
Ellmauer Halt Wanderung (2344 m) – schwere Bergtour
Die Ellmauer Halt ist mit 2344 Metern der höchste Gipfel des Gebirgsmassivs Wilder Kaiser in Tirol und ein extrem beliebtes Ziel für Wanderer. Für den Aufstieg ist aber eine gehörige Portion Ausdauer nötig. Außerdem muss der zum Teil recht anspruchsvolle Gamsängersteig gemeistert werden. Das ist nicht für jeden etwas.

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Die Ellmauer Halt ist der höchste Gipfel im Wilden Kaiser
Von München aus ist der Wanderparkplatz an der Wochenbrunner Alm (GPS: N 47 32.481, E 12 19.195 Google Maps) in weniger als zwei Stunden gut mit dem Auto zu erreichen. Für einen Tagestripp ist die Wanderung auf die Ellmauer Halt zwar recht knackig – davon ließen wir uns aber nicht abschrecken. Der Parkplatz an der Wochenbrunner Alm ist kostenlos – allerdings sind vier Euro (Stand: August 2017) für die Mautstraße fällig. Auch zu ganz früher Stunde wartet der Mauteintreiber an einer kleinen Hütte auf zahlende Autofahrer wie uns. Immerhin werden davon 1,50 Euro in der Wochenbrunner Alm verrechnet. Das werden wir nach der Wanderung auf die Ellmauer Halt noch sehr zu schätzen wissen – doch dazu später mehr.
Start der Wanderung an der Wochenbrunner Alm
Vom Parkplatz aus gibt es zunächst zwei Varianten hinauf zur Ellmauer Halt. Ein Weg (Nummer 825) startet auf Höhe der Wochenbrunner Alm an einem kleinen Gatter. Hier geht es auf einem breiten Wanderweg erst etwas steiler durch den Wald in Richtung Gruttenhütte (1620m). Die Gehzeit wird mit eineinhalb Stunden angegeben. Die andere, anspruchsvollere Variante führt etwas weiter unten am Parkplatz über das Klamml ebenfalls in einer Stunde und 30 Minuten zur Gruttenhütte. Wir starten unsere Tour am Parkplatz in Richtung Klamml, biegen aber nach knapp zehn Minuten links auf einen schmalen Pfad in den Wald ab, der uns wieder auf den breiten Wanderweg 825 führt.

Märchenwald
Ich ärgere mich zunächst, weil der Weg eine ganze Weile ziemlich eintönig durch den Wald führt. Die Route über das Klamml wäre wohl schöner. In meinem leichten Groll über die vermeintlich falsche Wahl übersehe ich fast, dass der Wald wunderschön ist. Der Boden ist überzogen von satt grün schimmerndem Moos und die Bäume machen mitunter verrückte Verrenkungen. Es ist fast ein wenig wie in einem Märchenwald.
Sicht auf Ellmau und Going
Außerdem haben wir schon bald freie Sicht auf das Tal mit Ellmau und Going, weiter links Kitzbühel, das Kitzbüheler Horn mit dem markanten Antennenmast und die imposante Bergkulisse am Horizont. Der Weg führt aus dem Wald hinaus über Geröllfelder, von denen aus wir einen tollen Fernblick genießen. Teilweise in weiten Serpentinen steigen wir immer weiter auf, bis nach einer Stunde schon die Gruttenhütte erscheint. Die Hütte wird derzeit komplett renoviert, weshalb das Bergidyll leider etwas getrübt ist.



Wir erreichen die Gruttenhütte
Wenige Minuten später stehen wir direkt an der Gruttenhütte. Von hier zweigt der Weg rechts ab in Richtung Ellmauer Halt. Wir steigen weiter auf und erreichen das gewaltige Schotterkar Hochgrubach. Der imposante Gipfel der Ellmauer Halt thront hoch über uns – da haben wir noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns. In der Ferne sehen wir winzig wirkende Bergsteiger auf dem Gamsängersteig, der hoch oben durch die riesige Südwand der Ellmauer Halt verläuft. Von hier unten scheint der Aufstieg fast unmöglich. Der Gamsängersteig ist übrigens eine mittelschwierige Klettersteigtour (B) mit ungesicherten Kletterstellen (I).



Einstieg in den Gamsängersteig
Der Weg führt zunächst weiter durchs Schotterkar. Zum Teil liegen riesige Felsen in der kargen Ebene, die ein wenig an eine Mondlandschaft erinnert. 45 Minuten benötigen wir von der Gruttenhütte zum Einstieg in den Gamsängersteig. Der mit Abstand anspruchsvollste Teil der Wanderung auf die Ellmauer Halt liegt noch vor uns.



Der Gamsängersteig
Am Einstieg setzen wir unsere → Steinschlaghelme* auf. Der gesamte Gamsängersteig ist bis zum Gipfel stark steinschlaggefährdet, im zweiten Teil vor allem durch vorangehende Wanderer. Gleich zu Beginn wartet eine leichte Kletterpassage auf uns. Der Gamsängersteig verläuft direkt durch die steile Felswand und belohnt mit atemberaubenden Tief- und Fernblicken. Der Steig ist stellenweise sehr schmal und ausgesetzt. Ein falscher Schritt endet hier schnell tödlich. Der überwiegende Teil des Steigs ist aber mit einem Stahlseil in der Wand gesichert. Wer nicht ganz so sicher ist, kann sich mit einem → Klettersteigset* sichern, das der überwiegende Teil der Wanderer auf dem Gamsängersteig trägt. Allerdings gibt es auch immer wieder ausgesetzte Passagen, die über keinerlei Sicherung verfügen. Konzentration ist hier ebenso nötig wie Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.






Die Jägerwandtreppe
Auch leichte Kletterstellen stellen sich uns immer wieder in den Weg. Dabei hilft wieder das Stahlseil. Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir oberhalb der Roten Rinnscharte die Jägerwandtreppe mit über 70 Trittbügeln. Hier kann es schon einmal zum Stau kommen. Wir sind aber immer noch sehr früh dran und kommen ohne weitere Verzögerungen nach oben. Theoretisch kann man die Jägerwandtreppe über das steile Geröllfeld umgehen. Der Untergrund ist hier aber wirklich extrem brüchig – diese Variante ist also nicht zu empfehlen.




Die Schlüsselstelle
Oberhalb der Jägerwandtreppe beginnt erst der eigentliche Klettersteig. In leichter Kletterei überwinden wir immer wieder Felsen und Rinnen. An heikleren Passagen unterstützten ein Stahlseil und auch Tritte im Fels. Der Steig ist recht steil und zehrt an den Kräften. Unter dem Helm sammelt sich der Schweiß, dabei ist es noch nicht einmal sonderlich warm. In der größten Mittagshitze wollten wir diesen Aufstieg nicht gehen. Nach ein paar weiteren leichten Kletterpassagen erreichen wir die Schlüsselstelle der Wanderung. Hier kann man sich links halten und eine schmale Felsspalte durchsteigen, an deren Ende eine leicht überhängenden Leiter auf den Wanderer wartet. Diese Variante wählen wir später – rein aus Neugier – für den Abstieg.

Fantastische Fernblicke
Rechts führt uns der Weg zunächst durch eine Art Rinne, die mit zahlreichen Stahlstiften leicht gemeistert werden kann. Darüber wartet eine luftige Wand auf uns. Drahtseilsicherungen und Tritthilfen erleichtern den Aufstieg. Wir halten immer wieder an, um die grandiose Aussicht zu genießen.



Auf dem Gipfel der Ellmauer Halt
Bald erreichen wir die Babenstuber Hütte, einem kleinen Notbiwak unterhalb des Gipfels. Von hier ist bereits das Gipfelkreuz der Ellmauer Halt zu sehen. Über eine kurze Klettersteigpassage geht es nun zum Gipfel und zum höchsten Punkt am Wilden Kaiser. Die Aussicht teilen wir uns mit ein paar Wanderern auf dem nicht allzu geräumigen Gipfel. In der Ferne sind schneebedeckte Berge wie der Großglockner und der Großvenediger zu sehen. Selbst der Watzmann ist zu erkennen. Besonders schön sind die Nahblicke auf das Sonneck, den Kaiserkopf und die Karlspitzen. Bis zum Gipfel waren wir mit ein paar kurzen Pausen dreieinhalb Stunden unterwegs. Höchste Zeit für die wohlverdiente Brotzeit. Wir lassen das einmalige Bergpanorama auf uns wirken und genießen das Hier und Jetzt.







Der Abstieg von der Ellmauer Halt
Auf dem Rückweg – an der Schlüsselstelle wählen wir wie bereits angesprochen die Variante durch die Felsspalte mit der Leiter – kommen uns zahlreiche Wanderer entgegen. Wir müssen immer wieder warten, da an vielen Stellen nur jeweils eine Gruppe passieren kann. Auch ist jetzt extreme Vorsicht vor losgetretenen Steinen angesagt. Und natürlich muss man selbst auch höllisch aufpassen, keine Steine loszutreten und Wanderer unter uns zu gefährden.

Steinschlag
Nach dem doch recht knackigen Aufstieg ist das luftige Band in der steilen Felswand noch eine kleine Herausforderung. Die Beine sind erschöpft und einen Fehltritt kann man sich hier nicht erlauben. Kurz vor dem Ausstieg aus dem Gamsängersteig tritt eine Gruppe Wanderer einen faustgroßen Stein los. Wir werden zwar durch laute Rufe gewarnt, aber es geht alles zu schnell. Der Stein trifft Biggi hart am Handgelenk, das sofort anschwillt. Das macht wieder einmal deutlich, wie wichtig ein Helm auf solchen Wanderungen ist.



Rast in der Gruttenhütte
In der Gruttenhütte legen wir eine kurze Rast ein und gönnen uns Schorle und Apfelstrudel. Schon der Blick von hier oben ist traumhaft. Nicht umsonst ist die Gruttenhütte ein beliebtes Ziel für Wanderer, die nicht ganz so hohe Ambitionen haben wie die Ellmauer Halt. Eine Variante zurück zum Wanderparkplatz würde übrigens nach Westen über einen breiten Wanderweg führen. Die Tour würde sich so um rund eine Stunde verlängern. Für uns macht das aber wenig Sinn, da die Ausblicke hier nicht viel anders sind als von der Terasse der Gruttenhütte und schon gar nicht mit dem Blick von der Ellmauer Halt mithalten können.



Die Wochenbrunner Alm
Ein absolutes Highlight ist indes die Wochenbrunner Alm, die inzwischen gut besucht ist und mit Liegen in der Sonne lockt. Bevor wir aber auf den Liegen ausspannen, gönnen wir unseren geschundenen Füßen noch eine Runde im Kneippbad. Auch der selbstgemachte Kuchen ist ein Traum – von der Aussicht ganz zu schweigen. Wer überhaupt keine Bergambitionen hat, kann einen wundervollen Nachmittag auf der Wochenbrunner Alm verbringen und die Aussicht bei köstlichen Leckereien verbringen. Selbst ein Tiergehege gibt es.




Der Hintersteiner See
Ganz in der Nähe bei Hinterstein – mit dem Auto sind das etwa 20 Minuten – lädt übrigens der Hintersteiner See (GPS: N 47 32.545, E 12 13.402 → Google Maps) zum Baden ein. Wer nach der anstrengenden Wanderung ins Wasser springen will, sollte Bikini oder Badehose nicht vergessen. Das Baden ist leider nur in der kostenpflichtigen Badeanstalt direkt am großen Parkplatz erlaubt.

Das Video zur Wanderung auf die Ellmauer Halt
Tourdaten Ellmauer Halt
Datum: August 2017
Gesamtweglänge: 9,9 Kilometer
Höhenmeter: 1160 Meter
Reine Gehzeit: 5:30 Stunden
Die Wanderung vom Wanderparkplatz zur ersten Etappe, der Gruttenhütte, ist eine schöne Tour, die über den Forstweg 825 auch für Familien geeignet ist. Die Variante über das Klamml beinhaltet indes schon einige leichte Kletterpassagen und ist teilweise etwas ausgesetzt. Richtig spannend wird die Wanderung aber erst ab der Gruttenhütte. Der Weg ist zunächst problemlos zu gehen. Ab dem Einstieg zum Gamsängersteig ändert sich das. Ab nun sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit absolute Pflicht. Der Gamsängersteig (B) wartet mit ungesicherten Kletterstellen (I) auf und ist teilweise stark ausgesetzt und ungesichert. Ein Klettersteigset empfiehlt sich für jeden, der nicht ganz so sicher ist. Erfahrene Bergwanderer dürften den Gamsängersteig mit seinen vielen Kletterstellen bei guten Bedingungen aber recht problemlos schaffen. Ein Steinschlaghelm ist auf dem Gamsängersteig unbedingt angebracht. Nässe oder Schnee können aus der Tour auch für erfahrene Bergwanderer ein sehr gefährliches Unterfangen machen. Die Wanderung auf die Ellmauer Halt – den höchsten Punkt im Wilden-Kaiser-Gebirge – ist ein Genuss und belohnt mit fantastischen Eindrücken und Fernblicken. Ein gewissenhafter Wettercheck und entsprechende Ausrüstung ist wie bei jeder Bergtour Pflicht.
Nützliche Links
- Wanderparkplatz an der Wochenbrunner Alm (GPS: N 47 32.481, E 12 19.195 → Google Maps)
- Wochenbrunner Alm
- Gruttenhütte
- Hintersteiner See (GPS: N 47 32.545, E 12 13.402 → Google Maps)
Zahlen und Fakten über den Wilden Kaiser
- Die Ellmauer Halt ist mit 2344 Metern der höchste Gipfel im Wilden Kaiser
- Das gesamte Kaisergebirge erstreckt sich über eine Gesamtfläche von rund 280 km²
- Das Naturschutzgebiet Kaisergebirge (102 km²) umfasst sämtliche Gipfel des Wilden und des Zahmen Kaisers
- Benachbarte Gebirgsgruppen sind im Norden die Chiemgauer Alpen, im Osten die Loferer Steinberge, im Süden die Kitzbüheler Alpen, im Südwesten das Rofangebirge und im Nordwesten die Bayerischen Voralpen/Mangfallgebirge
Toller und ausführlicher Bericht! Sieht nach einer tollen Wanderung aus. Ich freue mich auch schon riesig auf meine nächsten Wanderungen. Bald geht es in den Urlaub in Oberstaufen :) Jeden Tag die tolle Bergluft genießen!
Oh super, viel Spaß in den Bergen :-)