Was ist eigentlich ein Fotohandschuh
Was zeichnet einen guten Fotohandschuh aus? Mit einem Fotohandschuh kannst du deine Kamera und gegebenenfalls auch das Smartphone bedienen. Das funktioniert aber nur mit sehr dünnen Handschuhen mit Touch-Funktion fürs Smartphone oder mit Fotohandschuhen, bei denen du Finger und Daumen „freilegen“ kannst.
Lange habe ich im Winter mit dünnen Unterziehhandschuhen (Liner) mit Touch-Funktion und einem speziellen Fotohandschuh, bei dem ich Finger und Daumen rausholen konnte, als Überziehhandschuh (Shell) gearbeitet. Bei Minusgraden habe ich auch schon mit dicken Daunenhandschuhen gearbeitet, die ich beim Fotografieren aber immer wieder ausziehen musste.
Wirklich zufrieden war ich mit all diesen Lösungen nicht. Wenn du im Winter lange an einem Fotospot stehst, kommt mit gewöhnlichen (Foto)-Handschuhen irgendwann der Punkt, ab dem du mit Eisfingern kämpfst – und das macht keinen Spaß.
Die Lösung: Beheizbare Fotohandschuhe
Sind deine Hände erst einmal kalt, hast du fast keine Chance mehr, diese warm zu bekommen. Um das zu verhindern, helfen im Winter beim Fotografieren nur beheizbare Handschuhe. Hier gibt es wiederum zwei Varianten: beheizbare Handschuhe mit Wärmepads auf Aktivkohlebasis und beheizbare Handschuhe mit einer Akku-Heizung.
Ich habe mir fünf verschiedene Modelle angeschaut und verrate dir hier meine Favoriten.
1. „Wind Pro Liner“ von „The Heat Company“
Einer der bekanntesten Hersteller beheizbarer Fotohandschuhe ist „The Heat Company„. Die Österreicher setzen auf einlegbare Wärmepads mit einer Aktivkohle-Eisen-Mischung, die bei Kontakt mit der Luft warm werden. Die volle Wärmeleistung wird nach etwa 15 Minuten erreicht. Du solltest die Wärmepads also rechtzeitig vor dem geplanten Fotoshooting aktivieren.
Der Wind Pro Liner soll insbesondere kalten Wind und Wasser abhalten und eignet sich daher speziell für Einsätze an der stürmischen See.
Der Handschuh ist als Liner (Unterziehhandschuh) konzipiert und eignet sich meinem Empfinden nach am besten für Shootings, wenn die Temperaturen noch im einstelligen Plusbereich liegen. Für Bergwanderungen (wo du die Kamera ja auch bedienen musst) eignet sich der beheizbare Handschuh gut.
Kamera und Smartphone lassen sich dank der guten Passform und der Touch-Funktion gut bedienen.
2. „Merino Liner Pro“ von „The Heat Company“
Auch ohne Heizpad wärmt die Merino-Wolle des Merino Liner Pro ordentlich. Ich kann den Unterziehhandschuh für Temperaturen bis in den einstelligen Plusbereich empfehlen. Mit Heizpad am Handrücken wird es noch ein wenig wärmer im Handschuh.
Stehst du lange an einem Fleck, werden die Finger aber auch mit Heizpad kalt. Für Bergwanderungen bei einstelligen Minusgraden ist der Handschuh perfekt – nicht zu warm und nicht zu kalt.
Kamera und Smartphone lassen sich dank der guten Passform und der Touch-Funktion gut bedienen.
3. „Shell Full Leather“ von „The Heat Company“
Wird es im Winter richtig kalt, nützen dir auch die beheizbaren Unterziehhandschuhe mit Wärmepad nicht viel. Die Heizleistung am Handrücken reicht nicht aus, um die Finger über längere Zeit warm zu halten. Bei Minusgraden solltest du zusätzlich einen beheizten Überziehhandschuh nutzen.
Der Shell Full Leather ist für Fotografen der perfekte Überziehhandschuh für kalte Winternächte. Dank eines Reißverschlusses, der sich auch mit den dicken Überziehhandschuhen bedienen lässt, kannst du die Finger freilegen. Für den Daumen gibt es eine Kappe, die du nach hinten ziehst. Magnete sorgen dafür, dass die Laschen beim Fotografieren nicht im Weg sind.
Für besonders kalte Tage gibt es ein Fach für ein Heizkissen im Bereich der Finger. Minuspunkt: Der empfindliche Daumen profitiert davon leider nicht.
4. Charly Li-Ion Fire Basic
Die Firma Charly, eigentlich ein Hersteller von Rettungsgeräten und Helmen für den Flugsport, verfolgt einen anderen Ansatz: Statt Wärmepads kommen bei den beheizten Handschuhen austauschbare Akkus und Heizdrähte zum Einsatz.
Das Besondere: Die Heizdrähte verlaufen entlang der Finger und über die Fingerspitzen, also genau an den schlecht durchbluteten Bereichen der Hand und nicht nur am Handrücken wie bei vielen Billig-Modellen.
Das Modell Charly Li-Ion Fire Basic ist sehr dünn und als Unterziehhandschuh konzipiert. Obwohl kein echter Fotohandschuh, lassen sich Kamera und Smartphone gut bedienen.
Die Akku-Heizung wärmt die Finger bis zu zehn Stunden lang. Bei voller Heizleistung (es gibt drei Stufen) reicht eine Akku-Ladung für 90 Minuten. Es passen aber zwei Akku-Packs in den Handschuh. Das reicht für 180 Minuten volle Power.
Bei voller Heizleistung reicht der Charly Li-Ion Fire Basic locker aus, um bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ohne kalte Finger zu fotografieren.
Beachte, dass die Handschuhe von Charly sehr weit geschnitten sind. Fotografen bestellen besser eine Nummer kleiner.
5. Charly Polarheat Light
Der Charly Polarheat Light mit Fleece-Futter ist für Gleitschirmflüge im Frühjahr und Herbst konzipiert und bei voller Heizleistung noch deutlich wärmer als der Li-Ion Fire Basic. Kamera und Smartphone lassen sich noch bedienen, aber aufgrund der dicken Fütterung weniger komfortabel als mit dem dünnen Li-Ion Fire Basic.
Obwohl nicht als Fotohandschuh konzipiert, kann ich Fotografen den Charly Polarheat Light für Temperaturen bis in den zweistelligen Minusbereich wärmstens empfehlen.
Tipp: Damit du lange Freude an deinen beheizbaren Handschuhen von Charly hast, musst du die Akkus in den warmen Sommermonaten bei Nichtgebrauch alle drei bis sechs Monate voll aufladen.
Fazit: Die besten beheizbaren Fotohandschuhe
Fallen die Temperaturen unter null Grad, schwöre ich persönlich auf den Charly Li-Ion Fire Basic. Dank der starken Akku-Heizung bleiben die Hände schön warm. Zugleich sind die Handschuhe so dünn, dass ich meine Kamera und auch das Smartphone gut bedienen kann.
Für zweistellige Minusgrade empfehle ich die Charly Polarheat Light. Damit ist die Bedienung der Kamera zwar etwas eingeschränkt. Das finde ich aber besser als eiskalte Finger. Ich nutze die beheizbaren Handschuhe von Charly im Winter übrigens auch auf dem Fahrrad.
Die Liner von The Heat Company kommen bei mir nur bei Temperaturen über den Gefrierpunkt zum Einsatz. Auch mit Wärmepad werden meine Hände sonst zu kalt.
Tipp: Wir es richtig kalt, kannst du die Charly Li-Ion Fire Basic mit dem Shell Full Leather kombinieren. Beim Fotografieren mit dieser Kombi glühen meine Hände selbst bei Minusgraden regelrecht. Hast du wie ich auch Probleme mit Eishänden im Winter, ist das eine super Kombination. Auch für Menschen mit Raynaud Syndrom dürfte diese Lösung ideal sein, um bei Eis und Schnee zu fotografieren.
Tipp 2: Zusätzlich kannst du dir einen Taschenwärmer einpacken. Ich empfehle ein Modell mit Akku-Heizung. Das ist im Prinzip eine Powerbank mit Wärmefunktion. Du kannst den Taschenwärmer nutzen, um deine kalten Finger im Winter zu wärmen – oder du lädst dein Smartphone. Für längere Outdoor-Abenteuer ist ein Akku-Taschenwärmer natürlich nichts – schließlich musst du das Teil ja immer wieder aufladen. Empfehlen kann ich den Taschenwärmer von Ocoopa (hier Preis checken*).
Tipp: Kälteschutz fürs Stativ
Ist es draußen kalt, ist auch die Arbeit mit dem Stativ kein Spaß. Schließlich sind auch die Stativbeine aus Aluminium oder Carbon extrem kalt. Abhilfe schafft ein Kälteschutz fürs Stativ. Viele Stative werden mit Kälteschutz ausgeliefert – aber nicht alle. Stativbeinwärmer zum Nachrüsten findest du im Fotofachhandel oder in Online-Shops, etwa hier bei Photoshop Becker.