Das Stativ Gitzo Traveler GT1545T im Test
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Test: Das 1000-Euro-Stativ Gitzo Traveler GT1545T

Als Landschaftsfotograf bin ich auf ein robustes Stativ angewiesen. Schwere Objektive und Wind verlangen von einem Stativ einiges ab. Da ich aber auch viel auf Reisen und in den Bergen unterwegs bin, muss das Stativ für mich nicht nur extrem stabil, sondern auch sehr leicht sein.

Was nützt mir ein drei Kilo schweres Stativ, das zwar allen Umweltbedingungen trotzt, mich aber auf halbem Weg zum Gipfel wegen des hohen Gewichts zur Weißglut bringt? Kompakt und leicht muss es also sein und dazu eine ordentliche Last auch im Wind tragen können. Wie überall im Leben ist es so, dass gute Qualität einfach eine Stange Geld kostet.

Das Gitzo Traveler GT1545T mit dem Stativkopf 82TQD (im Set unter dem Namen GK1545T-82TQD) treibt es da fast schon auf die Spitze. Gitzo verlangt für diese Kombination rund 1000 Euro. Auch wenn es das Stativ im Handel etwas günstiger gibt: Das ist Mal eine Ansage! Doch lohnt es sich, so viel Geld für ein Stativ auszugeben? Ich habe das Gitzo Traveler GT1545 (gibt es nur in der Carbon-Ausführung) ausführlich getestet.

Aktualisiert am 05.01.2024
Die Reiseblogger Biggi Bauer und Florian Westermann

Testbericht Gitzo Traveler GT1545T

Der erste Eindruck

Wer das Gitzo Traveler GT1545T mit seinen vier Beinsegmenten das erste Mal in Händen hält, wird sofort den Unterschied zu günstigeren Modellen anderer Hersteller sehen und spüren. Nicht, das günstigere Carbon-Stativ schlecht wären. Das Gitzo-Stativ ist in Sachen Verarbeitung und Haptik aber einfach eine andere Liga.

Bei dem exorbitanten Preis darf man das allerdings auch erwarten. Zudem ist das Stativ mit 42,5 cm sehr kompakt. Zusammen mit dem Stativkopf 82TQD wiegt die Kombi exakt 1450 Gramm. Das Stativ sieht deutlich robuster und schwerer aus, als es ist.

Jeder, der das Stativ in die Hand nimmt, ist über das geringe Gewicht überrascht. Sehr praktisch finde ich den von Gitzo getauften „Traveler G-Lock“ Schließmechanismus. Dieser lässt sich stets schnell und einfach lösen und feststellen. Der Stativaufbau und der Abbau werden damit zum Kinderspiel.

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Mit dem Gitzo Traveler GT1545 auf Reisen

Traveler – der Name ist Programm. Mit dem kompakten Packmaß und dem geringen Gewicht ist das Gitzo Traveler GT1545T ein Reisestativ par excellence. Das Stativ passt ohne Probleme in den Koffer oder in den Rucksack. Die Stativbeine sind wie in dieser Klasse üblich einzeln abklappbar (Beinanstellwinkel: 25 und 70 Grad).

Der (natürlich austauschbare) Kugelkopf trägt auch eine schwere Vollformatkamera. Gitzo selbst empfiehlt Objektive von 135 mm bis maximal 200 mm Brennweite. Aber auch ein relativ leichtes 400 mm-Objektiv habe ich immer ohne Probleme genutzt.

Der Kugelkopf hat übrigens keine Friktionseinstellung, mit der die Kugelgängigkeit (schwer oder leicht) eingestellt werden kann. Bei anderen Stativköpfen ist das mit einer schweren Kamera ein sehr wichtiger Aspekt. Ohne eine Feststellschraube (Friktionseinstellung) knickt eine schwere Kamera einfach weg, sobald man den Haltemechanismus löst. Nicht so beim Stativkopf 82TQD, der so exakt und butterweich einzustellen ist, das die Friktionseinstellung (zu meiner Überraschung) komplett überflüssig ist.

Gitzo Traveler GK1545 mit Nikon D810
Mit der Nikon D810 hat das Gitzo Traveler GT1545 keine Probleme

Das Gitzo Traveler GT1545 im harten Feldeinsatz

Trotz des kompakten Packmaßes und des geringen Gewichts ist das Gitzo Traveler GT1545T extrem stabil. Wind und Wasser machen dem Stativ nichts aus, die Kamera sitzt immer bombenfest. Da wackelt und ruckelt nichts. Selbst wenn das Stativ auf seine maximale Arbeitshöhe von 163 cm ausgefahren wird, ist das ganze noch erstaunlich stabil.

Nach einem Jahr im Einsatz – unter anderem war das Stativ mit in Nepal – sieht das Stativ, natürlich bei entsprechender Pflege, fast aus wie neu. Kein Rost, keine Abnutzungen und auch die Schrauben sitzen wie am ersten Tag. Zudem lassen sich die Beine einfach auseinanderbauen und bei Bedarf reinigen, etwa wenn das Stativ feinem Wüstensand oder Salzwasser ausgesetzt war.

Der Stativkopf 82TQD verfügt über eine Wasserwaage, leistet super Arbeit, ist extrem leichtgängig und natürlich Arca-Swiss kompatibel. Allerdings hatte ich mit der Arca-Swiss-Platte von  Peak Design immer ein wenig Probleme, die Arretierung vom Stativkopf ganz fest zu bekommen. Mit der Gitzo-Wechselplatte arbeitet der Kugelkopf indes einwandfrei, wenn auch die Feststellschraube ein wenig quietscht.

Eine Extra, das mir sofort aufgefallen ist: Ein Alleinstellungsmerkmal bei dem Stativkopf ist das System, das ein nachrutschen der Kamera nach dem Feststellen verhindert. Anders als bei vielen Kugelköpfen anderer Hersteller wird die Kugel bei Gitzo von zwei gegenüberliegenden Seiten gehalten. Eine perfekte Lösung, die natürlich Geld kostet.

Lhotse
Auf unserer Nepal-Reise war das Gitzo-Stativ natürlich auch mit dabei. Auf diesem Trip kam es auf jedes Gramm an

Das Gitzo Traveler GT1545 – kaufen oder nicht?

Kaufen oder nicht? Wenn Geld keine Rolle spielt ist die Antwort eindeutig: ja! Das Gitzo Traveler GT1545T mit dem Stativkopf 82TQD koste lange mehr als 1000 Euro – für dieses Geld gab es schon eine hochwertige Kameraausrüstung. Inzwischen ist das Stativ mit Kugelkopf für 500 bis 600 Euro zu haben.

Das Gitzo Traveler GT1545T richtet sich damit klar an Profifotografen oder an sehr ambitionierte Hobby-Fotografen. Das Stativ (mit Stativkopf) ist sehr kompakt (42,5 cm), leicht (1450 Gramm) und bietet doch eine maximale Arbeitshöhe von 163 cm. Solche Werte sucht man in anderen Preisklassen vergebens. Hinzu kommt, dass das Stativ extrem verwindungssteif und erstklassig verarbeitet ist.

Wer keine Kompromisse eingehen will, greift beim Gitzo zu. Und wer etwas recherchiert, wird das Stativ auch günstiger bekommen. Aktuell ist das Stativ mit Stativkopf wie schon erwähnt für 500 bis 600 Euro zu bekommen.

Wenn dir das Gitzo zu teuer ist: Es gibt bereits recht gute Stative für unter 100 Euro (zur Stativ-Übersicht) – aber natürlich können die es nicht mit dem Gitzo aufnehmen. Für viele Anwendungen ist das aber auch gar nicht nötig.

Ganz wichtig auch: Gitzo stelle natürlich Ersatzteile für das Luxus-Stativ zur Verfügung. Zu bestellen sind die Gitzo-Ersatzteile auf Gitzospares. Der Versand erfolgt sehr zügig, das habe ich bereits getestet.

Pro

Kontra

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4 Kommentare

  • Hi,
    doch, an der Basis des Stativs ist eine Lasche an die man etwas einhängen kann.
    Oder wie Florian sagt im Zubehör einen Haken für die Mittelsäule kaufen.
    Gruß
    Chris

  • An Biggi und Flo,

    danke für Euern prima Blog.
    Mit großem Interesse habe ich Eure Ausführungen zu dem Gitzo-Reisestativ gelesen. Es hilft bei der eigenen Entscheidung, wenn Menschen über etwas schreiben, dass sie in der Realität selbst getestet haben. Wenn solch eine Info fehlt, habe ich mich meist für das teurere System entschieden, um den Frust vor Ort, wenn man merkt, woran man alles bei dem Kauf nicht gedacht hat zu minimieren.
    Trotz der ausführlichen Beschreibung habe ich noch eine Frage, die auch bei euch nirgends erwähnt wurde. Ich gehe eigentlich davon aus, dass das Gitzo, wie eigentlich fast alle Stative, auch eine Aufhängung für einen Rucksack hat, um bei Wind die Standfestigkeit zu erhöhen. Auf allen Bildern sehe ich aber eine solche Aufhängung nicht und von euch wird sie nicht erwähnt.
    Wenn ihr mir hierzu was sagen könntet, wäre ich euch sehr dankbar.

    Mit besten Grüßen
    Reinhold Hohler

    • Hallo Reinhold,

      beim Gitzo gibt es die Aufhängung nicht in Serie dazu. Meines Wissens gibt es von Gitzo direkt auch keine Lösung.

      Den Haken gibt es aber als Zubehör von Fremdherstellern zu kaufen. Der kann dann einfach eingeschraubt werden.

      Hier mal ein Link
      https://amzn.to/37akopq

      Viele Grüße
      Florian

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