zu sehen. Nicht nur in den Orten, wo man noch immer zerstörte Häuser sieht, sondern auch in der Natur. Auf der anderen Seite sieht man jetzt erst die grandiose Landschaft, die vorher unter dem dichten Grün des Regenwaldes versteckt war. Dominica ist nach dem Wirbelsturm anders – aber noch immer wunderschön.
Die Einheimischen sind Wirbelstürme gewohnt – ein Sturm wie Maria trifft aber nur alle paar Jahrzehnte auf die Insel. Nach Maria haben Schätzungen zufolge etwa 30.000 Menschen die Insel verlassen – das ist fast die Hälfte der Bevölkerung. Vor Maria hatte die Insel rund 70.000 Einwohner. Einige werden sicher zurück in ihre Heimat kommen – andere werden versuchen, sich auf einer anderen Insel in der Karibik oder in den USA eine neue Zukunft aufzubauen.
Wirbelsturm Maria
In der Pause erzählt uns Annette , wie sie den Wirbelsturm erlebt hat. Ihre Erzählungen sorgen dafür, dass wir unter der sengenden Hitze der Mittagssonne dennoch Gänsehaut bekommen. Annette erklärt uns, dass der Wirbelsturm in drei Abschnitten erfolgt. Erst folgt eine schwere Sturmwelle, dann kommt das sogenannte Auge und danach folgt eine noch viel stärkere Sturmwelle. Annette erzählt uns, dass sie in jener Nacht Todesangst hatte. Der Sturm dauerte etwa von sechs Uhr abends bis drei, vier Uhr morgens. Als die erste Sturmfront vorüber war, folgte eine Totenstille im Auge. Wer die Nerven besitzt, konnte im Auge sogar die Sterne sehen, erzählt Annette. Die zweite Welle des Sturms war so heftig, dass sie dachte, diese Nacht nicht zu überleben. Es muss furchtbar gewesen sein. Aber zum Glück blieben sie und ihr Mann unverletzt und auch ihr Hotel wurde nicht so schlimm getroffen wie befürchtet.
Am frühen Nachmittag ist es für uns Zeit, aufzubrechen. Wir winken Annette , Fabian und Dillan zum Abschied und machen uns auf den Rückweg. Wir hören den Lärm der Kettensäge noch lange. Für die drei ist es noch ein hartes Stück Arbeit. In den vergangenen Monaten haben sie knapp die Hälfte des Trails freigeräumt – zumindest das, was ohne Profi-Ausrüstung zu schaffen ist.
Atemberaubende Aussicht
Wir fahren die enge Straße wieder hinab. Oris hupt wieder vor jeder Kurve, um den Gegenverkehr zu warnen. Wir haben aber Glück – uns kommt niemand entgegen. Wir fahren vorbei an Maisfeldern, Orangenbäumen, Kaffeepflanzen und Avocado-Sträuchern und halten immer wieder an, um die atemberaubende Aussicht zu genießen. Oris erklärt uns, dass Mangos nur im August geerntet werden und Papayas das ganze Jahr über wachsen. Nach Maria gibt es aber noch immer kaum Früchte – die Natur muss sich erst langsam erholen.
Fahrt an die Ostküste
Unsere Reise führt uns weiter auf die Ostküste Dominicas. Wir fahren die kurvige Ostküstenstraße nach Süden. Wir blicken aufs Meer und auf die schroffe Küste – es ist traumhaft schön. Nicht umsonst wurden viele Szenen aus “Fluch der Karibik 2” auf Dominica gedreht.
Pagua Bay House
Am Nachmittag erreichen wir die Pagua Bay und unser Hotel für die kommenden zwei Nächte. Die Bungalows des Pagua Bay House (→ Website) sind in dieser wunderschönen Bucht die einzigen Gebäude. Wir wohnen in einem riesigen Holzbungalow. Fenster gibt es keine, nur Fensterläden aus Holz. Wir fühlen uns pudelwohl und genießen die Aussicht und das Meeresrauschen von der großen Hotelterrasse. Der Pool lädt zum Plantschen ein – ins Meer kann man in der Pagua Bay leider nicht. Der Strand besteht aus großen Felsen und das Meer bricht mit brachialer Gewalt an Land. Und man sieht die Auswirkungen der weltweiten Umweltverschmutzung. Seit einiger Zeit gibt es hin und wieder ein großes Algenproblem an der Ostküste. Die Ursache ist noch unbekannt, aber sicher menschengemacht.
Am Abend werden wir mit köstlicher Callaloo – einer Gemüsesuppe – und kreolischer Pasta verwöhnt. Wir sitzen noch bis lange in die Nacht auf der Terrasse und genießen die warme Brise, das Rauschen des Meeres und die Geräusche aus dem Urwald. Man kann es sich nicht vorstellen, welch ein Konzert die Vögel und sicher auch andere Tiere auf Dominica nach Einbruch der Dunkelheit von sich geben. Es ist ohrenbetäubend, aber absolut faszinierend.
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