Das Viertel Danisinni
Danisinni. Das ist eine autarke Gemeinschaft, die vermutlich auch über unseren Artikel hier gerade etwas geteilter Meinung sein wird. Einige der Bewohner werden ihn gut finden und sagen, dass es dringend notwendig ist, dass über ihre kleine Einheit geschrieben wird.
Anderen wird es vermutlich nicht so passen. Man will autark bleiben und am liebsten an der Situation nichts verändern. Doch genau das muss passieren. Und deshalb erzählen wir dir nun eine ganz besondere Geschichte von dem Stadtteil Danisinni in Palermo.
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Ein gefährliches Pflaster
Wir raten dringend davon ab, diesen speziellen Stadtteil ohne Stadtführer zu besuchen. Denn das Viertel Danisinni ist auch heute noch ein eher gefährlicheres Pflaster. Manch einer vergleicht den Bezirk mit Favelas (Armenviertel) in den Städten Südamerikas.
Hinweis: Leider wird die geführte Tour durch Danisinni nicht mehr angeboten. Als Alternative empfehlen wir die Antimafia-Tour durch Palermo.
Es führt nur eine einzige Straße in den Ort hinein und wieder hinaus. Sie bringt uns direkt an den zentralen Platz. Die Häuser dort sehen ärmlich aus. Marta, unsere Stadtführerin, hat uns in das Viertel begleitet und dort sind wir auf Ortsansässige gestoßen, die uns bereitwillig den Ort und die Geschichte Danissinis näher bringen.
Ebenfalls vorweg gesagt sei, dass wir tiefsten Respekt vor Luigi und Giuseppe haben sowie vor den ganzen ehrenamtlichen Engagierten in Danisinni, die wahrlich keinen einfachen Job haben.
Früher eine schöne Oase der Araber
Früher war Danisinni eine wahre Oase. Der Ort liegt in einem von der Natur geschaffenen Tal, das von natürlichen Höhlen eingerahmt war. Während der arabischen Herrschaft, baute ein Prinz sein Haus oben am Rande des Örtchens und genoss den Blick auf ein grünes Tal, durch das der klare Fluss Papireto floss.
Danissini war bekannt für seine Wäscherinnen am Fluss, die Höhlen und die fruchtbare Landwirtschaft. Als der Fluss unterirdisch verlegt wurde, war das gleichzeitig der Untergang des fruchtbaren Tals voller Hoffnung.
Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Co machten sich breit. Heute leben hauptsächlich Frauen und Kinder in Danissini, weil sich viele Männer im Gefängnis befinden. Seit fünf Jahren beginnt sich in dem Ort jedoch eine Bewegung zu formieren, die dem Fleck direkt hinter dem historischen Zentrum wieder Hoffnung einhauchen möchte.
Zusammen mit der Kirche passiert in Danisinni gerade unglaublich viel. Der Pater Fra Mauro, der jahrelang Straßenmissionar in Südamerika war, arbeitet mit ehrenamtlichen Bewohnern wie Luigi und Giuseppe daran, den Stadtteil wieder lebenswert zu machen.
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Die Kirche und Pater Fra Mauro geben Hoffnung
Die Kirche ist das Zentrum der Bewegung. Dort finden die Bewohner Ansprechpartner, es gibt eine Schüler-Betreuung und einen Frauentreffpunkt – übrigens der einzige in Palermo.
Mit vereinten Kräften haben die Freiwilligen um den Pater eine Landwirtschaft mitten im Ort aufgebaut. Diese wird von ehemaligen Gefängnisinsassen bewirtschaftet.
Aber auch Frauen und Kinder lernen hier, wie sie Land bestellen, Gemüse anbauen und arbeiten. Dort ist auch eine Zirkusschule angesiedelt, die Workshops mit Kindern macht. Und es finden Events statt, die Einwohner der ganzen Stadt anziehen.
Spannende Projekte für die Zukunft
Street-Art-Künstler aus aller Welt verewigten sich an Hauswänden – bekannte Künstler aus Brasilien und Argentinien. Aber auch Street-Art-Künstler aus Palermo verschönerten Hauswände.
Neben einem Haus für Kinderbetreuung gibt es auch eine kleine, aber feine Bibliothek und eine Essensausgabe für Bedürftige. Die freiwilligen Helfer um den Pater, Luigi und Giuseppe, bauen hier gerade etwas auf, das ganz groß werden kann.
Geplant sind in Zukunft Projekte wie eine Küche im Freien direkt an den bestellten Feldern. Hier sollen dann Kochworkshops stattfinden. Die Vereinigung hat auch schon mit dem Massimo Theater aus Palermo zusammengearbeitet.
Das erste Mal hörten die Einwohner Danisinnis eine Oper oder ein Stück aus dem bekannten Theater. Einmal die Woche kommt auch ein Arzt in den Stadtteil, um für medizinische Versorgung zu sorgen. Es passiert viel in dem Ort.
Gegen eine Mauer aus Unsicherheit in Danisinni
Doch genau das stößt dem einen oder anderen Bewohner sauer auf. Nicht jeder mag Veränderung, nicht jeder schätzt die schwere Arbeit der Freiwilligen.
Danisinni war schon immer autark. Warum sollte sich daran etwas ändern? Sie stoßen auf großen Widerstand. Auch als wir durch das „Dorf in der Stadt“ laufen, treffen uns zum Teil skeptische Blicke. In Begleitung der Ortsansässigen wird der Ton freundlicher, lachende Gesichter blicken uns entgegen.
Besonders wichtig ist für die Freiwilligen die Arbeit mit den Kindern. Sie legen hier die Grundsteine für weltoffene Kinder, die nach der Schule ihre Hausaufgaben machen, lesen lernen und ein anderes Bewusstsein haben werden. Sie erleben Hoffnung. Hoffnung, die es in Danisinni lange nicht gab.
Hoffnungsvolle Zukunftsprojekte und ein Traum
Das nächste große Projekt soll die Eröffnung der Schule im Ort sein. Sie ist seit 11 Jahren geschlossen und war früher der Mittelpunkt des Stadtteils. Viele Jugendliche haben diesen Ort bereits verlassen, jetzt setzt man die Hoffnung auf die Kinder.
Das Projekt in Danisinni ist ein tolles und wird noch viele Jahre an Zeit kosten. Zeit und Überredungsarbeit für Luigi und Giuseppe sowie Pater Mauro. Letzterer weiß vermutlich am besten aus seiner Straßenmissionarsarbeit wie lange es dauert, bis ein kleiner gesäter Samen Früchte trägt.
Dennoch könnte in zwei Jahren bereits viel mehr in dem Ort passiert sein. Und wer weiß, vielleicht erfüllt sich ja Giuseppes Traum eines Ladens mit handgefertigten Produkten der Einwohner.
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