Auf einen Blick: die wichtigsten Tipps für schöne Landschaftsfotos
- Blendenwert zwischen 8 und 11 für die perfekte Bildschärfe
- ISO-Wert so gering wie möglich halten (100 oder 200)
- Drittel-Regel beachten und den Horizont nicht in die Bildmitte legen
- Finde ein spannendes Hauptmotiv
- Platziere das Hauptmotiv im Goldenen Schnitt
- Achte auf einen schönen Vordergrund, der Tiefe schafft
- Mit einer durchdachten Linienführung schaffst du Spannung
Der Bildaufbau: das A und O in der Landschaftsfotografie
In der Landschaftsfotografie gibt es nichts Wichtigeres als den Bildaufbau. Eine teure Kamera macht nicht automatisch bessere Bilder. Und wenn du es richtig anstellst, kannst du auch mit dem Smartphone tolle Landschaftsaufnahmen machen.
Daher findest du am Anfang meines Tutorials auch nicht die Kameraeinstellungen, sondern zunächst Tipps zum Bildaufbau. Diese Regeln kommen in der Landschaftsfotografie immer zum Einsatz, egal ob du mit einer teuren Profi-Kamera oder einem Handy fotografierst.
1. Das Hauptmotiv
Was ist das Hauptmotiv deines Fotos? Viele Anfänger kommen an einen schönen Ort und machen ein Foto, ohne zu überlegen, was das Hauptmotiv ist.
Du kennst das sicher: „Vor Ort sah das aber schöner aus“. Doch warum ist das so? Das menschliche Gehirn ist in der Lage, unwichtige Teile einer Szene auszublenden und den Fokus auf den Teil zu legen, der dir so gut gefällt. Die Kamera kann das nicht.
Du musst dir also überlegen, was das Motiv ist. Ist es die Weite der Landschaft im Licht der untergehenden Sonne? Oder ist es ein kleiner Teil der Landschaft in der Ferne? Entsprechend wählst du das Objektiv bzw. die Brennweite. Willst du möglichst viel Umgebung zeigen, kommt ein Weitwinkelobjektiv zum Einsatz. Liegt das Motiv weit weg, wählst du ein Teleobjektiv.
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Mehr erfahren2. Verändere die Perspektive
Ein anderer Tipp ist: Ändere deine Perspektive so oft es geht! Ich sehe immer wieder Fotografen, die so auf ein Motiv fixiert sind, dass sie alles um sich herum vergessen.
Du solltest deine gesamte Umgebung als mögliches Motiv wahrnehmen und nicht nur das vermeintliche Hauptmotiv. Schau dich um, was passiert hinter dir? Bewege dich auch einmal weg von deinem Standpunkt. Oft reichen 20 Meter, um eine neue spannende Perspektive zu bekommen.
Versuche es auch einmal aus der Froschperspektive, also von weit unten am Boden. Außerdem kannst du verschiedene Brennweiten benutzen und zwischen Quer- und Hochformat wechseln. So bekommst du an einem einzigen Fotospot nicht nur ein oder zwei tolle Bilder, sondern Dutzende.
Wenn du ernsthaft fotografierst und nicht nur schönen Instagram-Bildern hinterherläufst (was die vergangenen Jahre leider ein Trend geworden ist), lässt du auch deinen Blick schweifen. Auf dem Weg zu deinem Hauptmotiv gibt es sicher viele andere spannende Dinge, oder? Etwa das Spinnennetz, das im Licht der tiefstehenden Sonne funkelt? Oder Pilze am Waldboden, die nur darauf warten, abgelichtet zu werden.
3. Drittel-Regel und Goldener Schnitt
Ein mittiger Horizont entspricht unseren Sehgewohnheiten. Auf Landschaftsbildern wirkt das aber oft langweilig. Beachte die Drittel-Regel, bei der du den Horizont im unteren oder im oberen Bilddrittel platzierst.
Etwas Ähnliches gilt für das Hauptmotiv. Die Bergspitze im Abendlicht wirkt besonders beeindruckend, wenn sie im Goldenene Schnitt platziert wird. Hierzu teilst du das Foto in neun Rechtecke. Die Schnittpunkte entsprechen grob vereinfacht der Proportionslehre des Goldenen Schnitts.
4. Wähle einen imposanten Vordergrund
Fotografierst du mit einem Ultraweitwinkelobjektiv, solltest du einen spannenden Vordergrund wählen. Das können etwa ein Fels, große Blüten oder ein Muster im Boden sein. Der Vordergrund darf einen großen Teil des Fotos einnehmen.
Bilder, die du mit dem Ultraweitwinkelobjektiv aufnimmst, leben oft von einem markanten Vordergrund, der fast bis auf den letzten Zentimeter scharf abgebildet wird. Dazu musst du die Blende des Objektivs relativ weit schließen (hoher Blendenwert F).
Eine andere Möglichkeit ist es, den Vordergrund bewusst unscharf abzulichten. Das funktioniert mit einer Normalbrennweite oder mit einer (leichten) Telebrennweite. Setze den Fokus auf dein Hauptmotiv und suche dir einen Vordergrund, an den du mit der Kamera bis auf wenige Zentimeter herangehst. Der Effekt ist ein verschwommener Vordergrund, der Tiefe schafft.
5. Baue Linien in dein Bild ein
Halte Ausschau nach markanten Linien, die den Betrachter in das Bild ziehen. Ein Steg am See etwa, der Klassiker, zieht den Betrachter regelrecht ins Bild. Das gilt auch für Steinformationen, die in das Foto hineinführen.
Im Idealfall führen die Linien den Betrachter ins Bild oder zum Hauptmotiv. Horizontale Linien stoppen den Blick und sind in der Regel kontraproduktiv.
Die Linienführung gehört in der Landschaftsfotografie zum A und O. Aus einem gewöhnlichen Foto kann so ein wahres Meisterwerk entstehen. Du solltest dir also etwas Zeit nehmen, um mögliche Linien zu erkennen und diese in dein Bild zu integrieren.
6. Nutze Symmetrie und Spiegelungen
Stehst du etwa an einem Gewässer, in dem sich dein Motiv im Wasser spiegelt, kann es reizvoll sein, dass Bild entgegen der Drittel-Regel symmetrisch zu gestalten. Oder führen Linien auf dein Hauptmotiv zu, kannst du dieses auch mittig platzieren. Je nach Motiv kann auch Symmetrie einen wunderbaren Effekt auf deine Bilder haben.
7. Arbeite mit einem Größenvergleich
Auch ein Größenvergleich kann deine Landschaftsfotos aufpeppen. Ein einsamer Wanderer in den Bergen oder eine Person in einem Canyon etwa verleiht deinem Foto einen Wow-Effekt. Du musst die Person nicht einmal kennen. Achte also immer auf Menschen in der Landschaft, die du für deine Zwecke auf deinem Foto nutzen kannst. Natürlich sollte man fremde Menschen nur also Personen in der Ferne erkennen, ohne diese identifizieren zu können.
Alternativ bieten sich auch andere Objekte wie Tiere, Autos oder Häuser an.
8. Arbeite mit einem natürlichen Rahmen (Framing)
Halte beim Fotografieren Ausschau nach natürlichen Rahmen. Das können Äste oder ein Fenster sein, durch das du blickst.
Den Rahmen lasse ich gerne in der Unschärfe verschwimmen. Am besten funktioniert das mit einer relativ langen Brennweite, also mit einem Standardobjektiv oder mit einem Teleobjektiv. Den Fokus setzt du auf das Hauptmotiv (das soll ja scharf sein) und mit der Kamera gehst du möglichst nah ran an den natürlichen Rahmen, der aber nie dein Hauptmotiv verdecken sollte.
9. Minimalismus: Reduziere störende Elemente
Spannend finde ich es auch, ein Motiv ohne störende Elemente abzulichten. Das kann ein Baum im Nebel oder ein Fels im Meer sein. Diese Reduktion auf ein Motiv nennt sich Minimalismus und erfordert durchaus einige Übung und einen geschulten Blick.
Aber nicht jedes Motiv eignet sich für eine minimalistisches Darstellung. Idealerweise gibt es auf dem Bild so gut wie keine anderen Elemente, die den Blick des Betrachters ablenken.
Hast du ein Motiv gefunden, versuche es mit unterschiedlichen Bildaufbauten. Wie wirkt das Motiv – entgegen der Drittel-Regel – in der Bildmitte? Oder macht sich das Motiv doch besser in einer der Schnittpunkte? Probiere es aus!
10. Verdichtung
Auch die Verdichtung einer Landschaft mit einem Teleobjektiv ist ein beliebtes Stilmittel in der Landschaftsfotografie und wird meiner Meinung nach viel zu selten genutzt.
Manchmal siehst du in weiter Entfernung ein schönes Fotomotiv, der Vordergrund ist aber alles andere als fotogen. Versuche doch, die Szenerie mit dem Teleobjektiv einzufangen und zu verdichten. Durch den Einsatz eines Teleobjektivs werden die Abstände einzelner Elemente optisch verkürzt.
Das richtige Licht für tolle Landschaftsfotos
Der Bildaufbau ist das eine, das richtige Licht das andere. Zur Mittagszeit werden dir nur selten spektakuläre Bilder gelingen. Sei am Morgen und am Abend mit der Kamera unterwegs.
11. Fotografiere zur Goldenen und zur Blauen Stunde
Die schönsten Landschaftsfotos entstehen zur Goldenen Stunden. Das ist die Zeit kurz nach Sonnenaufgang beziehungsweise kurz vor Sonnenuntergang. Die Sonne wirft hier lange Schatten und taucht die Landschaft in goldenes Licht.
Schöne Bilder entstehen aber auch zur Blauen Stunde, also der Zeit kurz vor Sonnenaufgang oder kurz nach Sonnenuntergang. Der Himmel leuchtet in einem intensiven Blauton, Pastelltöne bestimmen das Bild und durch die langen Belichtungszeiten (hier solltest du ein Stativ nutzen) werden die Farben extrem intensiv.
Direktes Licht zur Mittagszeit ist dagegen sehr hart – deine Aufnahmen verlieren an Brillanz und Farbe. Eine Ausnahme sind Meerbilder etwa in der Karibik. Das Wasser leuchtet besonders zur Mittagszeit sehr intensiv.
12. Baue Wolken und Nebel in deine Bilder ein
Für spektakuläre Landschaftsfotos brauchst du Wolken. Wolken verleihen dem Himmel eine interessante Struktur und dienen zur Goldenen Stunde auch als Diffusor für das grelle Sonnenlicht, besonders bei Gegenlicht.
Mit Wolken am Himmel gelingen dir die besten Gegenlichtaufnahmen. Außerdem eignen sich Wolken, die über den Himmel ziehen, hervorragend für Langzeitbelichtungen.
Schöne Landschaftsfotos kannst du im Herbst machen. Neben den bunten Bäumen macht der morgendliche Nebel, etwa über einem See, deine Bilder dramatisch.
Die perfekte Kameraausrüstung für die Landschaftsfotografie
Hier verrate ich dir, welche Fotoausrüstung du für schöne Landschaftsfotos immer dabei haben solltest. Aber keine Sorge: Auch wenn du dir keine teure Kamera leisten willst: auch mit dem Smartphone sind spektakuläre Aufnahmen möglich, wenn du den Bildaufbau beachtest und du zur richtigen Zeit fotografierst.
13. Die richtige Kamera
Welche Kamera ist die beste für schöne Landschaftsbilder? Die gute Nachricht: Du brauchst keine sündhaft teure Kamera, um schöne Naturfotos zu schießen.
Ich selbst nutze eine Vollformat-Kamera (Sony Alpha 7 IV). Aber dir gelingen auch mit einer Einsteigerkamera und sogar mit dem Smartphone, etwa mit dem iPhone 15 Pro Max, schöne Bilder. Es spielt also keine große Rolle, welche Kamera du nutzt. Das ist aber tatsächlich die Frage, die mir am häufigsten gestellt wird.
Es spielt auch keine Rolle, ob du eine Systemkamera (DSLM) oder eine Spiegelreflexkamera (DSLR) nutzt. Hier erkläre ich dir den Unterschied zwischen DSLM und DSLR. Und hier kommst du zu meiner Kamera-Kaufberatung.
Also merke dir: Nicht die Kamera, du machst die Fotos! Zudem sind die Objektive viel wichtiger!
14. Die richtigen Objektive
Wichtiger als die Kamera sind (neben deinem fotografischen Auge und dem Gespür für Stimmungen und Situationen) die Objektive. Folgende Objektive brauchst du, um für alle Situationen in der Landschaftsfotografie gerüstet zu sein:
- Ultraweitwinkelobjektiv (16 mm Brennweite oder weniger am Vollformat)
- Standard-Zoom (24 bis 100 mm Brennweite am Vollformat)
- Teleobjektiv (100 bis 400 mm Brennweite am Vollformat)
Ultraweitwinkelobjektiv
Für spektakuläfe Landschaftsbilder empfehle ich ein Ultraweitwinkelobjektiv. Damit gelingen dir Landschaftsbilder mit einem extremen Bildwinkel. Außerdem ist ein Ultraweitwinkelobjektiv Grundvoraussetzung für atemberaubende Nachtaufnahmen mit der Milchstraße oder Polarlichtern.
Hier findest du einen Brennweitenvergleich.
Standard-Zoom
In der Landschaftsfotografie werden dir aber auch immer Motive vor die Linse kommen, bei denen ein Standard-Zoom (24-100 mm Brennweite Vollformat; 16-70 mm APS-C) am besten funktioniert.
Teleobjektiv
Außerdem gehört ein Teleobjektiv in den Kamerarucksack. Mit dem Teleobjektiv kannst du Motive einfangen, die weit entfernt sind. Außerdem rücken die Motive sehr nah zusammen, was spannende Effekte ermöglicht. Es gibt Regionen auf der Welt, in denen du ohne Teleobjektiv aufgeschmissen bist, so etwa in der Toskana oder in Schottland.
15. Ein gutes Stativ
Ein stabiles Stativ ist ein Muss für jeden Landschaftsfotrografen. Mit einem Stativ kannst du unabhängig von den Lichtbedingungen so lange belichten, wie nötig. Auch den Bildaufbau kannst du bewusster bestimmen. Hier findest du eine Übersicht über die besten Reisestative.
Wenn du auf der Suche nach einem robusten und extrem leichten Stativ bist, solltest du dir das Gitzo Traveler 1545T (Preis checken*) ansehen, mit dem ich seit vielen Jahren auf der ganzen Welt unterwegs bis.
Moderne Systemkameras besitzen einen integrierten Bildstabilisator. Damit lassen sich mitunter Belichtungszeiten von bis zu zwei Sekunden aus der Hand realisieren – und das bei einem geringen Schärfeverlust. Die besten Resultate erzielst du aber immer mit dem Stativ.
16. Nutze Filter für atemberaubende Fotos
Auch in der modernen Fotografie sind einige Filter unerlässlich. Welche das sind, verrate ich dir hier:
ND-Filter (Graufilter)
Mit einem ND-Filter (oder Graufilter) verlängerst du die Belichtungszeit. So bekommst du spektakuläre Langzeitbelichtungen etwa von Wolken oder der Meeresbrandung.
Es gibt ganz verschiedene Filterstärken. Mit einem starken Graufilter kannst du sogar tagsüber einige Sekunden oder gar Minuten belichten.
Polfilter
Mit dem Polfilter kannst du Spiegelungen auf dem Wasser (im Allgemeinen auf „nicht metallischen Oberflächen“) reduzieren. Vorsicht mit dem Polfilter bei Weitwinkelobjektiven: Der Pol-Effekt reicht hier nicht über das gesamte Bild – es entstehen unschöne Flecken am Himmel.
GND-Filter (Grauverlaufsfilter)
Mit einem GND-Filter (oder Grauverlaufsfilter) bekommst du schwierie Lichtsituationen besser in den Griff. Oftmals ist der Himmel im Vergleich zum Vordergrund zu hell, speziell bei Gegenlichtaufnahmen. Ein Grauverlaufsfilter hilft, den hohen Kontrast in den Griff zu bekommen.
Moderne Kameras zeichnen sich allerdings durch einen hohen Dynamikumfang aus. Das ist die Fähigkeit, sehr helle und sehr dunkle Teile auf einem Bild gleichzeitig abzulichten. Oftmals brauchst du deshalb keinen Grauverlaufsfilter mehr, wenn du im RAW-Format fotografierst.
Es gibt trotzdem immer wieder Situationen, die auch die besten Bildsensoren an ihre Grenzen bringen. Zudem wirkt der Graufilter auch als Graufilter: er verlängert die Belichtungszeit. Oftmals ersetzt der Grauverlaufsfilter den Graufilter, wenn es dir auf eine nur leicht verlängerte Belichtungszeit ankommt.
Eine Alternative zum Grauverlaufsfilter ist das HDRI (High Dynamik Range Image) oder auch HDR-Bild. Hier erstellst du mehrere Belichtungen und verrechnest diese später per Software zu einem Foto. Es gibt viele Fotografen, die den Graufilter mit der HDR-Technik ersetzt haben. Ich würde sagen: Probiere einfach beides aus und entscheide dann selbst.
Die richtigen Kameraeinstellungen in der Landschaftsfotografie
Hier verrate ich dir die richtigen Kameraeinstellungen (Blende, Belichtungszeit und ISO) für spektakuläre Landschaftsbilder.
17. Nutze den manuellen Modus (M)
Bist du mit dem Stativ unterwegs, solltest du im manuellen Modus fotografieren. Die Kamera „weiß“ schließlich nicht, welchen Effekt du erzielen willst. Willst du etwa die Brandung am Meer als Nebel ablichten, also sehr lange belichten, oder soll das Wasser dynamisch bleiben, also relativ kurz belichten? Nur im manuellen Modus gelingen dir Fotos, die genau deinen Vorstellungen entsprechen.
Tagsüber bei einfachen Lichtsituationen ohne Stativ nutze ich meist die Zeitautomatik (A oder AV). Hier gibst du die Blende vor (etwa Blende 8 bei Fotos aus der Hand).
In der Zeitautomatik stellt die Kamera die richtige Belichtungszeit und den ISO-Wert (aktiviere die ISO-Automatik) für dich ein. Du kannst dich jetzt ganz auf den Bildaufbau konzentrieren.
18. Die richtige Blende
Anders als in der Porträtfotografie sollen Landschaftsfotos in der Regel von vorne bis hinten durchweg scharf sein (hier verrate ich dir, warum deine Bilder unscharf werden). Dazu solltest du die Blende relativ weit schließen.
Auf dem Stativ arbeite ich meist mit einer Blende zwischen 8 und 11. Dank der weit geschlossenen Blende erzielst du eine große Schärfentiefe. Es wird also ein großer Teil des Fotos scharf abgelichtet. Bei Teleobjektiven ist die Schärfentiefe physikalisch bedingt übrigens vergleichsweise gering.
Aber Vorsicht: Schließt du die Blende zu weit (etwa Blende 22), führt das zur Beugungsunschärfe, die das Bild sichtbar unscharf macht. Im Vorteil sind große Bildsensoren (Vollformat) mit einer geringen Auflösung (Megapixelzahl).
19. Der richtige ISO-Wert
Anfänger arbeiten oft mit einem zu hohen ISO-Wert. Dafür gibt es meist keinen Grund. Arbeitest du mit dem Stativ, solltest du den ISO-Wert so niedrig wie möglich einstellen. Meist ist das ISO 100. Je höher der ISO-Wert, desto kürzer wird die Belichtungszeit. Gleichzeitig nimmt aber das Bildrauschen zu – und das gilt es zu vermeiden.
Bei Nachtaufnahmen mit Sternenhimmel musst du den ISO-Wert hingegen meist weit in den vierstelligen Bereich drehen. Der Grund ist einfach: Belichtest du den Sternenhimmel zu lange, werden die Sterne nicht mehr punktförmig dargestellt.
20. Die perfekte Belichtungszeit
Die Belichtungszeit errechnet sich aus dem vorhandenen Licht, der eingestellten Blende und dem eingestellten ISO-Wert. Im manuellen Modus helfen die Belichtungsskala der Kamera oder das Histogramm bei der Ermittlung der korrekten Belichtungszeit.
Die perfekte Belichtungszeit gibt es nicht. Arbeitest du mit dem Stativ, kannst du mehrere Minuten oder gar Stunden belichten – wenn du magst.
Bei Dämmerlicht beträgt die Belichtungszeit oft schon mehrere Sekunden. Bei Landschaftsfotos, auf denen es keine Bewegung gibt (zum Beispiel Wasser oder Wolken), ist es von der Bildwirkung meist unerheblich, ob du zwei, fünf oder 30 Sekunden belichtest.
Am Meer etwa, wo sich das Wasser bewegt, kommt der Belichtungszeit eine größere Rolle zu. Bei Belichtungszeiten von unter einer Sekunde fängst du die Dynamik des Wassers ein. Bei Belichtungszeiten von mehreren Sekunden oder Minuten wirkt das Wasser weich wie Nebel.
Für Langzeitbelichtungen am Tag oder von mehreren Sekunden oder Minuten musst du einen Graufilter nutzen.
Um die Belichtungszeit zu verkürzen oder zu verlängern, ohne den Blendenwert zu verstellen, musst du den ISO-Wert verstellen (doppelter ISO-Wert = halbe Belichtungszeit und umgekehrt).
21. Fokus & hyperfokale Distanz
Warum werden Fotos unscharf? Oft ist ein falsch gesetzter Fokus schuld. Um das zu vermeiden, solltest du mit dem Autofokus immer das Hauptmotiv scharfstellen.
Eine andere, leider recht komplizierte Möglichkeit ist, den Fokus auf die hyperfokale Distanz (auch hyperfokale Entfernung oder Hyperfokaldistanz) zu stellen. Das ist die Distanz, auf die du den Fokus bei einer bestimmten Blende-Brennweite-Kombination einstellen musst, um die maximale Schärfentiefe („depth of field“ (DOF)) zu erzielen. Zur Berechnung der Hyperfokaldistanz gibt es diverse Apps und Websites wie etwa Dofmaster.com.
In den meisten Situationen bietet es sich aber an, einfach den Autofokus auf das Hauptmotiv zu legen.
22. Nutze das Raw-Format und Adobe RGB
In der Landschaftsfotografie solltest du immer das Raw-Format nutzen. Ich habe zusätzlich das Jpg-Format (kleinste Auflösung) aktiviert. Ein Raw musst du immer entwickeln – du kannst es nicht mal eben schnell per Whatsapp und Co. an Freunde schicken.
Das Raw-Format („Rohdaten-Format“) enthält deutlich mehr Bildinformationen als das stark komprimierte Jpg-Format.
Wenn du trotzdem nur im Jpg-Format fotografieren und deine Bilder auch(!) ausdrucken willst, solltest du im Menü deiner Kamera den Farbraum von sRGB auf Adobe RGB umstellen. RGB ist übrigens die Abkürzung für rot, grün und blau.
Adobe RGB stellt einen deutlich größeren Farbbereich dar als sRGB. Um in den Genuss von Adobe RGB zu kommen, brauchst du allerdings einen entsprechenden Monitor. Die meisten Bildschirme zeigen nur sRGB an. Das gilt übrigens auch für günstige Fotoentwickler/ Druckereien, die Adobe RGB oftmals in sRGB umwanden, was zu einem enttäuschenden Ergebnis führen kann. Ach ja, Raw-Dateien haben keinen Farbraum und daher ist es für das Raw-Format irrelevant, welcher Farbraum aktiviert ist.
23. Bildbearbeitung
Ist das Bild im Kasten, geht es an die Entwicklung deiner RAW-Dateien. Genau wie ein Film zu analogen Zeiten muss ein digitales Foto entwickelt werden.
Mit Programmen wie Adobe Lightroom* kannst du den Horizont begradigen oder Staubflecken, Vignettierungen oder Verzerrungen entfernen. Beim Feintuning geht es an Sachen wie Bildrauschen, Kontrast, Schärfe oder einzelne Farbkanäle. Ich habe übrigens 100 Presets mit vorgefertigten Einstellungen entwickelt, die du in Lightroom nutzen kannst. Oder du probierst selbst ein wenig herum und findest deinen eigenen fotografischen Stil.
Tipp: Ein super Tool ist auch die Bildbearbeitungs-Software Radiant*. Das ist kein klassischer Raw-Entwickler wie Lightroom, sondern eine einfache 1-Klick-Lösung für Jpg-Dateien (es gibt aber auch zahlreiche Einstellmöglichkeiten). Egal ob du deine Fotos erst in Lightroom entwickelst oder „nur“ im Jpg-Format fotografierst, mit Radiant holst du das beste aus deinen Fotos raus. Mit dem Code phototravel bekommst du außerdem zehn Prozent Rabatt.
Spickzettel mit allen Kamera-Einstellungen
Du kannst dir meinen Fotografen-Spickzettel hier kostenlos downloaden (PDF) und im Scheckkartenformat (85,6 × 54,0 mm) ausdrucken. Am besten natürlich auf dünnem Karton.
Video: Live-Fotokurs in Island
Begleite mich nach Island und schau mir beim Fotografieren über die Schulter:
Weitere Fragen und Antworten
Ich habe dir hier die Grundlagen der Landschaftsfotografie erklärt. Wichtig ist auf alle Fälle, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und einen außergewöhnlichen Blick aufs Hauptmotiv zu finden. Die Kameraausrüstung ist dabei zweitrangig. Anfänger denken oft: Viel hilft viel und mit einer teuren Fotoausrüstung gelingen immer tolle Fotos. Das ist natürlich nicht so. Vielmehr müssen Licht und Bildidee stimmen. Dann sind auch mit einer günstigen Kamera oder gar dem Smartphone tolle Landschaftsbilder garantiert.
Für tolle Landschaftasfotos nutzt du in der Regel einen niedrigen ISO-Wert von 100 (oder abhängig von der Kamera auch 200) und einen Blendenwert zwischen 8 und 13 . Arbeitest du mit dem Stativ, kannst du die Belichtungszeit nun entsprechend dem Umgebungslicht anpassen.
Mit dem Ultraweitwinkelobjektiv (10-20 mm am Vollformat) gelingen atemberaubende Landschaftsbilder, wenn du ein sehr großes Motiv ablichtest, etwa einen Berg, und du einen tollen Vordergrund hast. Je nach Motiv gelingen aber auch mit einem Standard-Zoom (24-70 mm am Vollformat) grandiose Fotos. Mit einer Telebrennweite kannst du Motive in der Ferne gut in Szene setzen.
Ich arbeite in der Landschaftasfotografie immer mit einem einzigen Fokusfeld, mit dem ich mein Hauptmotiv anvisiere. Alternativ kannst du in der Landschaftafotografie auch mit dem manuellen Fokus arbeiten. Beim Fokussieren solltest du darauf achten, dass dein Hauptmotiv scharf angezeigt wird.
Um eine möglichst große Schärfentiefe zu bekommen, wählst du eine relativ weit geschlossene Blende. Ideal sind – je nach Kamerasensor – Blendenwerte zwischen 8 und 13, je nach Kamerasensor auch 16 oder 18 (Vollformat mit wenigen Megapixeln). Höhere Blendenwerte führen zur Beugungsunschärfe. Hier wird dein Bild deutlich unscharf.
Fotografierst du mit dem Stativ, kannst du auch bei wenig Licht (etwa zur Dämmerung) mit einer relativ weit geschlossenen Blende arbeiten (f/8 bis f/13). Die Belichtungszeit spielt auf dem Stativ meist keine Rolle (außer, es gibt sich bewegende Teile auf dem Bild). Fotografierst du aus der Hand, musst du auf eine kurze Belichtungszeit achten, damit keine Bewegungsunschärfe entsteht. Die Faustregel lautet: Die maximale Belichtungszeit sollte maximal den Kehrwert der eingestellten Brennweite betragen (am Vollformat, bei kleineren Bildsensoren den Crop-Wert beachten). Um kurze Belichtungszeiten zu ermöglichen, musst du die Blende sehr weit öffnen. Du arbeitest hier also mit kleinen Blendenwerten wie f/2.8 oder f/4.0.
Bei Nachtaufnahmen öffnest du die Blende sehr weit. Du nutzt also einen kleinen Blendenwert, je nach Objektiv und Umgebungslicht (etwa vom Vollmond) also etwa Blende f/2.8 oder f/4.0.
Bei Nebel nutzt du in der Regel die gebräuchlichen Einstellungen für die Landschaftsfotografie. Für die Blende bedeutet das: Je nach Kamera ist eine Blende zwischen 8 und 13 ideal.
Um einen Sonnenstern zu „zaubern“, musst du die Blende relativ weit schließen. Je nach Kamera sind Blendenwerte zwischen 8 (etwa für MFT-Kameras) und 18 (Vollformat-Kameras) ideal. Schließe die Blende aber nicht zu weit, da sonst die Schärfe spürbar abnimmt (Beugungsunschärfe).
Bildrauschen entsteht hauptsächlich durch einen hohen ISO-Wert. Willst du das Bildrauschen minimieren, musst du den ISO-Wert reduzieren. Bei der DSLR solltest du außerdem auf Liveview verzichten, da diese Funktion auf den Bildsensor zurückgreift und Wärme erzeugt (Wärme führt ebenfalls zu Bildrauschen). Um Bildrauschen bei einem fertigen Bild zu entfernen, solltest du in der Postproduktion, etwa mit Lightroom, die Funktion „Bildrauschen reduzieren“ nutzen.
Um die Sterne punktförmig abzulichten, sind relativ kurze Belichtungszeiten nötig. Mit einem Ultraweitwinkelobjektiv beträgt die maximale Belichtungszeit meist rund 30 Sekunden. Den ISO-Wert musst du entsprechend anpassen. Abhängig vom Objektiv und der gewählten Blende wird meist ein ISO-Wert zwischen 1000 und 4000 gewählt.
Fotografierst du aus der Hand, gilt: Die maximale Belichtungszeit sollte den Kehrwert der eingestellten Brennweite am Objektiv nicht übersteigen. Diese Regel gilt für Vollformat-Kameras. Bei kleineren Bildsensoren musst du den Crop-Faktor beachten. Beispiel: Mit einer Brennweite von 100 mm sollte die maximale Belichtungszeit nicht länger als 1/100 Sekunde betragen. Mit einem Bildstabilisator kannst du aber deutlich längere Belichtungszeiten realisieren. Fotografierst du mit dem Stativ, gibt es keine Begrenzung für die Belichtungszeit. Je nach Motiv macht es aber Sinn, die Belichtungszeit als kreatives Stilmittel einzusetzen. Sich schnell bewegendes Wasser etwa wirkt bei Belichtungszeiten von etwa 1/10 bis 1 Sekunde dynamisch. Bei deutlich längeren Belichtungszeiten verschwimmt sich bewegendes Wasser, etwa am Meer, zu einem Nebel.
Für Landschaftsaufnahmen sind Kameras mit einer hohen Megapixelzahl im Vorteil. Damit werden die Bilder nicht automatisch besser – du hast aber mehr Details in den Fotos und kannst Bilder später auch besser beschneiden. Außerdem sollte die Kamera über einen möglichst hohen Dynamikumfang verfügen. Zu den Spitzenreitern gehören hier aktuell die Nikon D850 (45,7 MP), die Leica M11 (60,3 MP), die Sony Alpha 7R IV (61,2 MP), die Sony Alpha 7 IV (33 MP) und die Nikon Z7 II (45,8 MP).