1. Führung mit dem Salzmaier von Traunstein
Das Highlight der Stadt wartet bereits an der Touristeninformation auf uns – der Salzmaier. Eigentlich heißt er Josef Knott, und für uns schlüpft er nun eine Stunde lang in die Rolle des Salzmaiers, alias Franz Edler von Stubenrauch. Früher wurden alle Chefposten mit dem Namen „Maier“ bezeichnet.
Der Salzmaier war die wichtigste Person in der Traunsteiner Saline und der bestverdienende Mann der Stadt. Ich kann dir die Führung mit dem Salzmaier nur empfehlen, denn Josef Knott weiß alles über Traunstein. Er nimmt uns mit auf eine gedankliche Reise ins 18. Jahrhundert, als der Salzmaier durch die Straßen Traunsteins lief. Etwas eingebildet soll er gewesen sein, und mit seinen Mitarbeitern ging er nicht gerade freundlich um.
Nach der Tour lässt er es sich nicht nehmen, mit seiner Gruppe im Anschluss noch einen Salzkrustenbraten essen zu gehen. So schließt sich der Salzkreis auch kulinarisch.
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Wissenswertes zum Thema Salz
In Traunstein wurde übrigens kein Salz abgebaut. In Reichenhall wurde 1612 eine neue Solequelle entdeckt. Generell enthält Sole 75 Prozent Wasser und einen gewissen Salzanteil. Die Sole, die nach Traunstein geleitet wurde, enthielt 25 Prozent Salz. In Reichenhall wurden damals 175.000 Ster Holz für die Pfannen und die Öfen verarbeitet.
Als man die neue Quelle entdeckte, baute man eine Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein. Mit dem Bau wurde Hanns Reiffenstuel beauftragt. Die Soleleitung hatte eine Länge von 32 Kilometern und musste 250 Höhenmeter überwinden. Sie war die erste Pipeline der Welt. Die USA bauten erst später eine Pipeline für Öl.
Für den Bau der Strecke brauchte man sieben Pumpstationen und 8.400 Rohre aus Baumstämmen (Deicheln). Die von Reiffenstuel entwickelte Pumpe funktionierte mit Gebirgswasser und war die erste Pipeline der Welt.
2. Der Schrannenplatz mit Brunnen
Auf dem heute als Stadtplatz bezeichneten früheren Schrannenplatz steht der Lindlbrunnen. Wie es früher üblich war, bildet der Platz auch das Zentrum der Stadt. Traunstein war der drittgrößte Schrannenmarkt in Oberbayern, nach München und Erding.
Die Figur auf dem Brunnen trägt einen Maximiliansharnisch. Der Lindl, ein Wappner, hält auf dem Stadtbrunnen Wache. Vor 300 Jahren gab es in Traunstein über 20 Gastwirtschaften, einige davon auch am Schrannenplatz. Genau über diesen Platz führte damals auch die Salzstraße.
Von Reichenhall aus verlief sie über Traunstein weiter nach Wasserburg und München. In der anderen Richtung führte die Straße bis nach Regensburg. Herzog Stephan II. von Bayern gab der Stadt 1359 das Recht zur Salzniederlage. Bis 1912 war Salz fast 600 Jahre lang einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Stadt.
3. Das Salzmaieramt
Dort, wo heute die Touristeninformation steht, befand sich damals das Salzmaieramt. Hier regierte und wohnte der Salzmaier. Direkt am Schrannenplatz verwaltete er die Saline. Die Hochphase der Saline war um 1800, als mehr als 10.000 Tonnen Salz pro Jahr hergestellt wurden.
4. Der Brothausturm
Der sogenannte Brothausturm war bei meinem Besuch leider komplett eingerüstet. Er ist das älteste Gebäude der Traunsteiner Befestigungsmauer. Im 18. Jahrhundert fand dort der Brotverkauf statt. Der Chef im Turm war der Brotsitzer, der überprüfte, ob das Brot die richtige Größe hatte.
Wenn das Brot nicht passte, wurde die gesamte Produktion des betreffenden Bäckers an die Armen gegeben. Bei dreimaligem Verstoß wurde der Bäcker möglicherweise in einen Käfig gesperrt und in kaltes Wasser getaucht. Auf jeden Fall durfte er kein Brot mehr verkaufen, was seinen Ruin bedeutete.
Der Brotsitzer hatte auch ein Holzbrett, auf dem er überprüfte, ob die Bäcker ihre Miete zahlten. Wer seine Miete nicht zahlte, erhielt eine Kerbe im Holzbrett. So wurden die Schulden gekennzeichnet. Daher kommt die Bezeichnung: Etwas auf dem Kerbholz haben.
5. Der Rupertusbrunnen – Salzstadel
Auf unserem Weg kommen wir am Brunnen des Salzheiligen Rupertus vorbei. Dort, am Maxplatz, stand früher der Salzstadel. Er wurde 1568 gebaut und war eines der größten Gebäude der Stadt. Bei einem Stadtbrand 1851 wurde er zerstört. Heute erinnert nur noch die Figur des Rupertus an die Bedeutung, die das Salz früher für Traunstein hatte.
6. Die Salzmaierstiege
Auch an den Gebäuden wird hin und wieder der Rupertus erwähnt. Als wir zur Salzmaierstiege kommen, erklärt der Salzmaier ihren Zweck. Auch „Finstere Stiege“ genannt, war sie sein Verbindungsweg vom Salzmaieramt zur Saline in der Au.
Die Stiege durfte nur der Salzmaier nutzen, um schnell vom Schrannenmarkt zur Saline zu gelangen. Heute ist die Stiege nicht mehr begehbar.
7. Die Salinenkapelle
Die Salinenkapelle, Deutschlands größte Kapelle, wurde 1631 erbaut und ist ein Kleinod im Chiemgau. Die Bänke und die Empore, handgeschnitzt von einem Schweizer Künstler, stammen ebenfalls aus dem Jahr 1631. Die Kapelle ist dem Salzheiligen Rupertus geweiht.
In der Kapelle kannst du 400 Jahre alte Schlösser bewundern. Der Zutritt ist nur im Rahmen der Tour mit dem Salzmaier erlaubt. Die Fassade der Kapelle wurde aus Ruhpoldinger Marmor gebaut.
8. Marienstock, Wohnhäuser und das Brunnhaus
Der Marienstock war das Wohnhaus der Salinenmitarbeiter. Damals arbeiteten 150 Menschen an der Saline. Die Männer waren für das Befeuern und viele weitere Arbeiten im Sudhaus zuständig, während die Frauen das Salz in Fässer füllten. Obwohl die Arbeiter schlecht bezahlt wurden, sollen sie laut alten Schriften zufrieden und fröhlich gewesen sein. Die Arbeit in der Saline war jedoch sehr hart. Von 1619 an erhielten die Arbeiter 50 Jahre lang Weizen, Kartoffeln und Salz als Lohn, bevor sie später Geld erhielten.
Ab 1618 wurden auch Wohnhäuser für die Mitarbeiter gebaut. Diese Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz und sind an ihren markanten rot-weißen Fensterläden zu erkennen.
Heute beherbergen sie ein Museum über die Salinen, in dem auch ein Modell der bekannten Reiffenstuel-Pumpe ausgestellt ist. Bis zu 4.000 Tonnen Salz wurden hier jährlich gewonnen. Als die Kapazitäten für die Salzgewinnung nicht mehr ausreichten, wurde ein neues Gebäude gebaut. Das Brunnhaus, ein kleines Gebäude in der Wohnanlage, markierte das Ende der Soleleitung.
Eine ehemalige Sehenswürdigkeit: Das Karl-Theodor-Sudhaus
Das Karl-Theodor-Sudhaus existiert heute leider nicht mehr. Es stand an der Stelle, wo sich heute der Karl-Theodor-Parkplatz befindet. Im Sudhaus wurde die Sole, das Salz-Wasser-Gemisch, zu Salz verarbeitet.
In dem Gebäude befanden sich acht Sudpfannen. Im Jahr 1870 produzierte Traunstein 10.000 Tonnen Salz pro Jahr, und die Qualität des Salzes stieg durch das neue Sudhaus. Nach seiner Schließung im Jahr 1912 wurde das Sudhaus gesprengt.
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Eine sehr schöne anschauliche Führung durch die Stadtgeschichte, und malerische Fotos!
Danke! Schön, dass es dir gefällt :-)