Grauverlaufsfilter: Was ist das und wie verwendet man sie richtig?

Grauverlaufsfilter, auch bekannt als GND-Filter, sind ein beliebtes Werkzeug in der Landschaftsfotografie. Sie helfen, den hohen Kontrast zwischen einem hellen Himmel und einem dunkleren Vordergrund auszugleichen.

In diesem Artikel erfährst du, was GND-Filter sind, wie sie funktionieren, welche Arten es gibt und wie du sie optimal einsetzt.

Was ist ein Grauverlaufsfilter?

Grauverlaufsfilter (GND-Filter; aus dem Englischen für „graduated neutral density filter“) sind spezielle Filter, die man in der Fotografie verwendet, um die Belichtung zwischen verschiedenen Bildbereichen auszugleichen. Grauverlaufsfilter sind teilweise transparent und teilweise getönt. So kannst du den Himmel abdunkeln, während der Vordergrund hell bleibt.

Ich verwende GND-Filter gerne in der Landschaftsfotografie, um die Details sowohl im Himmel als auch im Boden zu bewahren. Dazu musst du den Filter so positionieren, dass der Übergang des Filters genau an der Schnittstelle zwischen hell und dunkel im Bild liegt.


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Warum Grauverlaufsfilter verwenden?

Grauverlaufsfilter waren lange Zeit ein unverzichtbares Werkzeug in der Landschaftsfotografie. Der klasssiche Anwendungsfall ist eine Landschaft bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, wenn der Himmel sehr hell und der Vordergrund vergleichsweise dunkel ist.

Ohne Grauverlaufsfilter riskierst du, dass der Himmel überbelichtet und die Landschaft unterbelichtet wird. Mit dem Filter kannst du den Himmel abdunkeln und gleichzeitig die Details im Vordergrund bewahren. Das Ergebnis ist ein ausgewogenes Foto, das sowohl den Himmel als auch die Landschaft perfekt zur Geltung bringt. Dabei ist es aber unerlässlich, im RAW-Format zu fotografieren und die Datei in der Nachbearbeitung an deine Bedürfnisse anzupassen.

Heute ist das übrigens etwas anders. Ich selbst nutze meine Graufilter nur noch bei extrem starken Helligkeitsunterschieden. Zum einen verfügen Bildbearbeitungsprogramme wie Adobe Lightroom über einen digitalen Grauverlauf. Bei der Nachbearbeitung kannst du den Filtereffekt in den meisten Fällen gut simulieren.

Zum anderen sind moderne Systemkameras wahre Meister in Sachen Dynamikumfang. Damit ist die Fähigkeit gemeint, helle und dunkle Bilddteile auf einem einzigen Foto darzustellen. In Kombination mit der Nachbearbeitung sind Grauverlaufsfilter in vielen Fällen nicht mehr nötig.

Bei zu starken Kontrasten kannst du außerdem eine Belichtungsreihe anfertigen. Später werden die Bilder per Software zu einem perfekt belichteten Foto verrechnet. Einem guten High Dynamic Range Image (HDRI) sieht man nicht an, dass es aus mehreren Einzelaufnahmen besteht.

Lesetipp: Kamera-Kaufberatung

Was spricht gegen den Einsatz von Grauverlaufsfiltern?

Gegen den Einsatz von Grauverlaufsfiltern spricht zum einen der hohe Preis. Für ein vernünftiges Set mit drei GND-Filtern, dem Filterhalter und den nötigen Adapterringen kannst du 500 Euro oder mehr ausgeben. Zum anderen steigt das Gewicht deiner Fotoausrüstung.

Ein weiterer Punkt ist der Qualitätsverlust, der mit dem Einsatz von GND-Filtern einhergeht. Jeder Filter, egal wie hochwertig er gefertigt ist, mindert die Bildqualität. Dieser Effekt ist aber tatsächlich sehr gering. Zumindest dann, wenn du auf bekannte Filterhersteller setzt.

Arten von Grauverlaufsfiltern

Rund- oder Steckfilter

Man unterscheidet zwischen Rundfiltern zum Aufschrauben und Steckfiltern. Der Rundfilter wird auf das Objektivgewinde geschraubt. Der Steckfilter ist quadratisch oder rechteckig und wird in einen Filterhalter geschoben, der wiederum auf das Objektiv geschraubt wird.

Ich rate von Rundfiltern zum Schrauben ab. Der Verlauf zwischen hell und dunkel befindet sich hier immer in der Mitte. Was aber, wenn der Horizont nicht durch die Bildmitte verläuft? Den Steckfilter kannst du im Gegensatz dazu je nach Situation so weit einschieben, wie nötig.

Unterschiedliche Verläufe

Grauverlaufsfilter gibt es außerdem in verschiedenen Ausführungen. Very Hard, Hard, Medium und Soft beschreibt den Verlauf des Übergans in der Filtermitte.

Bei Filtern mit einem harten Übergang ist der Verlauf zwischen hell und dunkel sehr abrupt. Solche Filter sind für Landschaften konzipiert, bei denen keine Bäume oder Berge in den Himmel ragen, etwa Wüsten oder Küsten. Die Soft-Versionen kommen mit einem sehr weichen Übergang zwischen hell und dunkel daher.

Ich persönlich nutze nur Grauverlaufsfilter mit einem relativ weichen Verlauf. Bei den anderen Filtern fällt mir der Übergang zu deutlich auf.

Daneben gibt es noch einen speziellen Grauverlaufsfilter – den „Reverse GND„. Der Grauverlauf beginnt hier nicht am oberen Rand des Filters, sondern in der Filtermitte. Nach oben hin wird der Filter wieder heller. Zum Einsatz kommt ein solcher Reverse GND, wenn die Sonne nah über dem Horizont steht und dieser Teil abgedunkelt werden soll. Obwohl ich einen Reverse GND besitze, arbeite ich extrem selten mit diesem speziellen Filter.

Unterschiedliche Filterstärken

Wie bei Graufiltern gibt es auch bei Grauverlaufsfiltern verschiedenen Stärken. Der schwächste Filter in der Stärke 0.3 dunkelt den Himmel um eine Blende ab. Daneben gibt es Filter in den Stärken 0.6, 0.9, 1.2 und 1.5. Du kannst die verschiedenen Filter übrigens kombinieren, wenngleich das einen leicht negativen Einfluss auf die Bildqualität hat.

Ich persönlich nutze Grauverlaufsfilter in den Stärken 0.6 und 0.9. Mehr brauche ich in Kombination mit einer dynamikstarken DSLM nicht (mehr).

Unterschiedliche Filtergrößen

GND-Steckfilter gibt es in den Größen 67mm, 75mm, 85mm, 100mm und 150mm. Für die meisten Fotografen das 100er System ideal. Filter in dieser Größe eignen sich für alle gängigen Objektive vom Telezoom bis hin zum Ultraweitwinkelobjektiv. Nur extreme Ultraweitwinkelobjektive verlangen nach einer teuren und klobigen Spezialhalterung und GND-Filter in der Größe 150mm.

GND-Filter aus Kunststoff und Glas

Die Preisrange bei Grauverlaufsfiltern ist enorm. Im Internet findest du günstige GND-Filter für unter 20 Euro, aber auch Filter, die weit mehr als 100 Euro kosten.

Günstige Grauverlaufsfilter bestehen in der Regel aus Kunststoff und erzeugen einen unschönen Farbstich. Besser, du lässt die Hände davon! Grauverlaufssfilter sollten immer aus optischem Glas gefertigt sein! Zu empfehlen sind hier unter anderem die die Firecrest-Reihe von Formatt Hitech, Haida, NiSi und Rollei.

Eine Ausnahme ist Lee. Die Grauverlaufsfilter der britischen Traditionsmarke bestehen aus Kunststoff, sind aber absolut farbneutral. Diese Eigenschaft lässt sich Lee aber teuer bezahlen.

Filterhalter und Adapterringe

Für die Steckfilter gibt es ganz verschiedene Filterhalter. Prinzipiell passen die Filter einer bestimmten Größe in der Regel in alle Filterhalter der jeweiligen Größe. Ein 100er Filter von Lee passt also in den 100er Filterhalter von Formatt Hitech und umgekehrt.

Ich selbst habe sehr lange mit dem sehr guten Filterhalter von Lee gearbeitet. Inzwischen nutze ich aber den M10 Filterhalter von Haida.

Um den Filterhalter auf dem Objektiv zu montieren, benötigst du den entsprechenden Adapterring. Dieser wird auf das Objektiv geschraubt und dient als Befestigungspunkt für den Filterhalter. Dank der Adapterringe mit den unterschiedlichen Durchmessern kannst du den Filterhalter auf allen deinen Objektiven nutzen.

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So wendest du Grauverlaufsfilter richtig an

Die Anwendung der GND-Filter ist eigentlich selbsterklärend. Am besten schiebst du den Grauverlaufsfilter in den Filterhalter ein und schaust, was im Sucher bzw. auf dem Display passiert. Systemkameras zeigen den Effekt sofort. Bei einem weichen GND-Filter sollte der Verlauf sanft über den Himmel und den Vordergrund verlaufen. Bei einem harten GND-Filter sollte die Trennlinie exakt auf dem Horizont liegen.

Jetzt kannst du den Filter nach oben oder unten bewegen, bis du die gewünschte Abdunkelung des Himmels erreicht hast, ohne den Vordergrund zu beeinträchtigen. Bei komplexeren Szenen, wie etwa einer Berglandschaft, kannst du auch verschiedene Winkel und Positionen ausprobieren, um den bestmöglichen Effekt zu erzielen. Ein weiterer Tipp ist, den Filter leicht zu drehen. So kannst du dem Verlauf des Geländes folgen oder Helligkeitsunterschiede im Himmel ausgleichen.

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Autor:in
Florian Westermann ist seit über 20 Jahren Journalist und Profi-Fotograf.

2010 gründete er das Online-Reisemagazin Phototravellers. Nach seiner Zeit in großen Verlagshäusern teilt Florian heute seine Expertise hier auf dem Blog in über 400 Artikeln zu Reisen, Wandern, Outdoor und Fotografie.

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