1. Wanderung zum historischen Schiffswrack Pionier
Rotbrauner Rost trifft sich mit weißem Pudersand am Inselende – so könnte man das historische Schiffswrack der Pionier (fälschlicherweise oft Capella genannt) beschreiben, das seit dem Winter 1967/68 am Ostende der Insel liegt und mehr und mehr vom Dünensand verschluckt wird. Der Muschelbagger wollte ein anderes Schiff bergen und strandete selbst. Das andere Schiff, ein Heringslogger, kam bei hohem Wasserstand selbst frei, während der Muschelbagger auch nach mehr als fünf Jahrzehnten noch dort im sandigen Grund steckt.
Es ist es ein beliebtes Ziel für Inselwanderungen. Wenn du das Wrack erkunden willst, solltest du vom letzten Parkplatz am Ostende der Insel zweieinhalb Stunden pro Strecke einplanen. Denn der Weg durch die Dünen ist oft durch Priele und Pfützen oder Treibsand versperrt, und du musst Umwege in Kauf nehmen. Wegweiser helfen bei der Navigation.
Hin und zurück zum letzten Parkplatz musst du rund 14 Kilometer wandern, aber der Weg lohnt sich. Auch unterwegs beeindrucken die Dünenlandschaft, die Weite und die Abgeschiedenheit. Möchtest du vom Norderneyer Zentrum zum Wrack laufen, musst du weitere zehn Kilometer pro Strecke berechnen. Hin und retour kommst du dann locker auf 30 bis 35 Kilometer.
Am Inselende, wo die Nachbarinsel Baltrum mit ihrem Inselzentrum quasi zum Greifen nah ist, befinden sich auf der vorgelagerten Sandbank auch immer Seehunde. Du kannst sie vom Wrack gut beobachten.
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2. Das Inselzentrum
Absolut sehenswert ist auch das Inselzentrum. Kaum zu glauben, dass Norderney bis zur Seebadgründung im Jahr 1797 ein reines Fischerdorf war. Die Häuser wurden damals im Windschatten der Dünen aus roten Ziegelsteinen gebaut. Später wurde das Eiland zu einem Treffpunkt der feinen Gesellschaft: Adel, Bürgertum, ranghohe Herren vom Militär, Künstler und Literaten verkehrten auf der Insel.
1844 und 1853 kam Bismarck zu Besuch. 1846 machten Robert und Clara Schumann hier eine Kur. Auch Kaiser Wilhelm II. schlenderte über die Insel – das war 1906. Heinrich Heine dichtete hier und Wilhelm von Humboldt war Kurgast. Die bekannten Persönlichkeiten dürften die Aussicht am Schwanenteich genossen haben.
Auch heute noch zieht es Touristen auf das Eiland – im Sommer etwa 40.000 Menschen täglich. In der Post- und der Strandstraße, die als Fußgängerzone ausgewiesen sind, kannst du shoppen und herumbummeln.
Vorbei am kaiserlichen Postamt, das 1891 errichtet wurde, und den Seehund-Statuen geht es in Richtung Conversationshaus. Dort, auf dem Kurplatz, solltest du ein Norderneyer Bier trinken.
Tobi Pape erfüllte sich 2012 seinen langgehegten Traum, ein selbstgebrautes Bier aus dem hervorragenden Norderneyer Trinkwasser anzubieten – in seinem eigenen Brauhaus im Damenpfad 5. Anfangs braute er sein kühles Blondes auf der Veranda und im eigenen Keller, doch mittlerweile ist die Produktionsstätte des Bieres ins Gewerbegelände umgezogen.
3. Das Wahrzeichen der Insel – Norderney Kap
Die nächste Sehenswürdigkeit ist das Norderneyer Kap, das du schon von Weitem siehst. Ursprünglich wurde das Seezeichen im Jahr 1848 gebaut, um Schiffskollisionen zu vermeiden.
Ursprünglich komplett aus Holz gebaut, wurde der untere Bereich durch einen Ziegelsteinbau ersetzt. Du hast von dort einen wunderschönen Blick auf das Stadtzentrum.
4. Planetenweg
Mit der Sonne fängt alles an. Rechts von dir der Südstrandpolder – Norderneys ältestes Naturschutzgebiet und Brutort für mehr als 40 Vogelarten – links die mit Dünengras bewachsene Dünenlandschaft. Und direkt vor dir steht ein orangenes Sonnensymbol, das den Beginn dieses besonderen Wanderweges markiert: den Planetenweg. Inmitten des Weltnaturerbes „Niedersächsisches Wattenmeer“ kannst du auf den Spuren der uns nächsten Planeten „wandeln“ – und so auf anschauliche Weise die Größenverhältnisse in unserem Sonnensystem erleben.
Mit der Sonne beginnt der Planetenpfad, der das Sonnensystem in einem Maßstab von 1:1 Milliarde abbildet. Und so stehen entlang des Wanderweges maßstabsgerechte Pfeiler mit Planetenmodellen und Infotafeln. Wenn du gemütlich läufst, bist du quasi in etwa 20-facher Lichtgeschwindigkeit unterwegs und erreichst schon mit wenigen Schritten die ersten inneren Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars. Für die äußeren Planeten brauchst du etwas länger. Dennoch erreichst du als „Sternegucker“ nach weniger als einer Stunde Neptun und wenig später den Planetoiden Pluto.
Der Planetenpfad ist übrigens auch als alter Postweg bekannt. Da es bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts keine regelmäßige Schiffsverbindung gab, wurde Norderney durch eine Wattenpost mit dem Festland verbunden. Die Fuhrleute kamen bei Ebbe mit Pferd und Kutsche vom angrenzenden Festland zur Insel. Der alte Postweg ist ein Teil dieses Weges.
5. Leuchtturm Norderney
Wer den echten Planeten ein wenig näher sein möchte, kann die 253 Stufen des Leuchtturms besteigen. Er wurde zwischen 1871 und 1874 errichtet und ist 54 Meter hoch. Belohnt wirst du mit einer grandiosen Aussicht über die Nordseelandschaft.
Übrigens: Das Leuchtfeuer ist das einzige an der deutschen Küste, das sich links herumdreht. Früher brannte es in einer fünfdochtigen Petroleumlampe, doch heute leuchtet in der Laterne eine aus insgesamt 1.018 Prismen und 24 Linsen bestehende Fresnel-Linse.
Du solltest unbedingt am Abend zum Leuchtturm gehen, und dann kommst du aus dem Staunen wahrscheinlich gar nicht mehr heraus. Der Norderneyer Leuchtturm ist einer der wenigen Leuchttürme weltweit, unterhalb dessen Mauern du direkt stehen kannst. In der Nacht bewegen sich die Strahlen wie ein leuchtender Schirm am Horizont um dich herum.
6. Kornwindmühle
Die mit Reet gedeckte Kornwindmühle ist die einzige, die je auf einer Ostfriesischen Insel erbaut wurde. Sie wurde 1862 erbaut und ist heute nicht mehr in Betrieb. Heute befindet sich in ihrem Innern ein Restaurant.
Vielleicht hast du ja Lust, dort einen waschechten Ostfriesentee mit Kluntjes und Sahne zu trinken. Traditionell wird er auf einem Stövchen gereicht.
7. Chillen im Badehaus
Wenn du entspannen möchtest, bist du im Badehaus (Website) genau richtig: Im größten Thalassohaus Europas kannst du dich so richtig verwöhnen lassen und dich mit Naturprodukten stärken. Es gibt einen großen Spa-Bereich mit Meerwasserbädern und diversen Saunen.
Wenn du es etwas wilder magst, dann bist du in der Strandsauna am FKK-Strand an der Oase genau richtig. Aufheizen in der Sauna mit Panoramablick aufs Meer und abkühlen in den Nordsee-Wellen.
8. Wasserturm
Wusstest du, dass das Trinkwasser direkt von der Insel kommt? Unter Norderney befindet sich eine Süßwasserblase, die durch natürliche Niederschläge gespeist wird und sich nicht mit dem Salzwasser des Meeres vermischt. Im 46 Meter hohen denkmalgeschützten Wasserturm wird es gespeichert.
500.000 Liter Trinkwasser finden im Hochbehälter Platz. Wenn du Interesse hast, die Westseite der Insel einmal von oben zu sehen: Zwischen April und Oktober kannst du bei einer Tour die Aussichtplattform oberhalb des Wasserbehälters besteigen.
9. Kino auf der Insel
Mein nächstes Norderney-Highlight entführt dich direkt nach Hollywood. So solltest du dir auch einen Kinofilm auf der Insel nicht entgehen lassen: In roten Plüschsesseln im denkmalgeschützten Kurtheater laufen die neuesten Blockbuster, doch das Ambiente mit Stuckdecke und Samt aus dem Jahr 1893 ist unvergesslich.
10. Summertime Open Air
Hast du Lust auf Life-Konzerte am Strand mit Blick aufs Meer? Beim alljährlichen Festival hast du Urlaubsfeeling pur. Infos findest du auf der Website.
11. Norderney – hier hat die Dünenwelt das Sagen
Wenn es um die Schönheit und Kraft der Natur geht, um Entschleunigung und Entspannung, dann ist die dritte von insgesamt sieben Ostfriesischen Inseln ein ganz einzigartiges Fleckchen Erde. Meer und Sand, Ebbe und Flut bestimmen den Rhythmus auf der Nordseeinsel.
Natur pur macht weit mehr als die Hälfte der Insel aus. Das Zentrum von Norderney mit Wohnhäusern, Hotels, Restaurants und Geschäften konzentriert sich fast ausschließlich auf zwei Quadratkilometer im Westen von Norderney. Weiter in Richtung Osten gibt es nur noch vereinzelte Häuser oder Siedlungen, Wege, Campingplätze oder Restaurants.
Hier bestimmen die Dünen, das Watt und der kilometerbreite Strand die Landschaft. Die Hauptstraße endet am letzten Parkplatz, der sich etwa in der Mitte der langgestreckten Insel bei Kilometer 8 befindet. Dahinter kannst du nur zu Fuß weiter. Dort haben die Tier-, Pflanzen- und Dünenwelt das Sagen und du bist allein mit der Natur. Selbst in der Hochsaison triffst du auf wenige andere Wanderer oder Spaziergänger.
Dennoch: Komplette Stille gibt es hier nie. Wenn es stürmt, heult der Wind um die Ecken, und seine Kraft lässt die Blätter erbeben. Dann fegen kleinste Sandkörnchen über den Strand. Wie ein Schwarm Stare erheben sie sich vom Boden, machen einen Windtanz und vereinen sich Kilometer weiter wieder mit der Erde.
Doch auch, wenn es mal windstill ist, dann hörst du von irgendwo das Meer rauschen und das Kreischen der Möwen, der Akrobaten der Lüfte.
Anreise nach Norderney
Wenn du mit dem Auto anreist, ist das Ziel Norddeich ganz im Nordwesten von Deutschland dicht an der holländischen Grenze. Du kannst das Auto auf einem Parkplatz am Hafen abstellen (5 Euro pro Tag) und zu Fuß auf die Fähre gehen. Du kannst es aber auch mit auf die Insel nehmen. Weitere Informationen findest du auf der Website der Reederei. Du solltest jedoch wissen, dass bestimmte Bereiche der Insel in der Hauptsaison für Autos gesperrt sind.
Die Deutsche Bahn fährt täglich mit mehreren Zügen bis zum Fähranleger Norddeich-Mole. Ob von Hamburg, Bremen, Berlin oder aus dem Ruhrgebiet – du kommst bequem zur Fähre. Du kannst aber auch mit dem Flixbus fahren, auch er hält am Fähranleger in Norddeich-Mole.
Norderney-Reiseführer
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