10 Tipps, um als Anfänger tolle Porträts zu fotografieren

Du möchtest schöne Porträts von deinen Freunden, deiner Familie oder dir selbst machen? Dann bist du hier richtig.

In diesem Artikel erfährst du, wie du mit einfachen Tipps und Tricks deine Porträtfotografie verbessern kannst. Egal ob du eine Spiegelreflexkamera, eine Systemkamera oder ein Smartphone hast, mit diesen Ratschlägen kannst du deine Porträts auf das nächste Level bringen.

Und nun viel Spaß mit unseren Anfängertipps für tolle Porträtfotos.

Was ist Porträtfotografie?

Porträtfotografie (oft auch „Portraitfotografie“) ist die Kunst, Menschen in ihrer Persönlichkeit, Stimmung und Ausstrahlung einzufangen. Dabei geht es nicht nur um das Gesicht, sondern auch um den Körper, die Kleidung, die Umgebung und die Beleuchtung. Ein gutes Porträt zeigt nicht nur, wie jemand aussieht, sondern auch, wer er oder sie ist. Außerdem sollte dein Bild eine Geschichte erzählen.

Porträtfotografie ist definitiv eine Herausforderung! Du musst nicht nur die technischen Aspekte beherrschen, sondern auch mit deinem Modell kommunizieren und eine Verbindung aufbauen. Du musst wissen, wie du dein Modell in Szene setzt und wie du die beste Perspektive und den besten Bildausschnitt wählst. Zudem musst du kreativ sein und deinen eigenen Stil entwickeln.

Unter Porträtfotografie verstehe ich übrigens, dass du aktiv mit einem Modell arbeitest. Wildfremde Menschen aus der Ferne mit einem Teleobjektiv zu fotografieren hat für mich nichts mit Porträtfotografie zu tun.  

Wie kannst du also als Anfänger tolle Porträts machen? Hier sind einige wichtige Tipps für dich:

  • auch mit einer günstigen Einsteiger-Kamera gelingen tolle Porträtfotos
  • die besten Resultate erzielst du aber mit einer Vollformat-Kamera
  • nutze mittlere bis lange Brennweiten und lichtstarke Objektive
  • nutze eine weit geöffnete Blende (kleiner Blendenwert f)
  • fotografiere im RAW-Format
  • achte auf einen niedigen ISO-Wert
  • achte auch auf eine kurze Belichtungszeit
  • lege den Fokus auf die Augen des Modells
  • achte auf die passende Beleuchtung
  • wähle eine(n) passende(n) Umgebung bzw. Hintergrund
  • brich das Eis mit dem Modell
  • überlege dir im Vorfeld Posen und leite das Modell an
  • ändere Perspektive und Bildausschnitt
  • bearbeite deine Fotos

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Tipp 1: Die richtige Kamera für Portraits

Gibt es DIE Portait-Kamera? Nein, für die Porträtfotografie brauchst du nicht unbedingt eine teure Profi-Kamera. Auch mit einer günstigen Kamera oder gar einem Smartphone kannst du schöne Porträts machen. Wichtig ist, dass du deine Kamera gut kennst und weißt, wie du sie einstellst. Viel entscheidender in der Porträtfotografie ist ohnehin das Objektiv – doch dazu gleich mehr.

Wenn du noch eine Kamera für die Porträtfotografie suchst und Geld keine so große Rolle spielt, solltest du dir eine Vollformat-Kamera (mein Tipp: die Sony Alpha 7 IV, die auch in der Landschaftsfotografie tolle Arbeit leistet) anschaffen. Mit einer Vollformat-Kamera hast du im Vergleich zu Kameras mit kleineren Bildsensoren einen Vorteil, wenn es darum geht, dein Modell freizustellen. Vollformatsensoren haben eine geringere Schärfentiefe als Kameras mit kleineren Sensoren, also etwa APS-C und MFT-Kameras. Leider sind Vollformat-Kameras und die passenden Objektive teuer.

Portraits mit dem Smartphone

Wenn du ein Smartphone hast, kannst du den Porträtmodus nutzen (zu finden in der Kamera-App), der einen ähnlichen Effekt wie eine Kamera mit Wechselobjektiv erzeugt. Achte aber auch hier darauf, dass dein Modell genug Abstand zum Hintergrund hat und dass der Hintergrund nicht zu unruhig ist.

Hier findest du unsere Kamera-Kaufberatung.

Tipp 2: Die besten Porträt-Objektive

Porträts leben von Schärfe und Unschärfe. Für die Porträtfotografie eignet sich am besten ein Objektiv mit einer mittleren bis langen Brennweite.

  • 50 bis 200 mm am Vollformat
  • 30 bis 130 mm am APS-C-Format
  • 25 bis 100 mm am MFT-Format

Damit kannst du dein Modell vom Hintergrund „freistellen“. Das heißt, dass dein Modell bzw. das Gesicht (Fokus immer auf die Augen) scharf und der Hintergrund unscharf abgebildet wird. Profis sprechen vom Bokeh-Effekt.

Neben der eingesetzten Brennweite ist es wichtig, dass du ein möglichst lichtstarkes Objektiv benutzt. Bei lichtstarken Objektiven kannst du die Blende sehr weit öffnen. Erstens fällt so viel Licht auf den Kamerasensor (was ein Vorteil bei Schummerlicht ist) und zweitens gelingen dir so beeindruckende Bokehs.

Um schöne Portaitbilder zu schießen, sind Festbrennweiten ideal, die im Vergleich zu Zoom-Objektiven lichtstärker sind und eine sehr gute Abbildungsleistung haben, also extrem scharf ablichten. Hier gilt: je teurer ein Objektiv, desto besser die Resultate.

Tipp 3: Die Porträt-Einstellungen an der Kamera

Was sind die richtigen Einstellungen an der Kamera für schöne Portraitfotos? In der Porträtfotografie ist es wichtig, mit einer weit geöffnete Blende (kleiner Blendenwert f) zu fotografieren. Bei teuren Profiobjektiven kannst du sogar mit der größtmöglichen Blendenöffnung arbeiten. Bei günstigeren Objektiven solltest du mindestens um eine Blende abblenden, um die maximale Schärfe zu erzielen.  

Ich selbst arbeite in der Portraitfotografie in der Regel mit der Zeitautomatik (A, Av). Hier gibst du der Kamera die Blende vor. Die korrekte Belichtungszeit ermittelt die Kamera.  

Daneben solltest du einen möglichst niedrigen ISO-Wert an der Kamera einstellen. Je niedriger der ISO-Wert, desto geringer das Bildrauschen. Zu starkes Bildrauschen lässt deine Portraits unscharf wirken (also auch den Teil, der scharf sein soll). Ich nutze meist die ISO-Automatik. Hab bei Schummerlicht aber immer einen Blick auf den ISO-Wert.

Achte unbedingt auf eine ausreichend kurze Belichtungszeit. Die Belichtungszeit sollte nicht kürzer sein als der Kehrwert der eingestellten Brennweite. Ist es recht dunkel, musst du eventuell einen höheren ISO-Wert nutzen, um Verwackler bzw. unscharfe Bilder durch Bewegungsunschärfe zu vermeiden. Verfügt deine Kamera bzw. dein Objektiv über einen Bildstabilisator, aktiviere diesen! Nutzt du die Zeitautomatik (A, Av), musst du dir in der Regel keine Gedanken um die optimale Belichtungszeit machen.

Die Wahl der Belichtungsmessung ist abhängig vom Umgebungslicht. Bei schwierigen Lichtbedingungen machen der Spotmessmodus (hier wird ein sehr kleiner Bildbereich zur Belichtungsmessung herangezogen) oder die Selektivmessung (hier wird ein etwas größerer Bildbereich zur Belichtungsmessung herangezogen) Sinn, um das Gesicht des Modells korrekt zu belichten. Befindet sich das Gesicht des Modells nicht in der Bildmitte, musst du den Belichtungsspeicher nutzen (AE oder AE-L oder *-Taste). Ist das Bild insgesamt ausgewogen beleuchtet, kannst du auch zur Mehrfeldmessung greifen.

Gerade bei Kunstlicht oder Mischlicht ist es wichtig, den Weißabgleich korrekt einzustellen. In der Regel ist der automatische Weißabgleich der Kamera sehr gut. In bestimmten Situationen ist es aber sinnvoll, den Weißabgleich manuell einzustellen.

Fotografiere unbedingt im RAW-Format. So kannst du den Weißabgleich in der Postproduktion problemlos anpassen.

Tipp 4: Nutze den richtigen Fokus und fokussiere auf die Augen

Der richtige Fokus ist das A und O, um dein Modell scharf abzulichten. Am besten verwendest du den Einzelbild-AF-Modus. Fokussiere damit die Augen deines Modells an (nicht die Nase oder Ohren).

Moderne Kameras sind mit einem Augen-AF ausgestattet und stellen automatisch auf die Augen scharf. Das ist gerade in Situationen von Vorteil, in denen Bewegung im Spiel ist. Hier nutzt du idealerweise eine Fokusmethode mit Nachverfolgung.     

Nutzt du eine mittlere bis lange Brennweite und eine sehr weit geöffnete Blende (kleiner Blendenwert f), beträgt die Schärfentiefe (der Bereich, der scharf abgebildet wird) mitunter nur wenige Zentimeter! Für eindrucksvolle Portaitfotos ist es daher unerlässlich, den Fokus korrekt auf die Augen des Models zu legen. Überprüfe nach den ersten Aufnahmen immer die Ergebnisse! Ist auf den Bildern alles scharf, was scharf sein soll, also mindestens die Augenpartie?

Um den Schärfentiefebereich zu vergrößern, kannst du etwas abblenden (die Blende etwas weiter schließen), eine kürzere Brennweite nutzen (zum Beispiel 75 stat 100 mm) und/ oder den Abstand zwischen Kamera und Modell vergrößern.

Die richtigen Kameraeinstellungen für tolle Porträtbilder im Überblick

  • Zeitautomatik (A, Av)
  • Weit geöffneten Blende (kleiner f-Wert)
  • Möglichst kleinen ISO-Wert
  • Ausreichend kurze Belichtungszeit
  • Bildstabilisator aktivieren
  • Spotmessmodus oder Selektivmessung, mitunter auch Mehrfeldmessung
  • Weißabgleich beachten
  • RAW-Format
  • Einzelbild-AF-Modus; optional Augen-AF mit Nachverfolgung

Tipp 5: Wähle die passende Beleuchtung

Die Beleuchtung ist ein weiterer wichtiger Faktor in der Porträtfotografie.

Natürliches Licht (Available Light) sorgt für tolle Resultate und ist immer vorhanden, aber nicht zu kontrollieren. Wenn du mich fragst, ist die Available Light-Fotografie für Anfänger die beste Methode, um die Porträtfotografie zu erlernen.

Tolle Porträts entstehen übrigens oft bei einem wolkenverhangen Himmel. Die Wolken wirken wie ein großer Diffusor, der für weiches Licht sorgt. Hartes Mittagslicht ist dagegen keine gute Wahl, um schöne Portraitfotos zu schießen.

Künstliches Licht mit Lampen oder Blitzgeräten erfordert einiges an Erfahrung. Dafür kannst du Kunstlicht perfekt steuern.

Für die Porträtfotografie solltest du eine weiche und gleichmäßige Beleuchtung wählen. Das Licht sollte keine starken Schatten oder Kontraste erzeugen. Eine weiche Beleuchtung schmeichelt dem Gesicht und bringt die Augen zum Leuchten. Eine harte Beleuchtung kann Falten oder Unreinheiten betonen und das Gesicht hart wirken lassen (was in speziellen Situationen aber gewünscht ist).

Um weiches Licht zu erzeugen, kannst du Licht durch eine weiße oder transparente Fläche streuen, etwa ein Vorhang oder ein Diffusor. Du kannst Licht auch von einer hellen Fläche reflektieren, etwa eine Wand, ein Blatt Papier oder ein Reflektor.

Ebenfalls von Bedeutung in der Porträtfotografie ist die Richtung des Lichts. Der Lichteinfall bestimmt, wie das Gesicht modelliert wird und welche Schatten entstehen.

Licht von vorne eliminiert fast alle Schatten und sorgt für eine gleichmäßige Ausleuchtung. Um mehr Tiefe zu erzeugen, kannst du die Lichtquelle etwas nach oben oder unten versetzen.

Mit Licht von der Seite schaffst du dramatische Bilder. Licht von der Seite erzeugt starke Schatten und Kontraste und betont die Form des Gesichts. Achte darauf, dass das Licht nicht hart oder unvorteilhaft wirkt. Um etwas mehr Balance zu erzeugen, kannst du das Licht etwas nach vorne oder hinten versetzen oder einen Reflektor verwenden, um die Schatten aufzuhellen.

Licht von hinten setzt du ein, wenn du stimmungsvolle Porträts schießen willst. Licht von hinten erzeugt einen schönen Glanz um das Haar und den Kopf. Um zu verhindern, dass das Gesicht des Modells zu dunkel ist, kannst du ein zusätzliches Licht von vorne verwenden. Dabei solltest du einen Diffusor, der das Licht streut, benutzen.  

Tipp 6: Umgebung bzw. Hintergrund

Wichtig für tolle Porträts ist eine schöne Umgebung bzw. ein passender Hintergrund.

Überlege dir genau, welchen Hintergrund du verwenden willst. Auch wenn der Hintergrund in der Porträtfotografie in der Unschärfe verschwindet (Bokeh), sollte der Hintergrund nicht zu stark vom Modell ablenken und in das Farbkonzept des Shootings passen.

Arbeitest du mit einem künstlichen Hintergrund, etwa einem Tuch oder einer Tapete, sollte dieser natürlich auch zu deinem Modell passen.

Um den Hintergrund „anzupassen“, kannst du verschiedene Fototechniken anwenden. Um den Hintergrund unscharf zu bekommen, musst du dein Modell freistellen. Um den Unschärfe-Effekt zu verstärken, vergrößerst du den Abstand zwischen deinem Modell und dem Hintergrund. Das Bokeh ist außerdem abhängig vom Abstand zwischen Kamera und Modell. Je näher du mit der Kamera am Modell stehst, desto deutlicher wird die Unschärfe im Hintergrund.

Denk daran, den Hintergrund auch farblich abzustimmen. Wähle Farben, die zur Kleidung des Modells passen oder einen Kontrast bilden. Du kannst den Hintergrund außerdem thematisch gestalten. Nutze Requisiten, Accessoires oder Symbole, die etwas über dein Modell aussagen oder eine bestimmte Stimmung erzeugen.

Tipp 7: Wähle eine passende Pose

Extrem wichtig in der Porträtfotografie ist die Pose des Modells. Dazu gehören Haltung, Mimik und Gestik. Die Pose sollte dein Modell in seiner Persönlichkeit und Stimmung zeigen. Achte auch darauf, die porträtierte Person von ihrer „Schokoladenseite“ abzulichten.

Arbeitest du mit einem erfahrenen (Profi)-Modell, gelingen dir im Handumdrehen tolle Porträts. Ein erfahrenes Modell kennt in der Regel etliche Posen.

Hast du ein unerfahrenes Modell vor der Kameralinse, braucht dein Modell meist eine Anleitung von dir. Hilfreich können auch Beispiele sein, wenn du selbst nicht viel Erfahrung mit Posen in der Porträtfotografie hast. Im Fachhandel gibt es viele gute Fotobücher mit Posen, die ihr nachstellen könnt.

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Wichtig ist auf alle Fälle ein „guter Draht“ zu deinem Modell. Wenn das Eis gebrochen ist, gelingen fast von alleine tolle Bilder. Oft hilft es, sich einen Tag vor dem Shooting mit dem Modell auf einen Kaffee zu treffen. Das macht die Arbeit vor der Kamera später viel entspannter. Anfängern rate ich, die ersten Portraitbilder mit Freunden zu machen.

Gehe in jedem Fall respektvoll mit deinem Modell um! Andernfalls habt ihr beide keinen Spaß an dem Shooting.

Tipp 8: Perspektive und Bildausschnitt

Die Perspektive und der Bildausschnitt sind weitere wichtige Faktoren in der Porträtfotografie.

Ändere deine Position immer wieder! Geh in die Hocke, steig auf einen Stuhl oder eine Leiter und verändere den Abstand zum Modell. Ändere auch die Brennweite am Objektiv. Du kannst die Bildkomposition auch verändern, indem du dein Modell anders platzierst oder neue Elemente einbeziehst.

Beachte beim Bildaufbau den Goldenen Schnitt. Vereinfacht gesagt teilst du das Foto in neun Rechtecke. Das Hauptmotiv, in der Regel des Gesicht deines Modells, setzt du in einen der Schnittpunkte. Mit dieser Grundregel der Fotografie gelingen dir sofort bessere Porträtfotos – versprochen! Natürlich gibt es auch gute Gründe, den Goldenen Schnitt bewusst zu missachten. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.   

Tipp 9: Spare nicht an Aufnahmen

In Zeiten der Digitalfotografie kannst du Hunderte oder gar Tausende Aufnahmen in kürzester Zeit machen und später die besten Bilder aussuchen.

Nutze diesen Vorteil und probiere dich und verschiedene Perspektiven aus. Übung macht schließlich den Meister – das gilt auch in der Portraitfotografie.

Tipp 10: Bearbeite deine Fotos

Ich habe es bereits angesprochen: Nimm die Fotos im verlustfreien RAW-format auf. So hast du bei der Nachbearbeitung alle Möglichkeiten, die Bilder nach deinen Wünschen zu bearbeiten.

Die Bildbearbeitung ist unerlässlich, willst du tolle Porträts abliefern. Daran führt kein Weg vorbei! Die einzige Ausnahme ist das Smartphone, das die Bilder intern so entwickelt, dass das Resultat in der Regel gut passt.   

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Autor:in
Florian Westermann ist seit über 20 Jahren Journalist und Profi-Fotograf.

2010 gründete er das Online-Reisemagazin Phototravellers. Nach seiner Zeit in großen Verlagshäusern teilt Florian heute seine Expertise hier auf dem Blog in über 400 Artikeln zu Reisen, Wandern, Outdoor und Fotografie.

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