
Nepal Tag 10: Wanderung auf den Nangkartshang Peak (5068 Meter)
In der Nacht klart es auf. Um kurz nach vier breche ich dick eingepackt auf in die Kälte. Unweit der Lodge gibt es einen super Platz zum fotografieren. Die Milchstraße steht über der Ama Dablam. Mein Fotorucksack liegt am Boden und ist nach wenigen Minuten mit einer dünnen Eisschicht überzogen.

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Das erste Mal über 5000 Metern
Es ist wirklich bitterkalt. Doch in dieser grandiosen Landschaft vergesse ich die Kälte. Ich blicke in Richtung Lhoste und bewundere das Wolkenspiel am Gipfel. Kurz vor Sonnenaufgang strahlt die Sonne die Wolken an – ein atemberaubendes Spektakel. Ich warte noch eine Weile und lasse die Szenerie auf mich wirken. Dann packe ich meine Sachen und laufe weiter aus Dingboche heraus. Ich folge dem Weg, den wir gestern aufgestiegen sind.





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Angriff aus dem Hinterhalt
Ich weiß nicht, was es ist, aber mich beschleicht ein komisches Gefühl. Ich drehe mich um und sehe einen großen Hund, der auf mich zustürmt. Der Hund fletscht die Zähne und kommt schnell näher. Mein Stativ ist leider am Rucksack befestigt, so schnell bekomme ich das nicht zu packen. Ich hebe ein Bein und halte der Bestie die Sohle meines dicken Wanderschuhs entgegen. Der Hund stoppt. Ich blicke direkt in seine Augen. Ein Auge ist hellblau, das andere ganz dunkel. Das Tier macht komische Verrenkungen, jault ganz merkwürdig und reißt das Maul auf. Ich brülle das Vieh an, es lässt sich aber nicht verscheuchen. Aus der Ferne mag das komisch aussehen. Da stehe ich auf einem Bein, das andere in der Luft dem Hund zugewandt, brüllend. In diesem Moment ist das alles andere als lustig. Schaum vor dem Maul sehe ich keinen, trotzdem denke ich sofort an Tollwut. Ohne Impfung verläuft ein Biss von einem tollwütigen Tier immer tödlich. Biggi und ich sind zwar geimpft – drauf anlegen will ich es trotzdem nicht. Zum Glück scheint mein Gebrüll doch Eindruck zu machen. Der Hund lässt von mir ab und rennt einige hundert Meter zurück ins Dorf. Das Tier lässt mich aber nicht aus den Augen.
Die Lust auf Fotos ist mir gerade ziemlich vergangen. Ich will nur noch sicher zurück zur Lodge. Ich gehe in einem großen Bogen um den Hund, der am Dorfeingang lauert. Vergebens. Das Tier Stürmt wie vom Teufel besessen auf mich los. Inzwischen habe ich mein Stativ vom Rucksack genommen und könnte damit im Notfall zuschlagen. In der anderen Hand halte ich einen großen Stein, den ich in Richtung des wirren Tieres schleudere. Der Hund rennt aber weiter auf mich zu. An Steinen mangelt es hier in Nepal zum Glück nicht. Ich werfe ein halbes Dutzend großer Steine und verfehle das Tier nur knapp. Das macht aber offenbar Eindruck. Der Hund stoppt und rennt in eine andere Richtung. Schnell gehe ich weiter in Richtung Lodge – aber nicht, ohne dabei ständig nach hinten zu schauen.
Der Nangkartshang Peak
Um kurz vor neun brechen wir zum Nangkartshang Peak auf. Der Nangkartshang Peak ist quasi Dingboches Hausberg und für die Nepali nicht mehr als ein kleiner Hügel. Der Weg auf den Nangkartshang Peak ist auch nicht besonders anspruchsvoll. Aufgrund der Höhe ist der recht steile Aufstieg aber ziemlich anstrengend. Wir sind noch nicht lange unterwegs, da ziehen schon wieder Wolken auf. Die Formationen sind ein tolles Naturschauspiel. Wir queren eine Passage, über die die Wolken wegziehen. Hier kühlt es extrem ab. Die Wolkendecke reißt aber immer wieder auf und gibt den Blick auf die Ama Dablam frei. Wir sind inzwischen auf über 4800 Metern angekommen. Jeder Schritt wird zum Kraftakt. Bis zum Gipfel sind es noch fast 300 Höhenmeter. Ein Teil der Gruppe bricht hier ab. Zu viert versuchen wir de Höhe zu trotzen und steigen weiter auf. Wir wollen, auch als Vorbereitung für die kommenden Tage und dem finalen Trek zum Everest Base Camp, unbedingt die magische Marke von 5000 Metern überschreiten.











Auf über 5000 Metern
Wir halten immer wieder an, um einen Schluck zu trinken und durchzuatmen. Trotzdem geht es recht flott voran. Wir kämpfen uns weiter den Hügel hinauf. Ich schaue immer wieder aufs GPS. Noch ein paar Meter, dann verkünde ich die 5000-Meter-Marke. In diesem Moment sind wir alle stolz auf uns. Dieser Aufstieg war schon jetzt etwas ganz besonderes für uns alle. Wir feiern unseren errungenen Sieg aber nur kurz. Der Nangkartshang Peak ist noch nicht bezwungen. Im oberen Teil wandelt sich die Landschaft. Der Grashügel wird zu einem Felsenungetüm. Auf den ersten Blick scheint es so, als würden uns noch ein paar Kletterstellen erwarten. Wir erreichen den Gipfel aber ganz problemlos ohne den Einsatz der Hände. Zur Akklimatisierung ist die Wanderung auf den Nangkartshang Peak ideal – und der Ausblick wäre ohne die Wolken auch atemberaubend. Ein echter Berg ist der Nagarthsang Peak aber natürlich nicht. Den rund 5600 Meter hohen Hauptgipfel erreicht man ohnehin nur mit Kletterausrüstung. Am Nangkartshang Peak zeigt das GPS 5068 Meter an – wir stehen quasi 260 Meter über dem Gipfel des Mont Blanc. Was wollen wir mehr? Allein dafür hat sich der schweißtreibende Aufstieg gelohnt.







Katzenwäsche im Freien
Beim Abstieg müssen wir ein wenig aufpassen. Feiner Sand und Geröll erfordern Trittsicherheit. Einige hundert Höhenmeter weiter unten treffen wir auf eine junge Frau, die sich übergeben muss. Ihr scheint die Höhe nicht zu bekommen. Die Frau ist zum Glück nicht alleine, sondern mit einer Gruppe unterwegs. Wir erreichen unsere Lodge am frühen Nachmittag. Inzwischen liegt das ganze Tal im Nebel. Der Sonnenuntergang fällt damit wieder ins Wasser. Nach der schweißtreibenden Wanderung müssen wir uns wirklich waschen. Fließend Wasser gibt es nicht und warmes Wasser nur auf Bestellung. Bei knapp über null Grad gibt es eine kurze Katzenwäsche im Hof der Lodge – mit Wasser aus dem eiskalten Bach. Die Füße freuen sich trotzdem. Den Abend lassen wir gemütlich in der Lodge am wärmenden Ofen ausklingen.

