Testbericht zur Canon EOS R
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Canon EOS R im Test – meine Erfahrungen

Mit der im Oktober 2018 eingeführten EOS R will Canon den Markt für spiegellose Vollformat-Kameras (zum Vergleich DSLM vs. DSRL) aufmischen.

Der Body der EOS R wiegt inklusive Akku 660 Gramm. Damit ist die spiegellose Systemkamera leichter als eine vergleichbare Spiegelreflexkamera mit Vollformat-Sensor. Auch bei den Abmessungen hat die EOS R im Vergleich zu einer DSLR die Nase vorne. Ein Extrem-Fliegengewicht ist die EOS R aber nicht. Dennoch eignet sich die DSLM gut für Reisen oder für längere Wanderungen.

Wie sich die Canon EOS R im harten Alltag eines Reise- und Landschaftsfotografen schlägt, verrate ich dir in unserem großen Kamera-Test. Getestet habe ich die EOS R übrigens mit dem Canon RF 24-105mm 4.0 L IS USM.

Aktualisiert am 05.01.2024
Die Reiseblogger Biggi Bauer und Florian Westermann

Technische Daten im Überblick

Auf den ersten Blick lesen sich die technischen Daten vielversprechend: Der Sensor löst mit 30,3 Megapixeln aus und der Autofokus ist mit 5655 wählbaren Feldern ausgestattet. Der Dynamikumfang des Sensors liegt bei ISO 100 bei guten 13,5 Blendenstufen. Damit gelingen auch bei starken Helligkeitskontrasten – etwa bei Sonnenuntergang – noch tolle Fotos.

Bei vielen Kommentatoren kommt die EOS R im Internet trotzdem nicht gut weg. Hauptkritikpunkt ist die vergleichsweise geringe Serienbildgeschwindigkeit von 8 Bildern pro Sekunde. Zudem stören sich viele Fotografen am fehlenden internen Bildstabilisator (wie ihn etwa Sony in vielen Kameras anbietet). Heftiger Kritik sieht sich auch der Bildsensor ausgesetzt. Doch was ist dran an der Kritik?

Tipp: Hier findest du unsere Kamera-Kaufberatung.

📸 Tipp: In unserem großen Online-Fotokurs lernst du in wenigen Wochen, wie du wirklich grandiose Fotos schießt.

Die Canon EOS R im Test – der erste Eindruck

Die Canon EOS R mit dem Canon 24-105mm im Test
Zumindest optisch macht die Systemkamera einiges her. Aber wie gut schlägt sich die Canon EOS R im Test wirklich?

Bei der EOS R setzt Canon auf ein Gehäuse aus Magnesium, kombiniert mit Polykarbonat (ein thermoplastischer Kunststoff) mit Glasfaserkunststoff-Teilen. Das Gehäuse wirkt robust und äußerst wertig. Zudem schmeichelt der Kamera-Body den Händen. Insgesamt erinnert die EOS R von der Form sehr stark an Canons Spiegelreflexkameras – und das ist auch gut so.

Ich persönlich mag Canons in vielen Jahrzehnten gereifte Formensprache sehr gerne. Es hätte auch keinen vernünftigen Grund gegeben, vom bekannten Design abzuweichen. Die Größe ist perfekt. Die Kamera liegt gut in der Hand und ist nicht zu groß – und auch nicht zu klein.

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Die Ausstattung der DSLM

Die EOS R hat (fast) alles an Bord, was man von einer modernen Systemkamera im oberen Preissegment erwartet. Die Kamera ist mit WLAN und Bluetooth sowie mit einer USB 3.1-Schnittstelle ausgestattet.

Außerdem gibt es einen HDMI-Ministecker Ausgang (Typ C), einen Eingang für ein externes Mikrofon (Miniklinke Stereo), einen Kopfhöreranschluss (Miniklinke Stereo) und eine E3-Schnittstelle (Fernauslöser).

Einen internen GPS-Empfänger suchst du leider vergebens – ebenso einen zweiten Kartenslot. Das ist für mich einer der größten Kritikpunkte an der EOS R. Gerade Hochzeitsfotografen etwa schätzen den zweiten Kartenslot sehr, um Fotos doppelt zu sichern.

Ich selbst hatte zum Glück noch nie eine defekte Speicherkarte zu beklagen. Ich kenne aber Fotografen, die schon damit zu kämpfen hatten. Unvorstellbar, wenn gerade die Speicherkarte nicht mehr lesbar ist, auf der der Moment der Ringübergabe festgehalten wurde. Das kommt selten vor – ist aber auch nicht ganz ausgeschlossen.

Der geöffnete Kartenslot der Canon EOS R
Die Canon EOS R hat leider nur einen Kartenslot. Für Profi-Fotografen ist das ein Manko

Laden per USB-C

Laden kannst du die EOS R übrigens auch per USB-C-Anschluss. Auf Reisen oder Wanderungen mit schlechter Stromversorgung ist das ein wichtiges Feature. Allerdings: Das USB-Laden funktioniert nur mit einem USB-Netzteil, das mindestens 3 Ampere ausgibt. Die Auswahl solcher Netzteile ist überschaubar. Canon bietet extra dafür das sündhaft teure Netzteil „PD-E1“ an, das aber ohne Steckdose in einsamen Gegenden völlig sinnlos ist.

Tipp: Ich würde stattdessen auf die leistungsstarke Powerbank Anker PowerCore 10000 PD setzen, die den Akku der EOS R ebenfalls per USB-C laden kann. Damit diese Lösung wirklich funktioniert, musst du zwingend den USB-C-Anschluss und ein leistungsfähiges USB-C-Kabel nutzen. Der USB-A-Anschluss hat nicht genug Power, um den Akku in der EOS R zu laden. Hier wirst du nur eine Fehlermeldung erhalten.

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Ein ganz besonderes Feature der Canon EOS R

Gleich zu Beginn meines Tests muss ich eine vorbildliche Eigenschaft der EOS R erwähnen. Ein tolles Feature der Kamera ist der Schutz des Bildsensors bei abgenommenen Objektiv. Spiegellose Systemkameras haben in der Regel das große Manko, dass der Bildsensor bei abgenommenen Objektiv ohne Schutz freiliegt.

Bei der DSLR schützt der Spiegel den Sensor – bei der DSLM fehlt dieser Schutz. Umso erfreulicher ist es, dass bei der EOS R der mechanische Verschluss geschlossen ist, wenn das Gehäuse zum Objektivtausch offenliegt.

Kameragehäuse ohne Objektiv der Canon EOS R
Bei der Canon EOS R wird der empfindliche Bildsensor vom mechanischen Verschluss vor Staub geschützt. Ein tolles Feature, das Systemkameras in der Regel nicht bieten

Die Bedienung

Bei der Bedienung hat sich bei der EOS R im Vergleich zu Canons DSLRs einiges geändert. Klar, das (wetterfeste) Kameragehäuse ist geschrumpft – da mussten sich die Ingenieure etwas einfallen lassen. Eingefleischte Canon-Nutzer, die jahrelang mit einer DSLR unterwegs waren, müssen sich wohl erst ein paar Stunden umgewöhnen.

Das bekannte Modus-Wahlrad für Manuell, Zeitautomatik, Blendenautomatik etc. fehlt. Stattdessen muss man die Mode-Taste drücken und die Programme mit dem vorderen Einstellrad wechseln. Das kleine (auf Wunsch beleuchtete) Display auf der Oberseite zeigt die jeweils aktuelle Programm-Auswahl an.

Das Modus-Wahlrad der Canon EOS R
Das Modus-Wahlrad wurde durch die Mode-Taste ersetzt

Auch der fehlende Joystick zur Verschiebung des Fokusfeldes fällt sofort auf. Das Fokusfeld wählst du bei der EOS R über das hervorragende Touchdisplay, von dem sich andere Hersteller (das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl an Sony) eine Scheibe abschneiden können. Über das Touchdisplay verschiebst du das Fokusfeld in Sekundenbruchteilen – die Joystick-Steuerung kommt da zumindest bei der Geschwindigkeit nicht dran.

Ich muss aber auch sagen, dass ich das Arbeiten mit dem Joystick bei anderen Kameramodellen nach wie vor sehr intuitiv und angenehmer empfinde. Zumal man den Fokuspunkt bei der Touch-Variante auch gerne einmal versehentlich mit der Nase verstellt.

Schmerzlich vermisse ich das von Profi-Kameras gewohnte Schnellwahlrad neben dem Display. Canon hat dieses tolle Gimmick durch vier starre Knöpfe ersetzt.

Über die praktische „Q“-Funktion (das „Quick-Set-Menü“ habe ich das erste Mal an der Canon EOS M50 testen können) auf dem Touchdisplay kannst du alle relevanten Einstellungen vornehmen. Für mein Empfinden ist das über das Touchdisplay oder den Q-Set-Button aktivierbare „Quick-Set-Menü“ nach wie vor sehr gelungen und gut durchdacht.

Natürlich lassen sich an der Canon EOS R nach wie vor alle wichtigen Einstellungen wie Belichtungszeit oder Blende „klassisch“ per Drehrad einstellen. Das ist besonders praktisch, wenn es schnell gehen muss und du die Kamera direkt im Anschlag vor dem Auge hälst.

Neu hinzugekommen ist die Touchbar rechts neben dem Sucher. Die Touchbar kannst du mit diversen Funktionen wie der ISO-Einstellung oder dem Weißabgleich belegen.

Im Internet gehen die Meinungen zur Touchbar weit auseinander. Das Gros der Tester findet dieses Gimmick wenig gelungen. Ich kam mit der Touchbar im Test relativ gut zurecht, würde sie aber auch nicht vermissen. Insgesamt reagiert die Touchbar zumindest gefühlt sehr träge. Zudem besteht die Gefahr, aus Versehen etwas zu verstellen. Wenn du die Touchbar nicht nutzen willst, kannst du sie übrigens jederzeit deaktivieren.

Das Kameramenü

Das Kameramenü ist – typisch Canon – ein großer Pluspunkt der EOS R. Hier finden sich auch Anfänger schnell zurecht, ohne dicke Anleitungen schmökern zu müssen. Wer von einer anderen Canon auf die EOS R umsteigt, wird sich sofort heimisch fühlen. Hier ist Canon vielen anderen Herstellern nach wie vor einen Schritt voraus.

Sucher und Display

Beim digitalen Sucher hat Canon seine Hausaufgaben gemacht. Der digitale Sucher der EOS R macht einfach Spaß und ist vielen digitalen Suchern auch teurerer Konkurrenzmodelle überlegen.

Beim Sucher der EOS R flackert nichts und das Bild wird immer messerscharf abgelichtet – selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen. Für mich ist der digitale Sucher der EOS R – rein subjektiv betrachtet – aktuell einer der besten. Die kurze „Gedenksekunde“ des Suchers nach dem Auslösen erschließt sich mir indes nicht. Andere Hersteller können das besser.

Ein wenig ärgerlich ist die automatische Umschaltung zwischen Sucher und Display. Komme ich mit der Hand bei der Bedienung in Richtung des Suchers, wechselt die Kamera zwischen Display und Sucher. Das ist aber nicht immer beabsichtigt. Leider lässt sich diese Funktion nicht deaktivieren.

Das große und in alle Richtungen schwenk- und drehbare Display überzeugt mich voll und ganz. Einzelne Pixel (2,1 Millionen) sind auf dem 3,2 Zoll großen Display nicht zu erkennen und die Touch-Funktion ist vorbildlich.

Das komplett flexible Display erfreut insbesondere Makrofans. Aber auch Landschaftsfotografen, die gerne bodennah arbeiten, werden das Display der Canon EOS R lieben.

Das ausgeschwenke Display der Canon EOS R
Das Display der EOS R lässt sich sehr gut ablesen und bedienen und ist dreh- und schwenkbar

Der Autofokus

In der Landschaftsfotografie ist ein schneller und extrem präziser Autofokus – anders als etwa in der Sport- oder Wildlife-Fotografie – nicht so ausschlaggebend. Insgesamt überzeugt der Autofokus der EOS R (das ist aber auch stark vom verwendeten Objektiv abhängig) im Alltag völlig.

Ich habe den Autofokus der EOS R allerdings nicht unter Extrembedingungen gestetet. Für einen Reise- oder Landschaftsfotografen ist das System definitiv mehr als ausreichend. Selbst bei schwierigen Lichtbedingungen findet der Fokus schnell und zuverlässig sein Ziel.

Canon spendierte der EOS R eine Gesichtserkennung, die recht anständig arbeitet. Das System kommt – meiner subjektiven Meinung nach – aber nicht an die Top-Modelle anderer Hersteller ran. Hier gibt es auf alle Fälle Potenzial nach oben.

Sehr angenehm ist der Fokus Assistent. Anhand von drei Dreiecken zeigt der Assistent an, ob du im manuellen Fokus richtig fokussierst. So siehst du immer, ob der Fokus noch passt.

Die Geschwindigkeit

Mit maximal acht Bildern in der Sekunde lahmt die EOS R im Vergleich zu Modellen anderer Herstellern etwas. Bei Sony sind selbst bei Einsteigerkameras zehn oder elf Bilder in der Sekunde Standard. Sonys (mehr als doppelt so teures) Flaggschiff Alpha 9 II schafft sogar 20 Bilder pro Sekunde. Speziell Sportfotografen dürften die acht Bilder pro Sekunde definitiv zu wenig sein.

Mir als Reise- und Landschaftsfotograf ist es indes völlig egal, ob die Kamera fünf, zehn oder 20 Bilder in der Sekunde schießt. Hier kommt es eben auf den Einsatzzweck an, für den du die Kamera nutzt.

Bei der Einschaltzeit ist die Canon wieder auf Augenhöhe. Vom Einschalten bis zur Bereitschaft vergeht nur gut eine Sekunde. Die EOS R eignet sich also hervorragend für spontane Schnappschüsse.

⭐ Die Bildqualität der EOS R

Die Bildqualität ist neben der Bedienung für viele Fotografen der entscheidende Faktor, sich für oder gegen eine Kamera zu entscheiden.

Der verbaute Bildsensor der EOS R ist schon aus der (bereits Ende 2016 erschienenen) Canon EOS 5D Mark IV bekannt. Mit einem Dynamikumfang von 13,5 Blendenstufen kannst du bei schwierigen Gegenlichtbedingungen gut arbeiten, wenn du im RAW-Format fotografierst und die Bilder später per Software entwickelst.

Im Vergleich zu Konkurrenzmodellen wie der Sony Alpha 7 III (14,7 Blendenstufen), der Sony Alpha 7R IV (14,8 Blendenstufen) oder der Nikon Z7 (14,6 Blendenstufen) ist die EOS R in dieser Disziplin allerdings klar unterlegen.

Bei meinem Kameratest in Irland hatte ich allerdings nie das Gefühl, dass der Bildsensor der EOS R nicht ausreicht. Selbst schwierige Gegenlichtsituationen meistert die DSLM – auch ohne den Einsatz von Kamerafiltern – mit Bravour. Dass die Konkurrenz das im direkten Vergleich noch einen Tick besser kann – sei’s drum. Der Sensor leistet auf alle Fälle gute Arbeit und wird wohl nur selten an die Grenze des Machbaren kommen.

Was sehr für die EOS R spricht, sind die schönen und natürlichen Farben der Bilder. Ich kenne keinen Kamerahersteller, der Canon in dem Bereich das Wasser reichen kann. Weder mit meinen Nikon- noch mit meinen Sony-Kameras erziele ich auf Anhieb eine so ausgewogene und natürliche Farbkomposition.

Mit der EOS R aufgenommene Fotos überzeugen in der Regel auf den ersten Blick. Du schaust die Fotos an und bist begeistert. Das ist natürlich eine rein subjektive Betrachtung, die allerdings viele Fotografen-Kollegen teilen. Diese Disziplin beherrscht Canon wie kein anderer Hersteller.

Testbilder

Im Folgenden stelle ich dir einige mit der EOS R aufgenommene Testfotos vor. Ich habe hier bewusst Fotos ausgewählt, bei denen sehr schwierige Lichtsituationen vorherrschten. Dass die EOS R bei guten Lichtbedingungen tolle Fotos schießt, versteht sich eigentlich von selbst.

Die hier gezeigten Testbilder sind fürs Web sehr stark komprimiert und zeigen daher nicht die volle Bildqualität. Lade dir unbedingt die Testbilder der EOS R (aufgenommen mit dem Canon RF 24-105mm 4.0 L IS USM) runter und betrachte sie am eigenen Rechner – nur so kannst du die Bildqualität richtig einschätzen.

Zur besseren Beurteilung der Bildqualität kannst du die (entwickelten) Bilder hier in voller Auflösung (bitte nur für den privaten Anschauungsgebrauch – keine Veröffentlichungen) downloaden (136 MB).

Testbild 1: Geheime Höhle in Irland (24mm/ F10/ ISO 100/ 1/400 Sekunde)

Auf dem Foto gibt es extrem starke Helligkeitskontraste. Kann die EOS R damit umgehen?

Unbearbeitetes Testbild der Canon EOS R mit einer Höhle und dem Meer davor
Das unentwickelte „Out of Cam“-JPG der EOS R ist auf den ersten Blick nicht besonders ansehnlich. Während der Himmel draußen von der Belichtung passt, saufen die Wände links völlig ab. Ist das Bild ein Fall für den Papierkorb?
Bearbeitetes Testbild der Canon EOS R mit einer Höhle und dem Meer davor
Nach meiner Standardentwicklung der RAW-Datei in Adobe Lightroom schaut das Bild ganz anders aus. Die auf den ersten Blick abgesoffene linke Wand der Höhle konnte ich problemlos aufhellen
Ein 100-Prozent-Ausschnitt des Höhlen-Testbilds
Dieser 100-Prozent-Ausschnitt stammt vom linken Teil der Höhle. Bildrauschen und Chromatische Aberrationen halten sich nach der Entwicklung in Lightroom stark in Grenzen

Testbild 2: Sonnenuntergang an der Küste in Irland (26mm/ F8/ ISO 100/ 1/125 Sekunde)

Bei starkem Wind gegen die Sonne aus der Hand fotografieren? Schauen wir uns doch mal an, wie die EOS R das mit dem Testobjektiv Canon RF 24-105mm 4.0 L IS USM meistert.

Unbearbeitetes Testbild der Canon EOS R mit der irischen Küste im Gegenlicht
Nicht entwickeltes „Out of Cam“-JPG: Ich hatte keine Zeit mehr für das Stativ, geschweige denn für Filter – also musste ich schnell aus der Hand fotografieren, bevor die Sonne hinter dem Hügel verschwand
Bearbeitetes Testbild der Canon EOS R mit der irischen Küste im Gegenlicht
Das RAW der EOS R hat noch jede Menge Reserven, um ein paar Anpassungen vorzunehmen. Bei der Entwicklung achte ich immer darauf, das Bild so natürlich wie möglich zu belassen
Ein 100-Prozent-Ausschnitt des Küsten-Testbilds
Der 100-Prozent-Ausschnitt zeigt schön, wie gut der Bildsensor selbst unter schwierigen Lichtbedingungen arbeitet

Testbild 3: Gegenlicht an der Küste in Irland (24mm/ F9/ ISO 100/ 1/20 Sekunde)

Noch ein Testbild, das aus der Hand geschossen wurde. Dank des Weitwinkels (24mm) konnte ich hier locker mit 1/20 Sekunde belichten.

Unbearbeitetes Testbild der Canon EOS R mit einem bunten Sonnenuntergang am Strand
Schon das „Out of Cam“-JPG schaut ganz nett aus, oder?
Bearbeitetes Testbild der Canon EOS R mit einem bunten Sonnenuntergang am Strand
Mit ein paar Anpassungen in Lightroom kommt das Foto richtig gut zur Geltung
Ein 100-Prozent-Ausschnitt des Gegenlicht-Testbilds
Hier der 100-Prozent-Ausschnitt des Testfotos. Selbst in der Ferne erkennst du noch viele Details

Testbild 4: Schafe im Gegenlicht (72mm/ F7.1/ ISO 800/ 1/125 Sekunde)

Schafe in Irland im Gegenlicht – keine ganz einfache Situation für die Kamera. Um die Belichtungszeit im Rahmen zu halten, erhöhte ich den ISO-Wert auf 800.

Unbearbeitetes Testbild der Canon EOS R mit Schafen vor dem Sonnenuntergang am Meer
Beim unentwickelten JPG aus der Kamera war mir der Weißabgleich zu kühl. Der Vordergrund säuft hier völlig ab. Die Lichtsituation ist wegen des grellen Gegenlichtes eine echte Herausforderung für die Kamera. Ob das Foto wohl zu retten ist?
Bearbeitetes Testbild der Canon EOS R mit Schafen vor dem Sonnenuntergang am Meer
Die aus dem RAW entwickelte Version entspricht eher der Realität vor Ort. Den Vordergrund konnte ich problemlos aufhellen
Ein 100-Prozent-Ausschnitt des Schafe-Testbilds
Das linke Schaf in der 100-Prozent-Ansicht

Testbild 5: Crohy Head im Gegenlicht (27mm/ F18/ ISO 100/ 2 Sekunden)

Crohy Head in Schottland – das war wirklich eine Herausforderung. Es stürmte und Regen und Gischt prasselten auch mich herunter. Ich wollte aber eine Langzeitbelichtung machen.

An den Graufilter zum Stecken war bei diesen Bedingungen absolut nicht zu denken. Also schloss ich die Blende weit (F18) und belichtete auf dem Stativ (zu den besten Reisestativen) so lange, wie es bei diesen Bedingungen eben möglich war. Mit dem Histogramm (zu den Fototipps für Anfänger) der Kamera kann man die Grenzen des Machbaren sehr gut ausreizen.

Unbearbeitetes Testbild der Canon EOS R von der Küste bei Crohy Head in Irland
Wind, Regen und extremes Gegenlicht – so sieht das Bild „Out of Cam“ aus. Laut Histogramm ist alles im grünen Bereich (es sind also keine Bildteile so stark über- oder unterbelichtet, dass sie in Lightroom nicht mehr zu verwenden gewesen wären)
Bearbeitetes Testbild der Canon EOS R von der Küste bei Crohy Head in Irland
Mit ein paar Anpassungen in Lightroom wird aus der RAW-Datei ein ganz ansehnliches Foto
Ein 100-Prozent-Ausschnitt des Crohy-Head-Testbilds
Der 100-Prozent-Ausschnitt des Testfotos

Testbild 6: Irische Landschaft (24mm/ F9/ ISO 100/ 1/100 Sekunde)

Auch dieses Bild will ich euch nicht vorenthalten. Mit den vorherrschenden Lichtbedingungen kommt die EOS R problemlos klar. Das wird auch schon beim Blick auf der JPG klar – hier sind keine großen Anpassungen mehr nötig.

Unbearbeitetes Testbild der Canon EOS R von einem Küstenstreifen in Irland
Lichtbedingungen wie diese sind ein Kinderspiel für den Sensor der EOS R
Bearbeitetes Testbild der Canon EOS R von einem Küstenstreifen in Irland
Bei diesem Motiv waren kaum Anpassungen in Lightroom nötig
Ein 100-Prozent-Ausschnitt des Landschafts-Testbilds
In der 100-Prozent-Ansicht erkennt man die vielen Details in dem Foto

Testbild 7: Dublin (88mm/ F7.1/ ISO 12.800/ 1/20 Sekunde)

Was leistet die Kamera bei hohen ISO-Werten? Ich bin während meines Test bis auf ISO 12.800 gegangen – mehr braucht man in der Regel kaum. Vor einigen Jahren waren so hohe ISO-Werte nicht zu gebrauchen. Heute ist das kein Problem mehr. Das ISO-Rauschen hält sich sehr in Grenzen.

Unbearbeitetes Testbild der Canon EOS R mit ISO 12.800 in einer Bibliothek
Selbst das JPG zeigt bei ISO 12.800 kaum Bildrauschen
Bearbeitetes Testbild der Canon EOS R mit ISO 12.800 in einer Bibliothek
Das aus dem RAW entwickelte Foto
Ein 100-Prozent-Ausschnitt des High-ISO-Testbilds
Der 100-Prozent-Ausschnitt: ISO-Rauschen ist auch bei 12.800 kein großes Thema

Adobe Lightroom zur Bildentwicklung

Den Teilnehmern meiner Fotokurse rate ich immer: Fotografiert unbedingt im RAW-Format. Nur so holst du das Maximum aus der Kamera raus. Es macht wenig Sinn, tausende Euro für eine Kameraausrüstung auszugeben – und sich dann auf die stark komprimierten JPG-Dateien zu beschränken.

Zur Entwicklung meiner RAW-Dateien (eine RAW-Datei muss immer digital entwickelt werden) nutze ich Adobe Lightroom. Für Details setze ich auf Adobe Photoshop.

Eine günstigere Alternative (weil kein Abo) ist Luminar von Skylum.

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Die Video-Qualität der EOS R

Diesem Teil des Tests kann ich nur einen kleinen Teil einräumen, da mein Fokus klar auf der Fotografie liegt.

Hin und wieder filme ich auch mit der Kamera – das ist aber nicht mein Spezialgebiet. Auf dem Papier sehen die Video-Daten der EOS R vielversprechend aus. Die Systemkamera zeichnet natürlich in 4K/UHD auf. Bei 4K/UHD ist eine Bildrate von maximal 30 Bildern pro Sekunde möglich, bei Full HD und HD bis zu 60 Bilder pro Sekunde.

Weitwinkelaufnahmen in 4K/UHD sind mit der EOS R leider nicht möglich. Das schränkt die Funktionen der Kamera ein. Im 4K/UHD-Videomodus wird der Bildausschnitt um den Faktor 1,8 vergrößert.

Heißt: Der Weitwinkel mit 24mm wird zur Normalbrennweite mit 43mm. Für Profi-Filmer und Youtuber disqualifiziert sich die EOS R damit. Der Gelegenheitsfilmer kann mit diesem Manko sicherlich leben, zumal der Crop-Faktor nur bei 4K/UHD-Aufnahmen eine Rolle spielt.

Die Objektive für die EOS R

Für die spiegellosen Systemkameras mit Vollformatsensor hat Canon das RF-Objektivbajonett entwickelt. Bislang ist die Auswahl an Objektiven für das RF-Objektivbajonett recht überschaubar. Hier ist zwar für jeden etwas dabei – echte Spezial-Objektive und starke Teleobjektive fehlen aber noch gänzlich.

Dafür glänzen die angebotenen Objektive mit einer überragenden Qualität. Zudem sind die Gläser in der Regel sehr lichtstark.

Canon-Fotografen können allerdings mittels Adapter Objektive mit EF und EF-S Anschluss an der EOS R verwenden. Der Bajonettadapter EF-EOS R wird zwischen Kamera und Objektiv gesetzt und erweitert die Objektivmöglichkeiten damit enorm. Der Größen- und Gewichtsvorteil geht so allerdings ein Stück weit verloren. Außerdem ist das Handling mit dem Adapter nicht so angenehm. Der Adapter kann also nur eine Übergangslösung sein.

Pro & Kontra

Pro

  • Hervorragende Verarbeitung
  • Sehr guter Wetterschutz
  • Geschützter Bildsensor
  • Ausgezeichneter digitaler Sucher
  • Sehr gutes Touch-Display
  • Display schwenk- und drehbar
  • Bildfarben
  • Guter Autofokus
  • Anschluss für Mikrofon
  • Anschluss für Kopfhörer
  • Qualität der Objektive

Neutral

  • Serienbildgeschwindigkeit
  • Dynamik-Umfang
  • ISO-Rauschen
  • Objektivauswahl
  • USB-Laden nur eingeschränkt möglich

Kontra

  • Kein 2. Kartenslot
  • Fehlender Joystick
  • Fehlendes Schnellwahlrad
  • Video-Funktionalität
  • Fehlender Bildstabilisator

⭐ Mein persönliches Fazit – kaufen oder nicht?

Canon-Fans werden mit der EOS R gut zurechtkommen und auch Einsteiger in die Fotografie dürften mit der Menüführung schnell vertraut sein. Die EOS R schmeichelt den Händen – das ist bei längerer Nutzung ein nicht zu unterschätzender Aspekt.

Bei der Bildqualität spielt die Kamera zumindest auf dem Papier nicht ganz vorne mit. Der Bildsensor muss sich in Sachen Dynamikumfang und ISO-Rauschen der Konkurrenz geschlagen geben. Spielt das im Alltag eine Rolle? Für die meisten Fotografen sicher nicht.

Wenn du aber oft mit schwierigen Gegenlichtsituationen konfrontiert bist, könnte ein anderes Modell vielleicht die bessere Wahl sein. Wie du an den Testbildern siehst, beherrscht aber auch die EOS R Gegenlicht sehr gut. Das Gebashe im Internet kannst du getrost vergessen. Den Unterschied wird kein Mensch erkennen.

Dafür punktet die Canon EOS R mit brillanten Farben und einer Bildanmutung, an die die Konkurrenz rein subjektiv nicht herankommt. Hier gibt es aber auch andere Meinungen.

Der Autofokus arbeitet schnell und präzise und das auch bei schwierigen Lichtbedingungen.

Ein Manko ist – zumindest für Profi-Fotografen – der fehlende zweite Kartenslot. Ich persönlich würde mir auch einen Joystick und ein Schnellwahlrad wünschen. Dafür könnte ich auf die Touchbar verzichten.

Einige Fotografen werden sich auch an der Serienbildgeschwindigkeit von nur acht Bildern in der Sekunde stören. Der fehlende interne Bildstabilisator ist für mich persönlich kein großes Manko. Wenn du aber oft bei Dämmerlicht aus der Hand fotografierst oder filmst, könnte das ein Grund gegen den Kauf der EOS R sein.

Auch der Cop-Faktor bei 4K-Videos ist für spezielle Anwender ein Minuspunkt.

Insgesamt ist die Canon EOS R aber eine grundsolide Systemkamera, mit der dir garantiert tolle Bilder gelingen. Wenn dir das Bedienkonzept der Canon gefällt, greif zu.

Über die Vor- und Nachteile der Kamera habe ich nun ausführlich berichtet. Das wichtigste ist, dass du dich mit der Kamera und der Bedienung wohl fühlst.

Und denk immer daran: Das Foto macht noch immer der Fotograf – nicht die Kamera (oder allenfalls noch ein gutes Objektiv).

Tipp: Hier verrate ich dir, wie du wirklich außergewöhnliche Landschaftsfotos schießt.

Die EOS R kaufen

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11 Kommentare

  • Hallo Stephan!
    Ich hatte vor ein paar Tagen schon mal einen Kommentar hinterlassen bezüglich der Canon EOS R und Tierfotografie.
    Leider ist dieser Kommentar mittlerweile schon wieder weg.

    Ich wäre froh, um deine Meinung, ob die Canon EOS R für Tierfotografie z.B. Hundefotografie, geeignet ist? Aktuell fotografiere ich mit einer Canon 80D. Ich liebe die Kamera, aber mir fehlen doch noch ein paar Dinge wie ein besserer Autofokus, auf den ich bei den Hunden angewiesen bin. Ich liebäugele ja eigentlich mit der R6, aber die ist preislich nicht in meiner Liga. Deshalb dachte ich, ist die Canon EOS R vielleicht eine Alternative.
    Ich wäre dir dankbar für dein Feedback.
    Liebe Grüsse Nicole

    • Hallo Nicole,

      da hast du womöglich woanders kommentiert. Bei uns ist kein Kommentar angekommen und Stephan ist hier auch nicht .-)

      Ich habe die EOS R einige Wochen getestet, aber abseits der Tierfotografie. Der Fokus arbeitet aber schnell und präzise, da kommt es aber auch aufs Objektiv an. Da ist die R6 sicher noch einmal eine Verbesserung. Ich bin aber sicher, mit der EOS R wirst du ebenso glücklich, wobei es bei der EOS R – die ja schon einige Jahre auf dem Buckel hat – auch ein paar Kritikpunkt gibt, die die neuen DSLMs von Canon nicht mehr haben.

      Viele Grüße
      Florian

  • Hallo Florian,vielen Dank für diesen Erfahrungsbericht mit Canon Eos R. Endlich mal ein Bericht mit konkreten Beispielfotos vor und nach der Bearbeitung. An Hand dieser Beispiele kann ich mir sehr gut Vorstellen und ein Bild davon machen was diese Kamera kann und zu leisten im Stande ist. Besonders die extremen Aufhellungen der Grotte und von den Schafen haben mich begeistert. Die hohe Qualität der Aufnahme in der Kirche sprechen für sich..klasse. Von solchen Aufnahmen konnte ich bis jetzt nur träumen da ich noch mit einer Canon 5D und 6D unterwegs bin. Dein Bericht hat mich überzeugt und morgen kommt die R…freu freu.. Nochmals vielen Dank für diesen Artikel. Viele Grüße, Jens.

    • Hi Jens,

      ja, da hat sich doch einiges getan bei den Kamerasensoren. Die EOS R war bei Canon natürlich nur der Anfang, es geht ja rasant weiter, etwa mit der R5.

      Viele Grüße
      Florian

  • Hallo Florian,
    Vielen Dank für Deinen umfangreichen Bericht. Ich stehe gerade vor der Qual der Wahl ein neues System zu kaufen. Für mich wird es definitiv keine Canon R. Das Preis-/Leistungsverhältnis gegen eine Nikon Z6 oder Sony Alpha 7 III spricht Bände. Zum Thema Farbwiedergabe: Wenn Du „immer“ in RAW fotografierst, spielt es gar keine Rolle. Wenn ich doch das schnelle jpg brauche, experimentiere ich mit Weißabgleich, Bildeffekten und Kreativen Design (wie es bei Sony heißt). „Falsche“ Farben sind fast immer ein handwerkliches Problem. Gruß Stefan

    • Hi Stefan,

      klar kannst du im RAW alles anpassen. Aber es ist einfacher, wenn schon bei der Aufnahme insbesondere der Weißabgleich gut passt. Das kann die Canon wirklich sehr gut. Und dann interpretiert natürlich jeder Hersteller alle Farben ein wenig anders.

      Viele Grüße
      Florian

  • Hallo,
    ich habe diese Kamera letztes Jahr gekauft. Ich habe auch eine ältere 6D dazu im Vergleich. Das fehlende GPS kannst du doch die Kopplung per Bluetooth mit dem Handy überbrücken. Was mich persönlich stört ist der hohe Akkuverbrauch. Der Akku der 6D hält locker doppelt so lange. Ansonsten bin ich gern mit der Kamera unterwegs.
    Bei diesem Artikel stört mich persönlich die viele Werbung.
    Lg
    Thomas

    • Hallo Thomas,

      klar kann man das GPS per Smartphone dazu schalten – praktischer wäre es aber dennoch innerhalb der Kamera. Und dass eine DSLR länger hält, das ist völlig normal. Die Laufzeit der EOS R ist für eine DSLM okay, aber nicht überragend.

      Werbung? Wir leben davon und warum sollen wir dutzende Stunden Recherche für diesen Artikel komplett kostenlos und ohne jegliche Gegenleistung zur Verfügung stellen? Du gehst ja auch nicht umsonst arbeiten, oder? .-) Aber wir testen das auch gerade und schauen, dass es von der Menge her passt. Daher sind Anregungen dazu immer willkommen.

      Viele Grüße
      Florian

  • Danke dir für dein super ausführliches und ehrliches Feedback zur Kamera und dass du so viele Beispielbilder zeigst, das macht es für mich deutlich einfacher zu entscheiden.

Deine Meinung ist uns wichtig

Hast du Fragen oder Anregungen? Dann hinterlasse hier einen Kommentar – wir antworten so schnell wie möglich


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