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Kreta: Wanderung auf den Psiloritis (2456 m)

Die Wanderung auf den Psiloritis im Psiloritis-Massiv (auch Idagebirge) ist ein Muss auf Kreta. Der Psiloritis, nach der Gipfelkapelle auch Timios Stavros (“Ehrwürdiges Kreuz”) genannt, ist der höchste Berg der griechischen Mittelmeerinsel.

Aktualisiert am 19.10.2023
Die Reiseblogger Biggi Bauer und Florian Westermann

Start der Wanderung auf den Psiloritis

Schließlich stoßen wir wieder auf die normale Anfahrt. Statt über eine raue Offroad-Piste geht es gemütlich über eine kurvige Asphaltstraße durch kleine Bergdörfer bis zum Parkplatz an einer Taverne, die allerdings geschlossen ist. Unser Abstecher in die Prärie hat uns viel Zeit gekostet.

Wir starten erst gegen zehn Uhr zur Wanderung auf den Psiloritis. Der Wanderparkplatz (GPS: N 35 12.413, E 24 50.102 Google Maps) liegt auf 1370 Metern Höhe. Hier oben ist es noch angenehm kühl, obwohl die Sonne schon ordentlich brennt. Die Wanderung beginnt quasi direkt am Parkplatz. Wir folgen einem schmalen Pfad und erreichen schon nach wenigen Minuten eine kleine Kapelle. Von hier folgen wir einem breiten Fahrtweg, den wir aber schon bald wieder in einer scharfen Rechtskehre nach links verlassen. Ein Schild mit dem Hinweis „Akolita 2,6 km“ und „Timios Stavros 7,5 km“ markiert den Abzweig, der uns zum Gipfel des Psiloritis führt. Wir folgen anfangs einem felsigen Pfad und haben dabei immer einen tollen Blick auf die Nidha-Hochebene. Nach einer halben Stunde führt der Pfad nach rechts in einen kleinen Canyon. Verlaufen kann man sich nicht. Wir folgen dem gut auszumachenden und mit zwei roten Punkten bestens markierten Pfad.

Wir passieren die Bergkapelle Analipsi

Wir passieren die Bergkapelle Analipsi – hier im Rückblick

Blick auf die Nidha-Hochebene. Wir parken an der verlassenen Taverne
Blick auf die Nidha-Hochebene. Wir parken an der verlassenen Taverne
Anfangs folgen wir einem breiten Fahrtweg
Anfangs folgen wir einem breiten Fahrtweg
Das Schild weist den Weg nach Timios Stavros
Das Schild weist den Weg nach Timios Stavros, der Gipfelkapelle des Psiloritis

 

Wanderung durch eintönige Landschaft

Wir steigen immer weiter auf. Dicke Hummeln, emsige Bienen und Schmetterlinge schwirren uns um den Kopf. Stachelige Sträucher kratzen unsere Waden auf. Der Weg ist leider nicht sehr spannend und führt ununterbrochen straff nach oben. Erst nach eineinhalb Stunden erreichen wir einen Sattel, der einen ersten Fernblick erlaubt.

Der Aufstieg ist schweißtreibend
Der Aufstieg ist schweißtreibend
Mitten im Psiloritis-Massiv - auch Idagebirge genannt
Mitten im Psiloritis-Massiv – auch Idagebirge genannt

Auf dem Fernwanderweg E4

Den Gipfel des Psiloritis sehen wir aber immer noch nicht. Der steinige Pfad führt uns wieder ein ganzes Stück nach unten – wir folgen hier dem Fernwanderweg E4 -, nur um danach wieder steil aufzusteigen. Wir sind nun in einem anderen Canyon – von Aussicht kann nach wie vor keine Rede sein. Der Pfad führt durch einen ausgetrockneten Wasserlauf über grobes Geröll. Links türmen sich die Berge auf – in diesem Canyon fühlen wir uns irgendwie gefangen und zu allem Überfluss nimmt der Weg einfach kein Ende. Stattdessen schraubt sich der Pfad immer weiter in die Höhe. Wir passieren die ersten Schneefelder – die weiße Pracht ist allerdings extrem kompakt und stellt kein großes Hinterniss dar. An der Landschaft ändert sich indes nicht viel. Geröll und kleine Gewächse bestimmen das Bild.

Der Wegverlauf zum Psiloritis ist leider wenig spektakulär
Der Wegverlauf zum Gipfel des Psiloritis ist leider wenig spektakulär
Der erste Schnee auf unserer Wanderung zum Psiloritis
Der erste Schnee auf unserer Wanderung zum Psiloritis
Die Schneefelder machen die Wanderung noch anstrengender
Die Schneefelder sind unproblematisch, machen die Wanderung aber noch anstrengender
Die Scheefelder ziehen sich ewig
Die Scheefelder ziehen sich ewig
Einöde, wohin das Auge blickt
Einöde, wohin das Auge blickt

Die erste Aussicht – nach drei Stunden

Erst nach gut drei Stunden erreichen wir einen Aussichtspunkt mit einem schönen Blick über diesen Teil Kretas. Der Gipfel des Psiloritis ist aber noch immer in weiter Ferne. Immerhin können wir schon die Gipfelkapelle erahnen. Hier oben kommen uns sogar ein paar Wanderer entgegen – es gibt nämlich auch noch zwei weitere, deutlich kürzere Aufstiegsvarianten auf den Psiloritis. Die von uns gewählte Wanderung ist deutlich länger und anspruchsvoller – und leider alles andere als ein Genuß für die Sinne. Hier oben auf über 2000 Metern schmelzen die letzten Schneefeder ab. Auf dem Weg zum Gipfel des Psiloritis müssen wir noch einge dieser Schneefelder passieren. Ganz ungefährlich ist das nicht – ein falscher Schritt und man landet schnell 100 Meter tiefer im schroffen Geröll.

Endlich sehen wir das Meer und den Psiloritis-Gipfel
Endlich sehen wir das Meer und den Psiloritis-Gipfel
Das erste Schneefeld am Hang. Bis in den Juni hinein muss hier noch mit Schnee gerechnet werden
Das erste Schneefeld am Hang. Bis in den Juni hinein muss hier noch mit der weißen Pracht gerechnet werden
Hier ist Konzentration gefordert: Abrutschen darf man hier nicht
Hier ist Konzentration gefordert: Abrutschen darf man nicht
Der Gipfel ist endlich in Sichtweite
Der Gipfel ist endlich in Sichtweite

Blick vom Gipfel

Auch ohne Schneefelder ist das letzte Stück zum Gipfel des Psiloritis (GPS: N 35 13.577, E 24 46.258 → Google Maps) erfahrenen Wanderern vorbehalten. Der Weg ist an vielen Stellen leicht ausgesetzt und verläuft in recht steilen Geröllhängen. Bevor wir den Gipfel des Psiloritis erreichen, passieren wir noch einen Zwischengipfel. Der finale Anstieg zum Dach Kretas zehrt noch einmal an den Reserven. Nach dreieinhalb Stunden stehen wir endlich auf Kretas höchstem Berg. Unbedingt muss man die große Glocke der Kapelle Timios Stavros feierlich läuten. Wir sind hier oben auf 2456 Metern lange alleine – später erreicht noch ein anderes Paar den Gipfel. Die beiden haben den gleichen mühsamen Aufstieg wie wir gewählt und kommen zum selben Fazit: Nein, ein Genuss ist die Wanderung auf den Psiloritis nicht.

Die Glocke auf dem Psiloritis muss man unbedingt läuten
Die Glocke auf dem Psiloritis muss man unbedingt läuten
Die Gipfelkapelle Timios Stavros
Die Gipfelkapelle Timios Stavros
Vom Gipfel des Psiloritis hat man bei klarer Sicht einen herrlichen Ausblick
Vom Gipfel des Psiloritis hat man bei klarer Sicht einen herrlichen Ausblick
Selfie an der Kapelle
Selfie an der Kapelle
Der Psiloritis-Gipfel und die Kapelle Timios Stavros aus der Luft
Der Psiloritis-Gipfel und die Kapelle Timios Stavros aus der Luft

Grandiose Aussicht vom Psiloritis-Gipfel

Dafür entschädigt die tolle Aussicht vom Gipfel des Psiloritis. Bei schönem Wetter sieht man nicht nur den Pachnes, Kretas zweithöchsten Berg, sondern blickt bis nach Santorin, ein kleines griechisches Archipel im Süden der Kykladen. Das besondere am Psiloritis ist die alte Kapelle. Leider können wir den Ausblick nicht wirklich genießen – hunderte Fliegen und Mücken treiben hier oben ihr Unwesen und verderben uns die wohlverdiente Pause.

Der Abstieg

Für den Rückweg wählen wir eine Variante. Statt durch die öden Canyons wählen wir eine Route über die Bergkämme. Dieser Weg ist allerdings nur sehr spärlich ausgezeichnet und stellenweise kaum zu erkennen – eine sehr gute Orientierung oder ein GPS sind hier ein Muss. Es geht wieder über grobes Geröll. Wir sind immer auf der Suche nach dem nächsten Steinmännchen, um den Pfad nicht aus den Augen zu verlieren. Der Kammweg ist durch seine Lage deutlich eindrucksvoller als die Canyon-Variante. Der Weg ist allerdings auch länger, anspuchsvoller und stellenweise schwer zu finden. Um halb acht stehen wir wieder wohlbehalten am Parkplatz. Meine Füße schmerzen – ich habe mir gleich mehrere Blasen gelaufen. Meine neuen Wanderschuhe bereiten mir noch ganz schöne Probleme.

Auf dem Rückweg gibt es noch einmal einige herrliche Ausblicke
Auf dem Rückweg gibt es noch einmal einige herrliche Ausblicke
Die Sonne geht bald unter im Psiloritis-Massiv
Die Sonne geht bald unter im Psiloritis-Massiv

Das Video zur Wanderung auf den Psiloritis

Tourdaten Psiloritis

Gesamtweglänge: 17,6 Kilometer
Höhenmeter: 1240 Meter
Gehzeit: 8:45 Stunden + individuelle Pausen

Was du über die Wanderung auf den Psiloritis wissen musst

Die Wanderung auf den Psiloritis ist lang und erfordert ein gehöriges Maß an Kondition. Im oberen Teil der Wanderung ist der Weg ausgesetzt und quert steile Geröllfelder. Wer die einfachere Variante durch die Schluchten wählt, sieht über Stunden hinweg nichts anderes als Steine. Mental ist das ein Kraftakt, eine Genußwanderung ist die Tour definitiv nicht. Die Variante über die Bergkäme erfordert mehr Erfahrung und Ausdauer, ist aber landschaftlich wesentlich reizvoller. Wir können nur diese Variante empfehlen. Beachtet bitte, dass ihr euch auf weit über 2.000 Metern befindet. Das Wetter kann hier schnell umschlagen und es kann auch im Sommer empfindlich kalt werden. Neben Sonnenschutz, ausreichend Verpflegung und festen Wanderschuhen ist warme und möglichst windfeste Kleidung Pflicht. Zudem ist der Wetterbericht vorab zu checken.

Nützliche Links und GPS-Koordinaten im Überblick

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9 Kommentare

  • Moin, mir sind 4 verschiedene Wanderrouten auf den
    Psiloritis bekannt.

    Vom Norden:

    – Livadia bis zu der Schutzhütte Lakkos Mygerou mit dem Auto

    – Anopoli bis Analipsi mit dem Auto

    Vom Süden:

    – Kourutes bis zu der Schutzhütte Toubotos Prinos (mit 4×4)

    – Foufouras über die Schutzhütte Toubotos Prinos (mit dem 4×4 bis zum Ende der Schotterpiste).

    Besorge dir die Anavasi Karte 11.14. Psiloritis. Dort sind alle Schotterpisten und „Wanderwege“ eingezeichnet. Auch über die Entfernungen bekommst du eine gute Vorstellung.

    In allen Kreta-Wanderbüchern ist die Wanderung beschrieben.

    Welche Route du auch wählst, es ist immer eine mehrstündige Wanderung. Nur bei guten Wetter gehen. Denke an eine Kopfbedeckung und ausreichend Wasser und Essen.

    Viele Grüße aus Hamburg, kv

  • bin im Mai von der Kallergi Hütte gelaufen,bin aber nur bis Melindau gekommen da starker Wind mit Sahara Staub,hab mich bei Herrn Schwemberger regeneriert…ist 20 Jahre her…..

  • Wow! Ein echt genialer Bericht! Ich trage mich schon lange mit dem Gedanken, diesen Berg einmal zu besteigen aber nachdem, was Ihr so geschrieben habt, frage ich mich, ob’s das bringt … Vielleicht bleibe ich doch bei meinen Schluchtenwanderungen … „Gipfel“ habe ich in Österreich eh schon genug erklommen :-)

    • Hi Siegi,

      ja, die Gipfel in Österreich sind definitiv schöner! Ich selbst würde den Psiloritis zumindest auf dieser Route nicht mehr besteigen, das war mir echt zu eintönig. Es gibt aber auch andere Routen, die sich wohl nicht so ziehen. Die Schluchten sind aber alle toll!

      Viele Grüße
      Florian

  • Hallo Biggi und Flo!
    Einen tollen Fotoblog habt ihr da. Ich bin am 20. August 2017 im Alleingang auf den Psiloritis. Meine Tour sollte man aber eher unter sportlicher Herausforderung verbuchen. Ich bin von Süden in Kamares auf 580m Höhe um 7 Uhr morgens gestartet. Der direkte Weg zum Gipfel, den ich auch wieder herunter wählte, beträgt etwa 14 Kilometer. Ich war insgesamt 10 Stunden unterwegs (4:50 Aufstieg, 4:40 Abstieg). Meine 4 Liter Wasser haben gerade so gereicht. Der erste Teil (6km bis 1750m) des Weges von Kamares aus ist sehr steil, der Pfad schwer zu erkennen. Es gibt zwar Markierungen und Steinmännchen, aber man muss schon einen guten Blick haben den Weg zu sehen. Ohne GPS-Gerät mit der Route darauf hätte sicher länger gebraucht. Wenn man den Weg verliert, weiß man ja sonst nicht, auf welcher Seite man suchen soll. Zudem gibt es in diesem Bereich immer wieder stachelige Pflanzen, die (Jogging)Schuhe und Beine in Mitleidenschaft zogen. Man erkennt die Schwierigkeit der Route auch daran, dass ich für Auf- und Abstieg beinahe die gleiche Zeit brauchte. Dann kommt ein 3 km langes Flachstück (guter Weg) bis der Weg für die letzten 5 km auf eure Route trifft. Ansonsten war es natürlich eine klasse Tour, die mich an die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit brachte. Ein tolles Gefühl auf dem Dach Kretas zu stehen!

    • Hi Markus,

      Glückwunsch zur Tour! Der Weg zieht sich echt enorm! Noch einmal würde ich die Wanderung ehrlich gesagt nicht machen. Der Weg war mir über weite Strecken zu langweilig. Aber es ist trotzdem super, am Gipfel zu stehen.

      Viele Grüße
      Florian

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