So fotografierst du mit dem Graufilter (ND-Filter)

Mit einem ND Filter (für Neutraldichtefilter „Neutral Density“; auch Graufilter genannt) gelingen dir als Fotograf faszinierende Effekte. Für mich sind Graufilter, die es in ganz verschiedenen Stärken gibt, in der Fotografie nicht wegzudenken.

Doch was ist ein Graufilter überhaupt und wozu wird er eingesetzt? Wie wendest du den ND Filter richtig an? Und gibt es Qualitätsunterschiede zwischen verschiedenen Graufiltern und Herstellern? Und wie berechnest du die Belichtungszeit? Diese und viele weitere Fragen rund um den Neutraldichtefilter beantworte ich dir in unserer umfassenden Graufilter-Anleitung inklusive Kauf-Tipps.

Was macht der Graufilter

Bevor ist dir verrate, wie du mit dem ND Filter fotografierst und welches die besten Graufilter sind, stellt sich die Frage: Was macht ein Graufilter überhaupt? Ein Graufilter ist eine abgedunkelte Scheibe – idealerweise aus optischem Glas –, die vor dem Kameraobjektiv (bei einigen Ultraweitwinkelobjektiven auch zwischen Objektiv und Kamerasensor) angebracht wird.

Der ND Filter hat die Aufgabe, das auf den Kamerasensor fallende Licht zu reduzieren. So kannst du die Belichtungszeit verlängern.

Doch warum solltest du die Belichtungszeit überhaupt verlängern? Es gibt mehrere Einsatzzwecke für den Graufilter, der für mich zu den wichtigsten Fotofiltern überhaupt gehört.

Übrigens: Mit einer DSLR-Kamera solltest du bei langen Belichtungszeiten den optischen Sucher abdecken. Das verhindert Fehlmessungen und Reflektionen auf dem Foto.


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(Fließendes) Wasser weichzeichnen

In der Landschaftsfotografie kommt der ND Filter vor allem dann zum Einsatz, wenn du Wasser weichzeichnen möchtest. Das kann die Brandung am Meer, die Wasseroberfläche eines Sees oder auch ein rauschender Wasserfall sein.

Durch die längere Belichtungszeit verschwimmen die Strukturen des Wassers. Am Wasserfall scheint plötzlich Watte oder Nebel in die Tiefe zu stürzen. Am See glättest du mit dem Graufilter die Wasseroberfläche – Spiegelungen werden besser wahrgenommen. Am Meer sorgt der Graufilter dafür, dass Wellen auf deinem Foto nicht mehr als solche wahrgenommen werden. Vielmehr bekommst du durch den Einsatz eines ND Filters eine glatte Wasseroberfläche.

Die richtige Belichtungszeit bei Wasser

Auf meinen Fotokursen werde ich oft nach der richtigen Belichtungszeit mit dem Graufilter gefragt. Die Antwort: es kommt darauf an.

Willst du das Wasser möglichst glattziehen, das Wasser also extrem neblig oder glatt darstellen, bietet sich eine recht lange Belichtungszeit von mindestens einigen Sekunden an. Bei stürmischer See tritt der Nebel-Effekt mitunter erst bei einer Belichtungszeit von weit über 30 Sekunden ein.

Für Langzeitbelichtungen von mehreren Sekunden – insbesondere bei grellem Tageslicht – musst du natürlich einen entsprechend starken Graufilter nutzen. Zu den verschiedenen Graufilterstärken findest du weiter unten im Artikel alle wichtigen Infos.

Willst du die Dynamik des Wassers erhalten, eignet sich meist eine Belichtungszeit von unter einer Sekunde, manchmal auch etwas mehr. Hier kommt es wieder auf die Fließgeschwindigkeit des Wassers an. Bei einem Wasserfall reicht oftmals schon eine Belichtungszeit von 1/10 Sekunde, um den Nebeleffekt kombiniert mit einer tollen Dynamik zu erreichen. Hier kannst du durchaus ein wenig ausprobieren, welche Belichtungszeit die richtige für das jeweilige Fotomotiv ist.

Im folgenden findest du vier Bilder mit exakt den gleichen Einstellungen – lediglich die Belichtungszeit variiert. Mit einem Klick auf die Fotos kannst du diese vergrößern.  

Wolken, Sand und Co. verschwimmen lassen

Was mit Wasser funktioniert, klappt auch bei Wolken am Himmel. Mit einem starken Graufilter kannst du selbst bei Tageslicht mehrere Sekunden, Minuten oder gar Stunden belichten. Ziehen Wolken am Himmel entlang, erhältst du denselben Effekt wie beim Wasser: die sich bewegenden Wolken verschwimmen. Je länger du mit dem Graufilter belichtest, desto stärker ist der Effekt (wobei es auch hier auf die Geschwindigkeit der Wolken ankommt).

Was mit Wasser und Wolken funktioniert, geht natürlich mit allem, was sich bewegt. Sand etwa, der eine Wand herunterrieselt, kannst du ganz genauso weichzeichnen. Du siehst: Deiner Fantasie sind beim Fotografieren mit Graufilter keine Grenzen gesetzt.

Menschen verschwinden lassen

Sogar Menschen kannst du mit dem ND Filter verschwinden lassen – und das ist keine Zauberei. Du musst das Bild nur lange genug belichten. Ein voller Platz in einer Stadt etwa, den du am Tag mit einem starken Graufilter ablichtest, erscheint auf dem Foto fast menschenleer.

Die Personen, die länger an einem Ort stehen, wirst du auch bei einer Langzeitbelichtung mit dem Neutraldichtefilter nicht verschwinden lassen. Diese erscheinen später als unscharfe Gestalten auf dem Foto.

Menschen, die den Platz ohne zu stoppen überqueren, verschwinden aber fast vollständig aus deinem Foto. Mitunter wirst du einige leichte Schatten sehen. Das ist aber kein Vergleich zu einer Aufnahme ohne starken Graufilter.

Lichtspuren & sich bewegende Objekte

Eine weitere Anwendungsmöglichkeit von Graufiltern sind Lichtspuren und sich bewegende Objekte. Fotografierst du etwa ein fahrendes Auto mit eingeschalteten Lichtern, bekommst du tolle Lichtspuren. Lichter sind aber natürlich nur bei Dunkelheit gut zu sehen. Deshalb brauchst du für Lichtspuren nicht zwingend einen Graufilter. 

Porträts bei Tageslicht schießen

Auch in der Porträt-Fotografie kommen Graufilter zum Einsatz. Hier willst du natürlich keine Menschen verschwimmen lassen. Aber um dein Model freizustellen, also das scharf abgelichtete Gesicht vor dem unscharfen Hintergrund hervorzuheben, brauchst du eine möglichst weit geöffnete Blende (kleiner Blendenwert F).

Ein Objektiv mit einer Offenblende von f/2.8 ist schon recht gut. Spezielle Porträt-Objektive bringen es aber sogar auf Blendenwerte von f/1.4 oder sogar f/1.2 und stellen dein Model super frei. So lichtstarke Objektive kosten richtig viel Geld.

Da wäre es doch schade, wenn du die Offenblende überhaupt nicht nutzen kannst, weil das Umgebungslicht zu grell ist. Bei hellem Tageslicht (evtl. sogar zusätzlich mit Blitzlicht) werden deine Bilder mit einem lichtstarken Objektiv und einer weit geöffneten Blende selbst beim niedrigsten ISO-Wert (meist ISO 100) und einer extrem kurzen Belichtungszeit von 1/8000 Sekunde überbelichtet.

Abhilfe schafft ein Graufilter, der die Menge des einfallenden Lichts reduziert. In der Regel reicht ein leichter Graufilter mit einer oder mit zwei Blendenstufen, der die Belichtungszeit verdoppelt bzw. vervierfacht. Zu lange darfst du ja auch nicht belichten, sonst droht Bewegungsunschärfe (kein Mensch kann 30 Sekunden lang komplett still halten).

Hier findest du übrigens unsere Tipps für die Portraitfotografie.

Videos aufnehmen mit dem Graufilter

Nicht nur in der Fotografie kommen ND Filter zum Einsatz: auch Videografen nutzen mit Freude die dunklen Scheiben vor dem Objektiv.

Zum einen spielt auch bei Videos der Effekt mit Schärfe und Unschärfe eine enorme Rolle. Das funktioniert eben nur mit einer weit geöffneten Blende – und dafür benötigst du oft einen ND Filter. 

Zum anderen haben nur Videos, die mit 24 bzw. 25 Bildern pro Sekunde (FPS) aufgenommen werden, einen „Kino-Look“. Videos, die mit höheren Aufnahmeraten aufgenommen werden, wirken abgehackt und billig. Ich nenne das den „Camcorder-Effekt“.

Laut der Faustregel sollte die Belichtungszeit maximal das Doppelte der Bilder pro Sekunde (FPS) betragen. So errechnet sich für den Kino-Look eine Belichtungszeit von 1/48 bzw. 1/50 Sekunde. Ist das Umgebungslicht zu hell, erreichst du so relativ lange Belichtungszeiten nur mit Hilfe eines Graufilters.

Graufilter gibt es übrigens nicht nur für jeden Objektiv-Durchmesser, sondern auch für Action- und Pocketkameras und für Drohnen.

Einsatzzwecke ND Filter im Überblick

  • Wasser verschwimmen lassen
  • Wolken, Sand und Co. verschwimmen lassen
  • Menschen verschwinden lassen
  • Lichtspuren „zeichnen“
  • Sich bewegende Objekte verschwimmen lassen
  • Porträts bei Tageslicht fotografieren
  • Schärfe-Unschärfe bei Videos
  • Kino-Effekt bei Videos

Nachteile von Graufiltern

Haben Graufilter auch Nachteile? Ja! Welche das sind, verrate ich dir hier:

  • Jeder Filter mindert die Bildqualität – hochwertige Filter aber deutlich weniger als Billig-Filter
  • ND Filter können zu einem Farbstich führen. Hier sind hochwertige Graufilter klar im Vorteil
  • Bei der Verwendung eines starken Graufilters funktioniert der Autofokus deiner Kamera oft nicht (Abhilfe: ohne Filter scharfstellen und dann den Fokus auf „manuell“ stellen)
  • Bei der Verwendung eines starken ND Filters siehst du durch den Sucher bzw. auf dem Display kein Bild mehr (Abhilfe: Bildausschnitt ohne Filter wählen)
  • Für Langzeitbelichtungen benötigst du in der Regel ein Stativ
  • Der Preis: Gute Neutraldichtefilter (und eventuell eine passende Filterhalterung) kosten richtig Geld

Die richtige Anwendung

Die Anwendung von Graufiltern ist im Grunde nicht besonders schwierig. Abgestuft sind ND Filter nach Blenden (angegeben in 0.3er-Schritten – eine Blende wird beim Graufilter auch „Stopp“ genannt). Mit jeder Blende bzw. mit jedem Stopp verdoppelt sich die Belichtungszeit.

Ein Beispiel

Ohne Filter beträgt deine Belichtungszeit 1 Sekunde (das ist am einfachsten zu rechnen). Mit einem leichten Graufilter in der Stärke 0.3, der um eine Blende abdunkelt, verdoppelt sich deine Belichtungszeit von einer Sekunde auf zwei Sekunden.

Nutzt du einen Graufilter in der Stärke 0.9 (drei Blendenstufen), verlängert sich deine Belichtungszeit von einer Sekunde auf 8 Sekunden.

1 Sekunde (kein Filter) – 2 Sekunden (eine Blende; 0.3) – 4 Sekunden (zwei Blenden; 0.6) – 8 Sekunden (drei Blenden; 0.9).

Mit einem starken Graufilter in der Stärke 3.0 (zehn Blendenstufen, auch 1000er Filter genannt, weil nur 1/1000 des Lichts durch den ND Filter fällt und sich die Belichtungszeit vertausendfacht), verlängert sich deine Belichtungszeit von einer Sekunde auf gut 17 Minuten.

Wie komme ich auf (gut) 17 Minuten Belichtungszeit? Die Rechnung ist einfach:

1 Sekunde (kein Filter) – 2 Sekunden (eine Blende; 0.3) – 4 Sekunden (zwei Blenden; 0.6) – 8 Sekunden (drei Blenden; 0.9) – 16 Sekunden (vier Blenden; 1.2) – 32 Sekunden (fünf Blenden; 1.5) – 64 Sekunden (sechs Blenden; 1.8) – 128 Sekunden (sieben Blenden; 2.1) – 256 Sekunden (acht Blenden, 2.4) – 512 Sekunden (neun Blenden; 2.7) – 1024 Sekunden (zehn Blenden; 3.0). Wow, 1024 Sekunden, das sind gut 17 Minuten.

Tipp: Bis zu 30 Sekunden berechnet die Kamera die korrekte Belichtungszeit trotz Graufilter automatisch. Bei Belichtungszeiten darüber musst du die korrekte Belichtungszeit selbst ermitteln und mittels Bulb-Funktion deiner Kamera (mit dieser kannst du länger als 30 Sekunden belichten) entsprechend lange zu belichten.

Zu korrekten Ermittlung der Belichtungszeit (über 30 Sekunden) gibt es mehrere Methoden. Die einfachsten sind Kopfrechnen, eine Smartphone-App oder – ganz klassisch – eine Belichtungstabelle für ND Filter.

Apps für Graufilter (Auswahl)

Eine App macht es dir natürlich auch leicht, in entgegengesetzter Richtung zu rechnen. Das ist sinnvoll, wenn du deinem Foto mit einer speziellen Belichtungszeit einen besonderen Touch geben willst. Dazu musst du natürlich wissen, welchen Graufilter du einsetzen musst.

Belichtungstabelle für Graufilter (mit PDF-Download)

Hier möchte ich dir außerdem eine Belichtungstabelle für ND Filter an die Hand geben. Du kannst die Tabelle (PDF) hier auch downloaden und ausdrucken.

Belichtung ohne ND-Filter0.3
ND2
0.6
ND4
0.9
ND8
1.2
ND16
1.5
ND32
1.8
ND64
2.1
ND128
2.4
ND256
2.7
ND512
3.0
ND1000
3.3
ND2000
3.6
ND4000
4.5
ND32000
1/8000 s1/40001/20001/10001/5001/2501/1251/601/301/151/81/41/24
1/4000 s1/20001/10001/5001/2501/1251/601/301/151/81/41/218
1/2000 s1/10001/5001/2501/1251/601/301/151/81/41/21215
1/1000 s1/5001/2501/1251/601/301/151/81/41/212430
1/500 s1/2501/1251/601/301/151/81/41/2124860
1/250 s1/1251/601/301/151/81/41/2124815120
1/125 s1/601/301/151/81/41/212481530240
1/60 s1/301/151/81/41/21248153060480
1/30 s1/151/81/41/21248153060120960
1/15 s1/81/41/212481530601202401920
1/8 s1/41/212481530601202404803840
1/4 s1/212481530601202404809607680
1/2 s1248153060120240480960192015360
1 s2481530601202404809601920384030720
2 s4815306012024048096019203840768061440
4 s815306012024048096019203840768015360122880
8 s1530601202404809601920384076801536030720245760
15 s3060120240480960192038407680153603072061440
491520
30 s60120240480960192038407680153603072061440122880
983040

Du solltest bei Langzeitbelichtungen mit sehr starken Graufiltern beachten, dass jeder ND Filter eine gewisse Toleranz aufweist. Wenn du einen 1000er-Graufilter (3.0; 10 Blenden) kaufst, kann es sein, dass der Filter nur 9,5 oder sogar um 10,5 Blenden abdunkelt. Eine halbe Blendenstufe macht in diesem extremen Bereich einen großen Unterschied.

Der einzige Weg, das herauszufinden, ist ausprobieren. Wie? Du ermittelst zunächst die korrekte Belichtungszeit ohne Filter, rechnest dann die Belichtungszeit mit Graufilter aus und machst eine Aufnahme mit eben dieser Belichtungszeit. Mittels Histogramm deiner Kamera siehst du nun, ob du korrekt (die angegebene Filterstärke stimmt), zu kurz (dein Graufilter ist stärker als angegeben) oder zu lange (dein Graufilter ist schwächer als angegeben) belichtet hast.

Langzeitbelichtung aus der Hand

Moderne Kameras mit Bildstabilisator schaffen relativ kurze Langzeitbelichtungen (bei einer kurzen Weitwinkel-Brennweite) sogar ohne Stativ aus der Hand. Trotzdem rate ich bei Langzeitbelichtungen immer dazu, ein robustes Stativ zu nutzen (zu unserer Stativ-Kaufberatung).

Langzeitbelichtungen ohne ND Filter

Langzeitbelichtungen ohne ND Filter – geht das? Klar, auch das klappt. Du brauchst nicht immer einen Graufilter für eine Langzeitbelichtung. Ist es nicht taghell, kannst du mit den entsprechenden Einstellungen an der Kamera (niedriger ISO-Wert, relativ weit geschlossene Blende (etwa F8 – F14)) in der Regel eine Langzeitbelichtung machen.

Ein Wasserlauf, der an einem bewölkten Tag zwischen Bäumen im Wald liegt etwa, lässt sich auch ohne Graufilter lange genug belichten, um das Wasser dynamisch verschwimmen zu lassen.

Bei schummrigen Dämmerlicht und in der Nacht brauchst du für eine Langzeitbelichtung ebenfalls keinen ND Filter.

Graufilter als Schraub- oder Steckfilter?

ND Filter gibt es als Schraubfilter (auch Einschraubfilter und Rundfilter genannt) und als rechteckige Steckfilter (auch Flächenfilter oder Einschubfilter genannt). Doch was ist besser, Schraub- oder Steckfilter?

Eine klare Antwort gibt nicht. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile.

Schraubfilter

Bei Schraubfiltern brauchst du für jede Objektivgröße (wichtig ist der Durchmesser des Objektivgewindes – der steht immer auf dem Objektiv) einen separaten Graufilter in der entsprechenden Größe.

„Step Up“- bzw. „Step Down“-Ringe

Es gibt zwar Anpassungsringe, sogenannte „Step Up“-Adapterringe (Vergrößerungsringe) bzw. „Step Down“-Adapterringe (Reduzierringe), mit denen du einen großen Rundfilter an einem kleineren Objektivgewinde (Step Up) bzw. einen kleinen Rundfilter an einem größeren Objektivgewinde (Step Down) anbringen kannst. Ich persönlich finde diese Lösung aber unpraktisch.

In der Regel passt du einen im Durchmesser größeren Filter durch einen „Step Up“-Ring an einen kleineren Objektivdurchmesser an. So kannst du etwa einen 77-mm-Graufilter auf ein Objektiv mit einem Filtergewinde von 67 mm anbringen.

Mit dem „Step Down“-Ring klappt das auch in der umgekehrten Richtung. In der Theorie kannst du also auch einen kleineren 67-mm-Graufilter an einem Objektiv mit einem Filtergewinde von 77 mm anbringen. Oft führt das aber zu einer unschönen Vignettierung (Abdunklung) an den Bildrändern.

Der Vorteil von Schraubfiltern ist, dass du bauartbedingt keine Probleme mit unerwünschtem Lichteinfall hast.

Variable Graufilter

Zudem gibt es sogenannte variable Graufilter (ND-Vario) als Schraubfilter. Diese besitzen eine stufenlos regelbare Dichte. Du kannst also mit einem einzigen ND-Vario-Graufilter mehrere ND Filter ersetzen.

Lass bitte die Finger von günstigen ND-Vario-Filtern – mit denen wirst du keinen Spaß haben. Zu empfehlen sind etwa die (recht teuren) Vario-Filter von NiSi und B+W Filter von Schneider-Kreuznach.

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Steckfilter

Ich persönlich nutze ausschließlich Steckfilter. Steckfilter passen mit dem entsprechenden Adapter auf jedes Objektiv (ausgenommen einige Ultraweitwinkelobjektive, die spezielle Filterhalter benötigen) und sind super schnell eingeschoben und auch wieder abgebaut. Zudem kann ich ohne Probleme und ohne großen Zeitaufwand mehrere Filter – egal ob Graufilter, Grauverlaufsfilter oder Polfilter – kombinieren. Das klappt auch bei Ultraweitwinkelobjektiven sehr gute ohne Vignettierung (Abdunklung in den Bildecken).

Bei Steckfiltern musst du bei langen Belichtungszeiten darauf achten, dass zwischen die Filter und das Objektiv kein Licht einfällt – das kann zu unschönen Reflexionen führen.

Die richtigen Filterstärken

ND Filter kannst du in allen erdenklichen Stärken kaufen. Los geht’s mit schwachen Graufiltern in der Stärke 0.3 (ND2), die eine Blende abdunkeln und damit die Belichtungszeit verdoppeln.

Lange waren Graufilter in der Stärke 3.0 (ND1000) das obere Ende der Filter-Skala.

Inzwischen gibt es Graufilter bis zur Stärke 6.0 (20 Blendenstufen; ND1000000). Die Belichtungszeit steigt einem solchen ND Filter um den Faktor eine Million! So extreme Graufilter sind für Langzeitbelichtungen bei sehr hellem Umgebungslicht und einer weit geöffneten Blende gedacht.

Es macht jedoch wenig Sinn, jede Filterstärke zu besitzen. Zehn oder mehr Graufilter nehmen nicht nur viel Platz im Kamerarucksack weg und wiegen einiges, sondern kosten auch ein kleines Vermögen.

Vor dem Kauf solltest du daher überlegen, welche Motive du mit dem Graufilter ablichten möchtest. Ich als Landschaftsfotograf habe vier Filterstärken im Kamerarucksack:

  • 0.6 (2 Blenden; ND4)
  • 1.2 (4 Blenden; ND16)
  • 1.8 (6 Blenden; ND64)
  • 3.0 (10 Blenden; ND1000)

Nutzt du lieber Schraubfilter, würde ich dir zu einem oder zu zwei (hochwertigen) ND-Vario-Filtern mit zwei Stärkebereichen raten. 

Graufilter kombinieren

Graufilter lassen sich auch kombinieren. Hierzu addierst du einfach die Stärke der Filter. Ein Graufilter in der Stärke 0.3 (eine Blendenstufe) kombiniert mit einem Graufilter in der Stärke 0.6 (zwei Blendenstufen) ergibt eine Gesamtfilterstärke von 0.9 (drei Blendenstufen).

Wichtig ist bei langen Belichtungszeiten, dass kein Licht zwischen die Filter fällt, um Reflektionen zu verhindern. Das betrifft in der Regel nur Steckfilter – Schraubfilter sind ja abgedichtet.

Polfilter als Graufilter

Der Polarisationsfilter (kurz Polfilter) dient in der digitalen Fotografie vorrangig dazu, Spiegelungen aus nicht metallischen Oberflächen zu reduzieren. Aber natürlich „schluckt“ der Polfilter auch Licht – in der Regel etwa eine Blende. Ein Polfilter ist also auch immer ein leichter Graufilter, mit dem du die Belichtungszeit etwa verdoppeln kannst.

Tipp: Der Hersteller NiSi bietet mit dem ND64 + CPL eine Kombination aus Grau- und Polfilter an.

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Graufilter vs. Grauverlaufsfilter

Grauverlaufsfilter (GND; „graduated neutral density“) sind ebenfalls eine Art Graufilter. Vorrangig dienen Grauverlaufsfilter aber dazu, den Himmel bei korrekt belichtetem Vordergrund abzudunkeln, um starke Kontrastumfänge abzuschwächen. Durch den Einsatz eines Grauverlaufsfilters verlängert sich immer die Belichtungszeit für das „Gesamtbild“. GND-Filter ersetzen in begrenztem Maße den Graufilter. 

Bei Dämmerlicht und dem gleichzeitigen Einsatz eines Grauverlaufsfilters erreichst du auch ohne Graufilter Belichtungszeiten von mehreren Sekunden. Voraussetzung sind ein niedriger ISO-Wert und eine relativ weit geschlossene Blende.

Natürlich kannst du auch einen Graufilter, einen Grauverlaufsfilter und einen Polfilter kombinieren. Die Belichtungszeit verlängert sich dann entsprechend. Bei Langzeitbelichtungen solltest aber immer darauf achten, dass zwischen Objektiv und Filter und zwischen den Filtern möglichst kein Licht einfällt, um Reflektionen zu vermeiden.

Welche Graufilter kaufen

Tut es der günstige Graufilter oder muss es der sündhaft teure ND Filter vom Markenhersteller sein?

Ein Graufilter sollte immer aus optischem Glas gefertigt sein. Günstige ND Filter aus Kunststoff („Resin“) taugen leider nichts. Das größte Problem bei billigen Kunststofffiltern ist der unschöne Farbstich, den diese Filter verursachen. Hinzu kommt, dass jeder Filter die optische Qualität eines Bildes beeinträchtigt. Du kannst dir vorstellen, dass ein Graufilter für 100 Euro oder mehr aus einem qualitativ besseren Material hergestellt ist als ein ND Filter für einen Bruchteil davon.

Wenn du mit einer Tausende Euro teuren Kameraausrüstung unterwegs bist, solltest du nicht an der Qualität der Graufilter sparen. Aber auch wenn du mit einer günstigen Einsteiger-Kamera fotografierst, solltest du ein ausreichend großes Budget für den Filterkauf einplanen. Es ist nichts ärgerlicher als ein verhunztes Foto, weil du ein paar Euro beim Filter sparen wolltest.

Meine Kaufempfehlung

Im Laufe etlicher Jahre als Landschaftsfotograf habe ich Graufilter vieler Hersteller ausprobiert. Einige Graufilter sind von der Bildqualität erste Sahne. Von anderen – insbesondere von ND Filtern aus Kunststoff – lässt du besser die Finger. Hier findest du meine persönliche Empfehlung (alphabetisch geordnet) zu den besten ND Filtern:

Haida

Haida hat eines der umfangreichsten Filter-Sortimente am Markt. Alle erhältlichen Filter aufzulisten, würde den Rahmen sprengen. Haida-Graufilter gibt es zum Schrauben und zum Stecken in unterschiedlichen Qualitäten, Größen und Stärken. Zudem bietet Haida sogenannte Rücklinsen-Filter an, die bei einigen Ultraweitwinkelobjektiven zwischen Objektiv und Kamerasensor zum Einsatz kommen.

Ich habe selbst einige Haida-Filter im Kamerarucksack und kann nur Gutes berichten.

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Lee

Lee-Filter gehören zu den besten am Markt. Für den Preis erhältst du erstklassige Graufilter aus Optik-Glas. ND Filter von Lee sind als Steckfilter (in den Größen 85mm, 100mm und 150mm) in den Stärken 6, 10 und 15 Stopps erhältlich. Lee-Filter überzeugen durch eine hohe Farbtreue. Hier sind bei der späteren Entwicklung deiner RAW-Datei nur geringe Korrekturen beim Weißabgleich nötig. 

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NiSi

Die Graufilter von NiSi sind absolut farbneutral und hervorragend verarbeitet.

Alle NiSi-Graufilter bestehen aus optischem Glas und verfügen über eine IR-Beschichtung, die das Infrarotlicht (das zu Farbverschiebungen führt) blockiert. Zudem verfügen die Filter über eine Nano-Versiegelung, die Dreck und Wasser abhält.

Die ND Filter von NiSi werden als Schraubfilter in den Stärken 3, 6, 10 und 15 Stopps (Blenden) und als Steckfilter (in den Größen 75x80mm, 100x100mm, 150x150mm und 180x180mm) in Stärken von 2 bis 20 Stopps angeboten.

NiSi bietet außerdem variable Graufilter in den Stärken 1,5 bis 5 Stopps und 5 bis 9 Stopps als Schraubfilter an.

Zudem hat NiSi einen kombinierten Grau- und Polfilter im Programm. Der ND64 + CPL blendet um sechs Stufen (1.8) ab und beinhaltet einen zirkularen Polfilter (CPL). Einmal eingeschraubt, kannst du durch Drehen des Filters die gewünschte Polarisation auswählen.

Die ND Filter von NiSi gehören für mich zu den besten am Markt.

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Rollei

Rollei hat ein umfassendes Portfolio an guten Graufiltern im Sortiment. Die ND Filter gibt es in verschiedenen Stärken zum Schrauben und zum Stecken (100x100mm und 150×150; 2 bis 15 Stopps).

Die Rollei-Steckfilter aus der Serie F:X Pro sind top verarbeitet und absolut farbneutral. Über die relativ günstigen Schraubfilter kann ich leider nichts berichten.

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Schneider-Kreuznach

B+W-Filter von Schneider-Kreuznach gehören ebenfalls zu den Top-Produkten. Die edlen Gläser sind „Made in Germany“, stehen für höchste Qualität und sind in verschiedenen Preis- und Qualitätsstufen zu haben, wobei schon die „Einsteiger-Filter“ extrem gut sind.

B+W-Graufilter gibt es zum Schrauben in Stärken von 2 bis 10 Stopps und zum Stecken (100x100mm) in Stärken von 2 bis 15 Stopps.

Zudem findest du bei Schneider-Kreuznach einen variablen Graufilter in der Stärke 1 bis 5 Stopps als Schraubfilter.

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Cokin – wie gut sind die Billig-Filter?

Mit die günstigsten Graufilter kommen vom französischen Hersteller Cokin. Die Einsteiger-Filter „Creative“ bestehen aus Kunststoff („CR39“) und sind für rund zehn bis 15 Euro das Stück zu bekommen. Leider erzeugen Kunststofffilter (Resin-Filter) einen unschönen Farbstich. Die Cokin-Filter der „Creative“-Reihe kann ich trotz des augenscheinlich günstigen Preises nicht empfehlen.

Seit 2015 bietet Cokin teurere Graufilter aus optischem Schott-Glas („Nuances“) und seit 2018 aus Mineral-Glas („Nuances Extreme“) an. Cokin verspricht Farbneutralität – ich hatte bisher aber selbst noch keine Gelegenheit zum Test der Graufilter.

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Foto des Autors
Autor:in
Florian Westermann ist seit über 20 Jahren Journalist und Profi-Fotograf.

2010 gründete er das Online-Reisemagazin Phototravellers. Nach seiner Zeit in großen Verlagshäusern teilt Florian heute seine Expertise hier auf dem Blog in über 400 Artikeln zu Reisen, Wandern, Outdoor und Fotografie.

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Kommentare

  1. Vielen Dank für den sehr aufschlussreichen Beitrag – auch alle übrigen Infos der Website sind sehr hilfreich! Meine Frage: Wie mache ich beim Einsatz eines Graufilters den Weißabgleich? Funktioniert das noch über (angepassten) Standard oder brauche ich dann eine Graukarte? Besten Dank vorab für eine kurze Info! Viele Grüße und mach so weiter :-)

    Antworten
    • Hallo Ralf,

      in der Regel passt die Kamera den Weißabgleich sehr gut automatisch an. Wenn nicht, kannst du den Weißabgleich natürlich manuell einstellen oder auch mit einer Graukarte. Außerdem kannst du den Weißabgleich, wenn du im Raw-Format fotografierst, leicht bei der Bearbeitung anpassen.

      Viele Grüße
      Florian

  2. Ich filme seit Super 8 Zeiten. In den letzten Jahren habe ich mit einem Sony Camcorder RX33 gefilmt.
    Vor einigen Tagen habe ich mir die Panasonic S5 2X gekauft weil diese Kamera sehr für Video filmen geeignet ist.
    Die ersten Testfilme haben mich schon sehr begeistert.
    Da beim Filmen eine feste Belichtungszeit durch die Bildrate vorgegeben ist (ich filme mit 25 Bilder macht eine Belichtung von 1/50 ) wäre ein Graufilter ideal. Was mich aber stutzig gemacht hat, ist die Angabe, das durch einen Graufilter der automatische Fokus ausfällt.
    Der automatische Fokus ist für mich das Größte. Auf die verschiedenen Möglichkeiten des automatischen Fokus möchte ich nicht verzichten. Verfolgung/ Gesichter erkennen/ Punkt Fokussierung usw.
    Den Fokus einstellen und dann den Filter aufschrauben ist gerade beim Filmen, wo ich fast ausschließlich bewegte Objekte aufnehme, nicht machbar, da der Fokus sich laufend ändert
    Was machen?
    Ich werde mich, durch die neue Kamera, auch mit der Fotografie beschäftigen, da ist die manuelle Fokuseinstellung kein Problem.

    Mit freundlichen Grüßen

    Detlef Slangen

    Antworten
    • Hallo Detlef,

      mit einem leichten Graufilter sollte eigentlich alles funktionieren. Probleme kann es mitunter mit sehr starken Graufiltern geben. Das musst du einfach einmal testen.

      Viele Grüße
      Florian

  3. Vielen Dank für den Bericht, die Tabelle ist äußerst hilfreich, grad wenn man wie ich erst in die Fotografie mit ND Filtern einsteigt.
    Im Bereich der Rechteckfilter hat sich in letzter Zeit ja auch viel getan. Vielleicht könnt ihr ja auch mal das neue System von K&F anschauen und ggf. hier mit aufnehmen.

    Antworten

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