
Nepal: Hillary-Bridge zwischen Phakding und Namche Bazar
In der Nacht schlafe ich unruhig. Das kann an der Höhe liegen, muss aber nicht. Phakding liegt immerhin auf 2610 Metern. Unsere erste Unterkunft ist auch schon etwas aufregend. Sobald jemand über den Flur läuft, knarzt es fürchterlich. Ein Waschbecken gibt es nur draußen im Vorhof der Lodge.

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Wir sind zwei reiselustige Abenteurer, die es in die Ferne zieht. Auf unserem mit viel Herzblut geschriebenen Reiseblog findest du spannende Tipps und Berichte zu den Themen Reisen, Outdoor und Fotografie.
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Ein Highlight der Wanderung nach Namche Bazar ist die Hillary Bridge
Es zieht und ist ziemlich kalt in den spärlich eingerichteten Zimmern. Aber unsere Schlafsäcke halten uns zum Glück mollig warm. Biggi hat seit der ersten Nacht einen einfachen Trick: Sie stopft ihre Kleidung in den Fußraum des Schlafsacks und hat so am Morgen kuschelig warme Klamotten zum anziehen. Sie verstaut auch unsere Akkus in ihrem Schlafsack. Kälte ist der sichere Tod für unsere Energiespeicher. Am Morgen gibt es im Freien am Waschbecken eine Katzenwäsche. Es ist wirklich eisig kalt. Nach dem Frühstück geht’s endlich los: Wir brechen zu einer atemraubenden Trekking-Tour nach Namche Bazar auf. Ein Highlight auf dieser Wanderung ist die bekannte Hillary Bridge, die hoch über einem Canyon im Wind schaukelt. Wir sind schon gespannt.

Yaks
Schon nach wenigen Minuten queren wir wieder den Fluss, den Dudhkoshi, über die Hängebrücke. Es wird heute nicht die letzte sein. Der Weg führt uns idyllisch durch das Tal am Fluss entlang. Es geht langsam, aber stetig bergauf. Den Weg teilen sich Trekker, Träger und Lastentiere. Auf dieser Höhe werden die Waren noch nicht von Yaks transportiert, erklärt unser Guide. Echten Yaks wäre es auf dieser Höhe viel zu warm. Vielmehr nutzen die Nepali eine Kreuzung aus Yak und Rind, den Dzopkyos. Es gibt aber gefühlt unendlich viele Kreuzungen und noch mehr Namen. Der Einfachheit halber reden wir einfach von Yaks, die in freier Wildbahn übrigens bis zu eine Tonne auf die Waage bringen und einen Menschen mit einem Tritt töten können. Die domestizierten Tiere kommen nur auf bis zu 300 Kilo.



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Der Thamserku – kein echter Berg?
Nach einer Stunde kommt der Thamserku in Sicht. Mit 6623 Metern zählt der Thamserku noch nicht einmal als richtiger Berg (Mount) – zumindest hier in Nepal. Aber das ist Quatsch. Der Thamserku ist natürlich ein ausgewachsener Berg, der nicht einfach zu besteigen ist. Der Blick auf den Riesen ist beeindruckend. Das Tal mit dem Fluss Dudhkoshi und dem Thamserku im Hintergrund ist ein fantastisches Fotomotiv. Nach zwei Stunden Trekking legen wir die erste Rast ein – es gibt Lemon-Tea, wie so oft auf unserer Reise. Viel trinken ist auf dieser Höhe lebenswichtig. Drei bis vier Liter ist eine Richtzahl, an die man sich halten sollte.





Der Nationalpark Sagarmatha und der „Gott des Khumbu“
Gegen 11 Uhr erreichen wir den Eingang des Nationalparks Sagarmatha. Der Khumbila, was übersetzt „God of Khumbu“ bedeutet, sticht mit seinen 5761 Metern schon von weitem ins Auge. Der Mount Khumbila, der merkwürdigerweise den Titel Mount tragen darf, ist heilig und wurde zumindest offiziell noch nie erfolgreich bestiegen. Ein illegaler Versuch Ende der 80er Jahre – der Khumbila darf nicht bestiegen werden – endete tödlich. Die Sherpa sagen, das war die heilige Rache des Berges.
Kurz hinter dem Eingang zum Nationalpark Sagarmatha – hier müssen wir unsere Permits vorzeigen – steigen wir in steilen Stufen ab. Uns kommen immer wieder lange Treks aus Eseln, Pferden Yaks – die noch keine echten Yaks sind – entgegen. Schon bald queren wir wieder eine lange Hängebrücke. Der Weg führt direkt am Fluss entlang in Richtung Hillary-Bridge. Ein weiteres Highlight auf dem Weg nach Namche Bazar. Schon aus der Ferne erkennen wir die imposante Konstruktion über der Schlucht, unter der die alte Hillary-Bridge ihr Dasein fristet. Bevor wir die Hillary-Bridge erreichen, zieht der Weg steil an. Auf dieser Höhe und mit dem schweren Gepäck – ich trage meine komplette Kameraausrüstung – ist jeder Schritt eine Qual.









Die Hillary Bridge
Schon aus der Ferne ist die Hillary Bridge beeindruckend. Nach einem steilen Aufstieg stehen wir vor der imposanten Hängebrücke. Überall wehen Gebetsfahnen im Wind und es bildet sich eine regelrechte Menschentraube. Einheimische Träger wollen schnell über Hillary Bridge, Trekker wollen möglichst viele Fotos von sich und der Brücke schießen. Der Blick von der Mitte der Hillary Bridge hinab ins Tal und auf den Dudhkoshi ist phänomenal. Im Wind schwankt die Brücke gehörig. Als eine ganze Karawane Yaks auf die Brücke kommt, schaukelt die Konstruktion gewaltig. Nein, viel Zeit haben wir hier auf der Brücke, gehetzt von Yaks, leider nicht.




Schweißtreibender Aufstieg nach Namche Bazar
Direkt nach der hinter der Hillary-Bridge haben wir noch einmal einen atemberaubenden Blick ins Tal. Von hier an wird die Wanderung kraftraubend. Der Weg zieht steil an. Mit der Kameraausrüstung auf dem Rücken quäle ich mich Schritt für Schritt, Serpentine für Serpentine, Stufe für Stufe nach oben. Hier auf rund 3000 Metern ist das kein Spaß. Die Nepali lachen nur darüber. Die Träger schleppen hier teilweise 100 Kilo und mehr nach oben. Ein unvorstellbarer Kraftakt. Zumal die Schuhausstattung mancher Träger mehr als schlecht ist.




Der Everest View Point versinkt im Nebel
Kurz vor Namche Bazar erreichen wir den Everest View Point. Leider hängen dicke Wolken tief am Himmel und es schneit sogar ein wenig. Der erste Blick auf den Mount Everest bleibt uns hier noch verwehrt. Wir steigen weiter auf und erreichen endlich Namche Bazar – die Hauptstadt der Sherpas. Wir spüren die Höhe nun recht deutlich – wir sind hier bereits auf über 3400 Metern. Die Luft ist deutlich „dünner“ als heute Morgen. Man spricht zwar davon, dass die Luft dünner wird. Der Sauerstoffgehalt der Luft bleibt aber immer bei 21 Prozent. Das Problem liegt darin, dass der Luftdruck abfällt und damit die Sauerstoffaufnahme der Lunge sinkt, dem Körper deshalb weniger Sauerstoff zur Verfügung steht – auf 5000-6000 Metern nur noch etwa die Hälfte, auf Höhe des Mount Everest nur noch ein Drittel. Übrigens: Bereits ab einer Höhe von 2000 Metern kann man höhenkrank werden. Die Höhenkrankheit ist potenziell lebensgefährlich und fordert nicht nur in Nepal immer wieder Todesopfer. Würde man ohne Akklimatisierung mit einem speziell umgebauten Hubschrauber auf dem Gipfel des Mount Everest ausgesetzt werden (was technisch möglich wäre: → Didier Delsalle hat es bewiesen), wäre man in wenigen Sekunden bewusstlos. Im Gegensatz zu den indigenen Völkern Südamerikas, die ebenfalls in sehr hohen Höhen leben, sind Tibeter (die Sherpa stammen ursprünglich aus Tibet) genetisch sehr gut an die Höhe angepasst und erkranken in der Regel nicht.
Namche Bazar – die Hauptstadt der Sherpas
Bereits am Ortseingang von Namche Bazar empfängt uns ein schönes Tor mit Gebetsmühlen. Wenige Meter später stoßen wir auf einen alten Stupa. Der künstliche angelegte Wasserfall, der an einen Kurort erinnert, will da nicht so recht ins Bild passen. In kleinen Kaskaden fließt das Wasser den künstlichen Flusslauf hinunter. Namche Bazar ist voll auf Tourismus ausgelegt. Trotzdem ist der Ort recht nett und versprüht einen gewissen Charme. Wir schlendern ein wenig durch den Ort und sehen uns das Treiben der Händler an. Am Wegrand liegen Kühe, ein Esel läuft entlang, Hunde schlafen mitten auf dem Weg. In der Hauptstraße, in der natürlich keine Autos fahren, reihen sich Bars, Cafés, Friseure und diverse Shops aneinander. Die Ware in den meisten Outdoor-Geschäften ist gefälscht. Es gibt aber auch einige offizielle Stores wie „Sherpa“ oder „The North Face“.




Platikmüll in Nepal – ein echtes Problem
Wie immer sind wir auf der Suche nach einem magischen Fotospot. Wir lassen Namche Bazar hinter uns und folgen einem schmalen Pfad, der uns immer weiter nach oben führt. Wir sind nicht lange unterwegs und haben einen herrlichen Blick auf die umliegenden Gipfel. Leider zieht es immer stärker zu. Das Wolkenspiel ist atemberaubend, versperrt aber die Sicht. Bald sehen wir überhaupt nichts mehr und wir kehren um. Eine Müllkippe trübt den Genuss. Vor allem der Plastikmüll ist hier oben ein echtes Problem. Es gibt ja keine Müllabfuhr und viel von dem, was nach oben geschleppt wird, wird wild entsorgt oder verbrannt. Leere Batterien oder Plastik sollte man hier deshalb auf keinen Fall in den Mülleimer werfen und wieder mit nach Deutschland nehmen. Auch Wasser in Plastikflaschen, die in Lodges und Läden verkauft werden, sollte man meiden. Besser sind eigene Edelstahlflaschen, in die man sich abgekochtes Wasser füllen lässt.


Knoblauch hilft in der Höhe
Am Abend essen wir in der Lodge eine leckere Knoblauch-Suppe. Knoblauch verdünnt das Blut und hilft dabei, besser zu schlafen. In den Zimmern ist es aber wieder empfindlich kalt. Wir hoffen, dass uns unsere Schlafsäcke auch heute Nacht warm halten.