DSLR vs. DSLM
Der Trend zur spiegellosen Systemkamera (DSLM) ist unaufhaltsam. Kein Kamerahersteller steckt heute noch Geld in die Entwicklung der Spiegelreflexkamera (DSLR). Du kannst zwar nach wie vor DSLRs kaufen. Aber immer mehr Fotografen greifen zur Systemkamera.
Systemkameras haben aber nicht nur Vorteile. Es gibt nach wie vor Gründe, auf die DSLR zu setzen. Welche das sind, verrate ich dir in diesem Artikel. Ob das am Ende aber noch für einen Sieg der Spiegelreflexkamera reicht?
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Mehr erfahren1. Bildqualität
Spiegelreflexkamera oder Systemkamera – welche Kamera macht die besseren Bilder? Es spielt im Prinzip keine Rolle, ob du zur DSLM oder zur DSLR greifst. Bei der Bildqualität unterscheiden sich beide Systeme nicht. Der grundlegende Unterschied ist der Spiegel, dem der DSLR ihren Namen verdankt.
Bei einer Spiegelreflexkamera fällt das Licht durchs Objektiv, wird vom Schwingspiegel reflektiert und im optischen Sucher angezeigt (vereinfachte Darstellung). Löst du aus, klappt der Spiegel hoch und das Licht fällt auf den Bildsensor. Diesen Spiegelmechanismus besitzt die DSLM nicht.
Darum ist die DSLM auch kompakter und leichter als eine DSLR. Die Bildqualität hängt aber neben dem verwendeten Objektiv einzig und alleine vom Bildsensor ab.
Ältere DSLMs und DSLRs haben oft den gleichen Bildsensor verbaut. Mit dem gleichen Sensor liefern beide Kamerasysteme die gleiche Bildqualität ab. Allerdings wird die DSLR, wie schon gesagt, nicht mehr weiterentwickelt. Neue Systemkameras haben also einen moderneren Bildsensor verbaut und verfügen damit über eine bessere Bildqualität.
In diesem Bereich hat die DSLM die Oberhand.
2. Autofokus
Lange war der Phasendetektions-Autofokus der DSLR dem Kontrast-Autofokus der DSLM klar überlegen. Das hat sich aber geändert. Zudem werden in DSLMs inzwischen Hybrid-Autofokus-Systeme, die die Vorteile beider Welten vereinen, verbinden.
Besonders die Autofokus-Systeme hochpreisiger DSLMs sind den AF-Systemen der DSLR inzwischen weit überlegen. Wer einmal die Tracking-Funktion einer Kamera wie der Sony Alpha 1 erlebt hat, kann sich nicht vorstellen, jemals wieder mit einer DSLR zu fotografieren.
Auch dieser Punkt geht an die DSLM.
3. Serienbildgeschwindigkeit
Der DSLM „fehlt“ der Spiegelmechanismus. Das ist ein großer Vorteil, wenn es darum geht, viele Bilder in kurzer Zeit aufzunehmen.
DSLMs schießen in der Regel mindestens zehn Bilder in der Sekunde. Einige Modelle schaffen sogar 20 und mehr Bilder in der Sekunde. Auch hier kann die DSLR nicht mehr mithalten. Mag dieser Aspekt für die Landschaftsfotografie keine Rolle spielen, ist die Serienbildgeschwindigkeit besonders im Zusammenspiel mit der leistungsstarken Tracking-Funktion moderner DSLMs für Sport- und Wildlife-Fotografen ein ganz entscheidender Faktor.
Diesen Vorteil kann die DSLM für sich verbuchen.
4. Bildstabilisation
Moderne Systemkameras sind mit einem leistungsfähigen Bildstabilisator im Kameragehäuse ausgestattet, der sehr viel längere Belichtungszeiten aus der Hand ermöglicht. In Kombination mit einer Bildstabilisation im Objektiv sind längere Belichtungszeiten von fünf und mehr Blendenstufen machbar. Davon können DSLR-Nutzer nur träumen.
Auch ich ertappe mich immer öfter dabei, selbst bei Dämmerlicht ohne Stativ zu fotografieren.
Hier hat die DSLM eindeutig die Nase vorn.
5. Größe und Gewicht: Kameragehäuse
Eine weitere Stärke der spiegellosen Kameras ist ihre kompakte Bauweise. Durch den fehlenden Spiegelmechanismus kann das Gehäuse kleiner gebaut werden. Das spart nicht nur Platz, sondern auch Gewicht.
Eine moderne DSLM mit APS-C-Sensor wiegt meist kaum mehr als 500 Gramm. DSLMs mit Vollformatsensor bringen meist mehr Gewicht auf die Waage. Je nach Ausstattung und Robustheit des Gehäuses variiert das Gewicht der verschiedenen Kameramodelle aber stark.
DSLRs sind deutlich schwerer und größer. Es gibt zwar auch Fotografen, die lieber eine griffigere Kamera mit mehr Gewicht in der Hand haben. In der Regel wollen Fotografen aber ein leichteres und kompakteres System.
Auch hier gewinnt die DSLM.
6. Größe und Gewicht: Objektive
Gerade spiegellose APS-C-Kameras kommen oft mit unglaublich kompakten Objektiven daher. Vergleicht man aber ähnliche Objektive mit einer ähnlichen Leistung, stellt man fest: Es ist nicht vorrangig der Kamerabody, der ein Kamerasystem groß und schwer macht, sondern das Objektiv.
Als Beispiel sei hier das Nikkor Z 24–70 mm 1:4 für Nikons spiegellose Z-Kameras genommen. Das Objektiv bringt rund 500 Gramm auf die Waage. Zum Vergleich: Ein vergleichbares Canon EF 24-70mm f/4L IS USM, entwickelt für Vollformat-DSLRs, wiegt 600 Gramm. Auch bei anderen Brennweiten sind Objektive für DSLMs in der Regel etwas leichter.
Auch wenn der Unterschied geringer ist, als manch einer denkt. Dieser Punkt geht auch an die DSLM.
7. Objektivauswahl
Für die spiegellosen Systeme kommen immer mehr Objektive auf den Markt. War die Auswahl vor fünf Jahren noch sehr überschaubar, gibt es inzwischen Dutzende erstklassige Objektive für Systemkameras. Das gilt besonders für DSLMs mit Vollformatsensor. Für günstigere Systemkameras mit APS-C-Sensor ist die Auswahl auch im Jahr 2024 relativ überschaubar.
Nutzer einer DSLR haben insgesamt noch immer eine größere Auswahl an Objektiven. Das gilt insbesondere auch für gebrauchte Objektive. Objektive, die zehn oder zwanzig Jahre alt sind, können meist problemlos an einer modernen DSLR betrieben werden. Ich selbst habe lange ein altes, aber gutes 80-400mm Nikkor-Objektiv an einer Vollformat-Kamera genutzt. Gebraucht gab es das Objektiv für etwa 500 Euro. Von solchen Schnäppchen können Besitzer einer DSLM nur träumen.
Allerdings: Mittels Adapter kannst du auch ältere Objektive an einer DSLM betreiben.
Diese Rubrik werte ich als unentschieden.
8. Akkulaufzeit
Die DSLM hat bauartbedingt keinen optischen Sucher wie die DSLR. Stattdessen verfügt die DSLM über einen elektronischen Sucher. Günstigere Modelle verfügen sogar nur über das Display. Der elektronische Sucher verbraucht aber viel Strom.
Bei älteren DSLMs hält ein Akku oft nur für etwa 300 Fotos. Neuere Modelle schaffen aber auch 700 und mehr Fotos. Der Vorteil der DSLR, die zum Teil auf 1000 Auslösungen mit einem Akku kommt, schwindet zusehends.
Dieser Punkt geht knapp an die DSLR.
9. Optischer vs. elektronischer Sucher
Spiegellose Kamers sind mit einem elektronischen Sucher ausgestattet. Günstige Einsteigermodelle haben sogar manchmal nur das Display zur Anzeige. Spiegelreflexkameras sind mit einem optischen Sucher ausgestattet, der mit Hilfe des eingebauten Spiegelmechanismus funktioniert.
Doch welches System ist besser? Bei teuren Top-DSLMs ist der elektronischen Sucher dem optischen Sucher zumindest ebenbürtig. Hier gibt es keinerlei messbare Verzögerungen mehr. Toll ist beim elektronischen Sucher die Möglichkeit, sich alle möglichen Daten anzeigen zu lassen.
Ich persönlich bevorzuge den elektronischen Sucher der DSLM.
10. Der Spiegel – Fluch und Segen
Der Spiegel der DSLR macht das System insgesamt schwerer und klobiger. Der Spiegel hat aber auch Vorteile. Wechselt man das Objektiv, schütz der heruntergeklappte Spiegel den dahinter liegenden Sensor vor Staub. Gerade Outdoor-Fotografen, die auch einmal bei Sturm in der Wüste das Objektiv wechseln, kann so ein Sensor-Schutz in Form des Spiegels sehr hilfreich sein.
Bei der DSLM liegt der Sensor oft frei. Wechselt man die Linse, ist der Sensor ungeschützt. Allerdings gibt es immer mehr Systemkameras, bei denen der Sensor durch den mechanischen Verschluss geschützt wird.
Diese Rubrik werte ich damit unentschieden.
11. Konnektivität
Keine moderne DSLM kommt mehr ohne Bluetooth, WLAN und andere Verbindungsmöglichkeiten aus. Viele DSLRs schauen hier alt aus. Das ist aber auch klar. Schließlich wird die DSLR auch nicht mehr weiterentwickelt. Wenn du Wert darauf legst, deine Kamera mit dem Smartphone zu koppeln, greifst du zu einer modernen DSLM.
Fazit: DSLM oder DSLR?
Wäre mein Vergleich ein Fußballspiel, hätte das Team DSLM mit 9:3 gegen das Team DSLR gewonnen. Ob du dich letztendlich für eine DSLM oder eine DSLR entscheidest, hängt meiner Meinung nach aber besonders vom Budget ab. Spielt Geld keine so große Rolle, greifst du zur Vollformat-DSLM und kaufst die passenden Objektive. Gläser, die es für die DSLM nicht gibt, nutzt du mittels Adapter.
Willst du möglichst wenig Geld ausgeben, du aber auf eine große Objektivauswahl Wert legst, könnte auch heute noch eine DSLR mit APS-C-Sensor die richtige Wahl für dich sein. Zumindest dann, wenn die Adapter-Lösung für dich nicht in Frage kommt. Mit Ausnahme von Sony hat es bisher kein Kamerahersteller geschafft, ein adäquates Objektiv-Sortiment für moderne Systemkameras mit APS-C-Sensor auf den Markt zu bringen. Da hier die Gewinnmargen auch nicht besonders hoch sind, wird sich das wohl auch nicht mehr ändern.
Damit ist klar: Die Zukunft gehört der Vollformat-DSLM. Denn nur hier verdienen die Kamerahersteller genug Geld, um neue Produkte zu entwickeln. Hier findest du übrigens eine Übersicht über die besten Kamera-Modelle.