1. Arbeite mit dem Goldenen Schnitt (Hauptmotiv)
Ein gutes Foto lebt vom Motiv und Bildaufbau – das gilt auch für die Smartphone-Fotografie. Beachte beim Bildaufbau den Goldenen Schnitt.
Vereinfacht gesagt teilst du dafür das Foto in neun Rechtecke. Dein Hauptmotiv setzt du in einen dieser Schnittpunkte. Mit dieser Grundregel der Fotografie gelingen dir sofort bessere Handyfotos! Zuvor solltest du dir natürlich überlegen, was überhaupt das Hauptmotiv ist.
Wenn du auf deinem Display noch keine Hilfslinien siehst, kannst du diese in den Einstellungen aktivieren. Auf dem iPhone gehst du in Einstellungen → Fotos & Kamera → Raster. Bei Android-Smartphones gibt es ein entsprechendes Icon in der Kamera-App.
2. Beachte die Drittel-Regel (Horizont)
Beachte beim Fotografieren mit dem Handy auch die Drittel-Regel. Ein mittig platzierter Horizont entspricht deinen Sehgewohnheiten – auf vielen Landschaftsfotos wirkt das aber langweilig.
Interessanter wirkt dein Foto meist, wenn du den Horizont im unteren oder im oberen Drittel des Bildes platzierst.
3. Achte auf deinen Standpunkt
Auch in der Handy-Fotografie gilt: Überlege dir genau, was dein Hauptmotiv ist.
Und dann lohnt es sich oft, ein paar Meter zu laufen, um etwa Mülltonnen, Geländer und andere störende Objekte aus dem Foto verschwinden zu lassen. Blende unerwünschte Objekte auf deinem Foto so gut es geht aus.
4. Nutze einen spannenden Vordergrund
Viele Smartphones besitzen eine Ultraweitwinkelkamera. Mit diesem weiten Blickwinkel kannst du auf Landschaftsfotos tolle Effekte mit deiner Smartphone-Kamera zaubern. Suche dir einen markanten Vordergrund, der dem Bild Tiefe verleiht. Das können etwa ein Fels, Blüten oder Muster im Boden sein.
Um diesen Weitwinkeleffekt zu erzielen, musst du ganz nah an das Objekt herangehen. Achte darauf, dass noch etwas Platz zu den Bildrändern ist und der Vordergrund nicht abgeschnitten wird.
5. Arbeite mit Linien
Gibt es eine besondere Linienführung, die den Betrachter in das Bild zieht? Baue Linien bewusst in den Bildaufbau ein. Ein Steg an einem See oder am Meer zieht den Blick des Betrachters regerecht in das Foto hinein.
Im Idealfall führen die Linien den Betrachter tief in das Foto oder zum Hauptmotiv. Vermeide horizontale Linien, die den Blick des Betrachters stoppen. Horizontale Linien wirken oft unharmonisch.
6. Achte auf einen geraden Horizont
Achte auch in der Smartphone-Fotografie darauf, dass der Horizont gerade ausgerichtet ist.
Fällt der Horizont nach links oder rechts, ist das ein grober Schnitzer. Eine gute Hilfe, um den Horizont gerade auszurichten, ist das Gitter, das du immer einblenden solltest, wenn du mit dem Smartphone fotografierst.
Viele Kamera-Apps haben außerdem eine digitale Wasserwaage. Manchmal muss man die aber erst in den Einstellungen aktivieren.
7. Achte auf das Licht
Smartphone-Kameras relativ schelcht darin, Fotos mit Gegenlicht aufzunehmen. Besser ist es, mit dem Licht zu fotografieren. Stell dich also mit dem Rücken zur Lichtquelle, etwa der Sonne. Um etwa am Abend keinen Schatten zu werfen, kannst du in die Hocke gehen oder etwas seitlich fotografieren.
Übrigens kannst du mit dem Finger auf den Bereich des Fotos tippen, das richtig belichtet werden soll. Wenn du dann auslöst, wird der gewählte Ausschnitt richtig belichtet.
Zur sogenannten Blauen Stunde vor und nach dem Sonnenuntergang bekommst du weiche Kontraste und tolle Pastelltöne. Zur sogenannten Goldenen Stunde, wenn die Sonne knapp über dem Horizont steht, leuchtet die Landschaft in den schönsten Orangetönen.
8. Wolken machen deine Bilder dramatisch
Steht die Sonne hoch am Himmel, sind die Kontraste stark und die Schatten hart. Egal ob Landschaftsaufnahme oder Porträt, hartes Mittagslicht ist nur in wenigen Situationen zu gebrauchen, etwa am Sandstrand mit türkisfarbenem Meer.
Besser ist es, wenn Wolken am Himmel sind. Wolken wirken wie ein Diffusor und erzeugen weiche Schatten und sanfte Kontraste. Das perfekte Licht, um tolle Fotos zu schießen. Außerdem sorgen Wolken für eine damatische Simmung.
9. Verzichte auf den Blitz
Viele Smartphone-Fotografen nutzen den Blitz. Der Handy-Blitz ist aber so schwach, dass nur sehr nahe Objekte halbwegs ausgeleuchtet werden. In der Regel ist es viel besser, ein Bild ohne Blitz zu machen.
Wenn du mit dem Blitz versuchst, eine Landschaft aufzuhellen, werden kleine Partikel in der Luft angeblitzt. Das macht das Bild komplett unbrauchbar. Das gilt noch stärker bei Regen oder Schnee. Schalte bei solchen Bedingungen den Blitz unbedingt aus.
10. So machst du bessere Selfies
Viele Smartphones haben eine Porträt-Funktion. Mit dieser Funktion in der Kamera-App werden Gesichter vor einem verschwommenen Hintergrund „freigestellt“. Beim iPhone etwa lässt sich das „Bokeh“ (so nennt man diese gewollte Unschärfe) auch noch nachträglich verändern.
Nimm Selfies von schräg oben auf und nicht von unten – so sehen Fotos meist vorteilhafter aus.
Und achte darauf, dass dir oder der fotografierten Person keine Dinge wir Antennen oder Maste aus dem Kopf „wachsen“
Hier findest du meine Tipps für die Portraitfotografie.
11. Hände weg vom digitalen Zoom
Viele Smartphones verfügen über mehrere Kameralinsen (die siehst du auf der Rückseite im Kamera-Modul). Damit kannst du ein Motiv mit verschiedenen Bildwinkeln aufnehmen. Die verschiedenen Linsen – falls vorhanden – werden dir in der Kamera-App beim Fotografieren angezeigt.
Den digitalen Zoom, also per „Fingerwisch“ ins Bild zoomen, führt indes zu einer zum Teil stark verringerten Bildqualität. Besser ist es, das Bild nachträglich zu bescheiden.
12. Erstelle Langzeitbelichtungen mit dem Handy
Moderne Smartphones ermöglichen eindrucksvolle Langzeitbelichtungen – und das ohne Vorwissen und auch bei Tageslicht.
Wähle dafür in der Kamera-App den entsprechenden Punkt aus und halte das Handy möglichst still.
Beim iPhone aktiviertst du dafür in der Kamera-App die Live-Funktion. Halte dafür beim Fotografieren für eine Sekunde ganz still! Das Bild kannst du im Anschluss mit einem Klick auf Bild bearbeiten in eine Langzeitbelichtung umwandeln.
Mit einem Smartphone-Stativ werden die Langzeitbelichtungen noch besser.
13. Fotografiere mit zwei Händen
Es mag banal klingen, ist aber so. Wenn du dein Smartphone beim Fotografieren nur mit einer Hand bedienst, erhöht sich das Risiko, dass das Foto verwackelt. Halte das Handy beim Fotografieren besser mit beiden Händen fest. Weiterer Vorteil: Fotografierst du mit beiden Händen, achtest du automatisch stärker auf den richtigen Bildaufbau.
14. Achte auf eine saubere Kameralinse
Die Kameralinsen deines Smartphones sollten beim Fotografieren natürlich sauber sein. Du trägst das Smartphone den ganzen Tag in der Tasche herum. Da kommt schnell einmal ein Fussel oder ein Fingerabdrucke auf die Linse. Blas den Dreck einfach weg oder nutze ein weiches Tuch zur Reinigung der Kameralinse.
15. Bearbeite deine Bilder
Du solltest deine Bilder nach der Aufnahme immer bearbeiten. Auf deinem Smartphone ist von Werk aus schon eine App zur Bildbearbeitung installiert.
Oft reicht es, die Auto-Bearbeitung zu aktivieren. Noch mehr Möglichkeiten bieten Apps aus dem App-Store. Einige davon stelle ich dir jetzt vor.
Nützliche Foto-Apps fürs Smartphone
Es gibt schier unendlich viele Foto-Apps in den App-Stores von Apple und Google. Viele davon machen nicht nur Spaß, sondern sind sinnvoll und zaubern bessere Fotos. Hier stelle ich dir ein paar nützliche Foto-Apps fürs Smartphone vor:
Für alle Apple-Nutzer ist die App ProCam eine Kaufempfehlung. Mit der App lassen sich Bildschärfe, Belichtung, Verschlusszeit, ISO und Weißabgleich einstellen. So sind sogar mit dem iPhone oder dem iPad beeindruckende Langzeitbelichtungen möglich. Ein Stativ ist bei Langzeitbelichtungen natürlich unersetzlich. Zudem ist in der App eine umfangreiche Bildbearbeitung enthalten und die Fotos lassen sich verlustfrei im RAW- oder TIFF-Format speichern.
Download ProCam für iOS (9,99 Euro)
Android Nutzer greifen zu Open Camera. Auch hier lassen sich etwa der ISO-Wert und der Weißabgleich manuell anpassen. Zudem hat die App eine Funktion, um einen schiefen Horizont bei schräger Aufnahme zu begradigen.
Download Open Camera für Android (gratis)
Adobe Lightroom gibt es auch für das Smartphone. Die App funktioniert super – im Handumdrehen entwickelst du deine Fotos oder verpasst ihnen mit zahlreichen Filtern einen neuen Touch.
Download Adobe Lightroom für iPhone (gratis) | Download Adobe Lightroom für iPad (gratis) | Download Adobe Lightroom für Android (gratis)
Hipstamatic verleiht deinen Fotos einen tollen Retro-Look. Die Bilder haben einen Farbstich oder sind verblasst. So wirken die Fotos schön alt. Super ist auch die Aufmachung der App, die an eine alte analoge Kamera erinnert. Wen das stört, der kann auch ein modernes Design wählen. Das macht aber nicht so viel Spaß.
Download Hipstamatic für iOS (2,99 Euro)
Die App Prisma geht noch weiter. Wer auf Kitsch steht, ist hier genau richtig. Die App verwandelt deine Fotos auf Knopfdruck in ein kleines Kunstwerk. Die App wurde inspiriert von großen Künstlern wie Warhol oder Picasso.
Download Prisma für iOS (gratis) | Download Prisma für Android (gratis)
Mit der App PhotoDirector kannst du deine Smartphone-Fotos umfangreich bearbeiten. Auch Sprechblasen lassen sich einfügen. Genau wie bei Photoshop gibt es eine Funktion, um störende Elemente aus den Fotos zu entfernen.
Download PhotoDirector für iOS (gratis) | Download PhotoDirector für Android (gratis)
Extra-Tipp: Sichere deine Fotos in der Cloud
Noch ein Tipp: Smartphones können deine Fotos in der Cloud sichern. Diese Funktion musst du aber eventuell selbst aktivieren. Geht das Gerät etwa auf einer Reise verloren oder zu Bruch, sind immerhin die Bilder gesichert. Das funktioniert natürlich nur, wenn es eine schnelle Internetverbindung, am besten ein WLAN, gibt.
Beliebte Bücher zum Thema Smartphone-Fotografie
*Werbelink / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Hallo Florian,
bin durch Zufall auf deinen Blog gestoßen und ich muss sagen ich bin begeistert.
ich fotographiere sehr gern . mein Hobby ist auch Fotobücher zu erstellen, daher habe ich einen gewissen Anspruch an die Fotos.
im moment fotographiere ich mit dem Smartphone Samsung Galaxi S20 plus. Habe nun gelesen dass das Neue S23 noch eine bessere Kamera hat.
Was meinst du?
leider kann ich keine Kameratasche mit mir rumtragen wegen Schulterprobleme.
Ich würde mich über eine Antwort freuen
herzliche Grüße, Ulrike Wessa
Hallo Ulrike,
danke dir!
Zwischen den Modellen liegen ja einige Jahre und das S23 hat technisch gesehen sicher mehr Kapazitäten, besonders bei schwierigen Lichtbedingungen bessere Resultate zu erzielen. Aber das S23 macht natürlich nicht automatisch schönere Fotos. Schließlich machst du die Bilder, die Kamera ist nur ein Werkzeug .-)
Viele Grüße
Florian
Danke für den guten Beitrag, hätte ich deinen Beitrag vorher gelesen, hätte ich Geld für Zubehör gespart, ich werde aber trotzdem häufiger mit dem Fotoapparat fotografieren, wobei mancher Tipp dort ja auch hilft.
Viele Grüße Dieter
Hallo Dieter,
super, das freut mich! Also einfach mal rausgehen uns testen :-)
Viele Grüße
Florian
Hallo Ihr Lieben, ich habe bereits versucht einen netten Kommentar hier zu hinterlassen, leider ist anscheinend etwas schief gelaufen? Ich finde diesen Blog Artikel sehr schön und inspirierend. LG. Nick Freund
Hallo Nick,
super, das freut uns sehr :-)
Viele Grüße
Florian
Vom goldenen Schnitt habe ich schon öfter gehört, aber wusste nicht, dass man das Bild dazu einfach in neun Teile teilen muss und das Motiv dann an den äußeren Schnittpunkten platzieren muss, um diesen Effekt zu erzielen. Allerdings habe ich derzeit ein ziemlich altes Handy, wo die Kamera nur verschwommene Bilder erzeugt. Deshalb überlege ich, mir ein neues Smartphone zu kaufen, um im nächsten Urlaub auch ein paar schöne Bilder machen zu können.
Ja, oder gleich eine gute Kamera :-)
Hallo lieber Flo,
Diese Tipps sind sehr hilfreich.Jedoch sind ein paar sehr „unnötig“. Ich glaube, dass man auch so weiss das die Linse sauber sein muss. wenn du fragen hast oder bock auf eintreffen hast schreib mich gerne an :)
Liebe Grüße ,
Robert-Karl-Otto
Hallo Robert-Karl-Otto,
du glaubst nicht, was ich manchmal für verdreckte Linsen auf meinen Fotokurse sehe. Von daher: Auch wenn man meint, das sei logisch – ich sage es besser noch einmal .-)
Viele Grüße
Florian
Fotografie spielt eine sehr große rolle mit den >heutigen Smartphones. Da die Kameras immer besser werden, finde ich sollte man auch bessere fotos machen. Mit deinen Tipps geht es gleich noch besser.
Vielen Dank und viel Erfolg :-)
Dieser Beitrag ist wirklich mal ein brauchbarer Ratgeber für die Smartphone-Fotografie. Bisher habe ich nur sehr oberflächliche und meist lapidare Tipps gefunden. Ich verstehe zwar, dass die Smartphone-Fotografie von vielen Profie-Fotografen nicht so ernst genommen wird, hatte aber dennoch die Hoffnung dass sich jemand erbarmt und ein paar ernst gemeinte Tipps zum Besten gibt.
Ich knipse selbst schon seit einiger Zeit mit dem Smartphone. „Fotografieren“ möchte ich das noch nicht nennen, nachdem ich hier festgestellt habe, was ich alles nicht beachte ;-)
Es freut mich wirklich sehr, dass ich hier erwas dazulernen durfte und wünsche den Betreibern alles Gute. Ich werde jetzt gern regelmäßig vorbeischauen :-)
Hi Frank,
danke dir sehr. Ja, wir haben auch wirklich lange überlegt und hoffen, keinen Tipp vergessen zu haben :-) Mit so ein paar Tricks kann man doch auch mit dem Smartphone ganz ansehnliche Bilder schießen.
Viele Grüße
Florian
Hey Flo,
super interessant, ich werde nämlich auch aufs Smartphone umsteigen.
Mein Mann macht mit seinem P9 oft bessere Fotos als ich mit meiner Kamera hinkriege und ich will mir das Gepäck sparen (vor allem auf dem Jakobsweg), minimalisieren kann man ja immer noch irgendwo ;) Hab momentan noch das P8, das ist bei der Kamera aber noch ein riesiger Unterschied zu den Nachfolgemodellen…
Werde mir wohl das P10 kaufen und bin gespannt, ob die Fotos dann auch so geil werden wie deine!
Schöne Grüße,
Caro
Hi Caro,
klar, mit diesen 23 Tipps sicher .-)
Die Bilder hier sind ja mit dem iPhone 6S gemacht, ist also nicht einmal die beste Kamera. Da legt das P10 die Latte sicher höher. Wie gesagt, Bildaufbau, Bildaufbau und nochmal Bildaufbau :-)
Liebe Grüße
Flo
Wow! Tolle Zusammenfassung. Da habe ich jetzt wirklich viele Zusatzinfos mitnehmen können. Tolle Aufbereitung! Und man sieht, wieviel Herzblut ihr in die Artikel steckt. Suuuuper Content. Die Bilder erklären auch perfekt on top.
Hi Sandra,
danke für dein Feedback und schön, dass dir die Tipps was bringen :-)
Viele Grüße
Florian