Der erste Eindruck des Laowa 10-18 mm
Das in China gefertigte Objektiv macht einen überzeugenden ersten Eindruck. Was sofort auffällt ist das geringe Gewicht von nur knapp 500 Gramm. Damit eignet sich das Laowa Weitwinkelobjektiv perfekt für lange Wanderungen oder Reisen.
Das Glas liegt gut in der Hand. Das Gehäuse macht einen soliden Eindruck, einzig das Bajonett beim Objektivwechsel etwas hakelig.
Viel wichtiger ist aber noch, was sich im Inneren des Gehäuses versteckt und ob das Objektiv mit einer guten Bildqualität im Foto-Alltag überzeugt.
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Mehr erfahrenFotografieren mit dem Laowa 10-18mm
Als Landschaftsfotograf bin ich ein großer Fan von Ultraweitwinkelobjektiven. Nur mit diesem extremen Blickwinkel gelingen dir außergewöhnliche Landschaftsbilder.
Für Vollformat-Kameras gibt es unzählige Weitwinkelobjektive mit einer Anfangsbrennweite von 16 mm – das ist schon ziemlich cool. Nikon, Canon und Sony haben sogar noch extremere Brennweiten von 14, 12 und sogar 11 mm im Sortiment – das ermöglicht noch außergewöhnlichere Fotos.
Mit einer Brennweite von 10 mm am Vollformat (umgerechnet aufs APS-C-Format ist das eine Brennweite von etwa 6,5 mm) schickt Laowa eines der extremsten Ultraweitwinkelobjektive ins Rennen. Und was soll ich sagen: Der Unterschied zwischen 10 mm und 16 mm oder 14 mm ist – wenn man den direkten Vergleich sieht – schon ziemlich beeindruckend.
Natürlich brauchst du für eine Brennweite von 10 mm am Vollformat schon das passende Motiv mit einem markanten Vordergrund und einem imposanten Hintergrund. Wenn du das aber gefunden hast, gelingen dir mit dem Laowa 10-18 mm spannende Perspektiven.
Vergleich: 10 mm vs. 18 mm
10 oder 18 mm Brennweite am Vollformat? Der Unterschied ist immens:
Das Laowa-Objektiv im Test
Mit ein wenig Übung kommst du schnell mit dem Laowa 10-18 mm zurecht. Das Objektiv hat keinen Autofokus und muss manuell fokussiert werden. Im Weitwinkelbereich ist das (anders als bei Teleobjektiven) aber kein Problem. Anhand der Entfernungsskala kannst du den Fokus schnell und einfach einstellen.
Auch die Blende stellst du nicht an der Kamera, sondern direkt am Objektiv ein.
Insgesamt gibt es also drei Drehringe zum Einstellen von Brennweite, Fokus und Blende. Die Einstellringe haben deutliche Stoppunkte und lassen sich geschmeidig drehen – hier gibt es von meiner Seite aus nichts zu Meckern.
Einen Nachteil gibt es aber: Die Einstellungen am Objektiv werden nicht an die Kamera übermittelt. Blende und Brennweite werden also nicht in den EXIF-Daten des Fotos gespeichert.
Außerdem gibt es bei der Entwicklung deiner RAW-Dateien (etwa in Adobe Lightroom) keine Möglichkeit, die automatische Profilkorrektur durchzuführen. In der Landschaftsfotografie fällt das kaum auf. Anders ist es in der Architektur-Fotografie, bei der dir die automatische Profilkorrektur bei der Begradigung stürzender Linien enorm hilft.
Mit einem Trick schaffst du Abhilfe. Nutze in Adobe Lightroom einfach das Objektivprofil eines anderen Ultraweitwinkelobjektivs, etwa das Profil des Canon 11-24 mm. Damit werden deine Fotos ebenfalls entzerrt und die Vignettierung im Randbereich (abgedunkelte Ecken) reduziert.
Die Bildqualität
Meine Erwartung: Ein relativ günstiges Weitwinkelobjektiv mit einer so extremen Brennweite – zumal als Zoom-Objektiv konzipiert – wird wohl keine keine besonders gute Bildqualität haben.
Nach den ersten Fotos mit dem Laowa 10-18 mm war ich dann aber positiv überrascht.
In der Bildmitte ist alles angenehm scharf. Lediglich an den Bildrändern gibt es – wie bei der Brennweite auch zu erwarten war – etwas Unschärfe. Für mich liegt die Unschärfe an den Bildrändern absolut im zu erwartenden Rahmen.
Chromatische Aberrationen – also Farbsäume an Hell-Dunkel-Kanten – sind zu erkennen, halten sich zu meiner Überraschung aber in Grenzen. Bei der Entwicklung der RAW-Datei mit einem Programm wie Adobe Lightroom lassen sich die Farbsäume mit einem Klick meist vollständig entfernen.
Dank der Naheinstellgrenze von nur 15 Zentimetern gelingen dir außerdem spannende Perspektiven. Die hyperfokale Distanz bei Blende 18 und 10 mm Brennweite liegt übrigens bei knapp 20 cm. Mit dem Laowa-Objektiv gelingen dir also Fotos, die bereits ab 10 Zentimetern (die halbe hyperfokale Distanz) bis ins Unendliche annehmbar scharf werden – und das ganz ohne Focus Stacking (also der Überlagerung mehrerer Einzelbilder).
Filter-Einsatz
Ultraweitwinkelobjektive wie das Canon EF 11-24mm f/4L USM, das Nikkor AF-S14-24 mm 1:2,8G ED, das Sony FE 12-24mm F4 G oder das Sony FE 12-24mm f/2.8 GM werden mit einer fest verbauten Streulichtblende ausgeliefert. Das macht den Einsatz einer speziellen Filterhalterungen und großer und teurer 150er-Filter nötig.
Das Laowa 10-18 mm Objektiv hat ebenfalls eine fest verbaute Streulichtblende, verfügt aber über ein rückseitiges Hinterlinsen-Filtergewinde (37 mm) für UV- und ND-Filter. Verlaufsfilter können mit dem separat erhältlichen Filterhalter für das 10-18 mm genutzt werden. Anders als bei anderen Ultraweitwinkelobjektiven kommen hier Filter mit einer Größe von nur 100 mm zum Einsatz – das spart Kosten und Gewicht.
Mein Fazit zum Laowa 10-18 mm
Für rund 900 Euro ist das Laowa 10-18 mm ein unschlagbar günstiges Ultwaweitwinkelobjektiv für Sony E-Mount-Kameras mit Vollformat-Sensor. Für das Laowa spricht außerdem die praktikable Filter-Lösung und das geringe Gewicht von unter 500 Gramm.
Mit einer maximalen Blendenöffnung von 4.5-5,6 ist das Objektiv nicht besonders lichtstark (was bei Nachtaufnahmen ein großer Vorteil wäre). Mit einer moderne Kamera wie der Sony Alpha 7 III lassen sich dank des guten Rauschverhaltens bei hohen ISO-Werten aber auch mit dem Laowa tolle Nachtaufnahmen anfertigen.
Insgesamt haben mich die Verarbeitungs- und die Bildqualität überzeugt. Wenn du einen extremen Bildwinkel suchst und nicht das Doppelte oder gar das Dreifache für ein Sony-Objektiv ausgeben willst, solltest du das Laowa-Ultraweitwinkelobjektiv durchaus in Betracht ziehen.
*Werbelink / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Alternativen
Für das Sony FE 12-24mm f/2.8 GM – das mit 12 mm Anfangsbrennweite ebenfalls extreme Bildwinkel ermöglicht – legst du beim günstigsten Anbieter im Internet rund 2500 Euro auf den Tisch. Hinzu kommen hohe Kosten für den Spezial-Filterhalter (NiSi S6, rund 450 Euro, hier Preise checken*) und die teuren 150er-Filter. Das Objektiv glänzt natürlich mit einer 1A-Bildqualität. Das lässt sich Sony aber auch gut bezahlen.
Die weniger lichtstarke Alternative – das Sony FE 12-24mm F4 G – kostet immerhin rund 1500 Euro und erfordert ebenfalls die teuren 150er-Filter mit Spezial-Filterhalter (NiSi S5, rund 380 Euro, hier Preise checken*)
Bei Sony bekommst du dafür einen Autofokus. Zudem kommunizieren die Sony-Objektive natürlich mit der Kamera (Stichwort: EXIF-Daten und spätere Profilkorrektur bei der Bildentwicklung).
Technische Daten
- Brennweite 10-18 mm (Kleinbild-Format)
- Maximale Blendenöffnung f/4.5-5,6
- Minimale Blendenöffnung f/22
- Blendenlamellen 5
- Bildwinkel 104 bis 130 Grad
- Minimaler Fokussierabstand 15 cm
- Abbildungsmaßstab 0,25
- Optischer Aufbau 14 Elemente in 10 Gruppen
- Fokussierung manuell
- Filtergewinde 37mm Hinterlinsen Filtergewinde
- Abmessungen 70×90,9 mm
- Gewicht 496g
Laowa – ein Blick hinter die Kulisse
Die wenigsten Fotografen haben wohl jemals etwas von Laowa (zu deutsch: „alter Frosch“) gehört, wobei die Marke in immer mehr Shops angeboten wird. Hinter der Marke Laowa steht der erst 2013 gegründete chinesische Hersteller Venus Optics.