
Korsika: Wanderung Monte Rotondo
Der Wetterbericht sagt strahlenden Sonnenschein voraus und auf dem Plan steht eine Tour auf den Monte Rotondo.
Mit 2.622 Metern ist der Monte Rotondo nach dem Monte Cinto, der auf 2.706 Meter kommt, der zweithöchste Berg Korsikas. Wir brechen zeitig in L’Île-Rousse auf. Noch lange vor Sonnenaufgang stehen wir an der kleinen Parkbucht im Restonica-Tal (GPS: N 42 15.270, E 9 04.210 - Google Maps), von der aus wir unsere Wanderung auf den Monte Rotondo starten wollen. Da unser letzter Tag auf Korsika anbricht, blicke ich wehmütig in den Himmel. Sollte ich nicht noch einmal das Stativ aufbauen? Schließlich sind wir nicht jeden Tag auf Korsika. Gedacht, getan. Unsere Wanderung verschiebt sich dadurch zwar noch einmal ein ganzes Stück nach hinten - solche Fotos sind es aber wert.

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Erst gegen acht Uhr brechen wir schließlich auf. In der Nähe des kleinen Parkplatzes an der Timozzu-Brücke führt ein Weg vorbei an einer Schranke hinein in den Wald. Ein Schild gibt die Zeit zum Orientesee mit drei Stunden an. Der Monte Rotondo steht ohne Zeitangabe dran. Außer Bäumen gibt es hier unten noch nicht viel zu sehen. Der Aufstieg ist reine Fleißarbeit. Nach einer Stunde lichtet sich der Wald und wir erhaschen endlich einen Blick auf die umliegenden Berge. Im Sommer (Juli und August) lohnt sich hier auch ein Abstecher zur Bergerie de Timozzu, an der man frischen Käse kaufen kann. Diesen Umweg sparen wir uns heute – schließlich gibt es hier zu dieser Jahreszeit längst keinen Käse mehr. Ohnehin wäre es wohl ein schlechtes Geschäft für die Betreiber – wir sind lange Zeit die einzigen Wanderer auf dieser Tour.




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Der Weg führt uns über Geröll und Grasflächen immer weiter hinauf in Korsikas einmalige Bergwelt. Hier oben bläst Ende Oktober ein raues Lüftchen. An einem kleinen Felsmassiv halten wir kurz an und genießen den Blick zurück. Der Weg führt von hier an weiter steil nach oben. Hier kommt uns eine französische Familie entgegen, die am Orientesee biwakiert haben. Die drei sehen ziemlich verfroren aus und machen erst einmal Rast in der Sonne.




Etappe 1: der Orientesee
Eine Kuh und ihr Kalb weiden genüßlich auf den saftigen Wiesen. Kurz danach erreichen wir den 2.061 Meter hoch gelegenen Orientesee – unser erstes Tagesziel. Wir sind hier oben ganz alleine und genießen die unglaubliche Ruhe und die faszinierende Bergkulisse. Direkt hinter dem Orientesee ragt das gewaltige Felsmassiv des Monte Rotondo in den Himmel. Die Wegführund ist von hier unten nicht einmal zu erahnen – wir wissen aber, dass es eine Route gibt. Erst einmal machen wir aber eine kurze Pause und wärmen uns am Seeufer an einem windgeschützen Plätzchen in der Sonne.



Eisiger Aufstieg
Der weitere Weg verläuft am rechten Seeufer entlang und bringt uns rasch an den Fuß des Monte Rotondo. Der Wegverlauf ist hier immer noch nicht auszumachen. Ob wir es bis zum Gipfel schaffen? Immerhin liegen immer wieder größere Felsplatten unter einer extrem glatten Eisschicht. Wir müssen immer wieder andere Varianten suchen und teilweise auch wieder umkehren, um weiterzukommen. Für den ersten Anstieg über die Felsbänder brauchen wir eine gute Stunde. Ein paar Zweifel haben wir jetzt schon, ob der Aufstieg zum Gipfel gelingt. Immerhin liegt noch ein riesiges steiles Geröllfeld vor uns. Wir haben keine Ahnung, wie die Bedingungen hier sein werden. Bis in den Frühsommer hinein gibt es hier am Fuße des Geröllfeldes außerdem ein Schneefeld, das erhebliche Probleme bereiten kann. Ende Oktober ist von dem Schnee aber kaum etwas übrig – immerhin über diese Stelle müssen wir uns den Kopf nicht zerbrechen.





Übles Geröll
Zunächst schlagen wir die falsche Richtung ein und nehmen Kurs auf die falsche Rinne. Mir schwant beim Blick nach oben übles – die Rinne sieht extrem steil und steinschlaggefährdet aus. Wir bemerken unseren Fehler aber rechtzeitig und nehmen Kurs auf den richtigen Aufstieg. Den einen Weg gibt es nicht – es gilt einfach nur das Motto nach oben. Wir halten uns tendenziell von den Felswänden entfernt, um das Steinschlagrisiko zu minimieren. Wie befürchtet gibt es auch auf diesem Teil der Wanderung vereiste Stellen. Wo man im Sommer relativ leicht nach oben kommt, müssen wir uns eine Alternative suchen. Ganz ohne Kraxelei geht es dabei nicht. Der Wind, der hier knapp unterhalb des Gipfels pfeifft, ist brutal. An unserem Ziel, den Gipfel zu erreichen, ändert das nichts.




Traumblick vom Monte Rotondo
Die letzten Höhenmeter kommen wir wieder schneller voran. Jetzt sind es nur noch wenige Meter bis zum Bergrücken, von wo aus wir einen traumhaften Blick auf den Bastanisee auf der anderen Seite und die umliegenden Gipfel genießen. Hier oben kommen wir auch endlich aus dem Schatten – die Sonne tut richtig gut. Bis zum Gipfel des Monte Rotondo ist es nun nicht mehr weit. Der Weg zieht noch einmal an und bringt uns zur Biwakhütte. Die letzten Meter zum Gipfel des Monte Rotondo geht es in leichter Kletterei nach oben. Geschafft! Wir stehen auf Korsikas zweithöchstem Berg und fallen uns in die Arme. Der Blick auf Orientesee, Bastanisee und Korsikas Gipfel ist atemberaubend. Da stört uns auch der kalte Wind nicht.






Der Abstieg
Viel Zeit haben wir hier oben aber nicht, wollen wir nicht zu tief in die Dunkelheit kommen. Wir machen uns wieder an den Abstieg. Wir kommen erstaunlich flott voran und legen am Orientesee noch eine kurze Pause ein. Der See liegt leider schon im Schatten – da hilft jetzt nur noch eine Daunenjacke. Die letzten Kilometer kommen wir in die Nacht – unsere Stirnlampen sind aber voll geladen und die Wegführung ist hier unten eigentlich kaum zu verfehlen. Nach rund zehn Stunden erreichen wir den Parkplatz. Die Wanderung auf den Monte Rotondo war der krönende Abschluss einer tollen Reise.







Nachtshooting im Restonica-Tal
Klar, dass wir nicht zurück ins Hotel können, ohne die Kamera noch einmal aufzubauen – schließlich haben wir den schönsten Sternenhimmel hier auf Korsika. Und weil wir inzwischen ziemlich ausgehungert sind, kochen wir uns in der schönsten korsischen Nacht auch noch eine Portion Nudeln mit Tomatensauce auf dem Campingkocher.

Tourdaten Monte Rotondo
Reisezeitraum: Oktober 2016
Gesamtweglänge: 13,4 Kilometer
Höhenmeter: 1.530 Meter
Reine Gehzeit: 8:30 Stunden
Die Wanderung auf den Monte Rotondo verlangt Ausdauer, Trittsicherheit und im Gipfelbereich Schwindelfreiheit. Mit über 13 Kilometern und 1.530 Höhenmetern im Auf- und Abstieg ist die Tour wirklich nur erfahrenen Bergwanderern zu empfehlen. Der erste Teil der Wanderung ist leider wenig spektakulär und das steile Geröllfeld zum Gipfel ist auch kein Spaß. Dafür entschädigt der atemberaubende Ausblick vom Gipfel des Monte Rotondo. Die Tour kann dank des Gipfelbiwaks auch auf zwei Tage aufgeteilt werden. Wer nicht ganz so hoch hinaus will, kann auch nur zum Orientesee wandern und hier wieder umkehren. Da würden wir aber eher zum Ninosee und zum Melosee & Capitellosee raten – diese beiden Touren sind auch nur mäßig schwer und lanschaftlich sehr viel schöner.
Es war abee tolle Reise. Wilde Natur ist echt schön!
Vielen Dank Klaus :-)